Die Witzeschreiber und Poetry Slammer, Marc Carnal und Max Horejs geben in „Unglaublich Glücklich“ eine Anleitung zum (Un-)Glücklichsein.
Die zwei Jungautoren machen auf Fear and Loathing, tauschen das Hotel in Las Vegas aber mit einem bulgarischen All-Inclusive Club und harte Drogen mit gefährlich gesüßten Kreationen des Clubkellners Dimitri. Eigentlich sollte die Auszeit in der Hotelhölle dazu genutzt werden, das vorliegende Auftragswerk zu stemmen. So ein Cluburlaub hält aber viel zu viel der Ablenkungen bereit – auch abseits der Tagesanimation. Hinzu kommt das Konstrukt der Männerfreundschaft, in der ja immer auch Konkurrenzverhalten und Gockeltum unter der unrasierten Oberfläche brodeln.
Die zwei Helden gießen sich so immer wieder gegenseitig gehörig Sonnenöl ins Freundschaftsfeuer und stiften sich damit zu fragwürdigen Glanzleistungen an. Im Kampf um die Gunst der obskuren Objekte der Begierde, sei es nun Sportskanone Rolf oder die steirischen Jungmaturantinnen, ist dann auch vieles erlaubt, was im daily life verpönt wäre. Meistens beschränkt sich die Spur der Verwüstung dann aber doch auf den eigenen, geschundenen Knabenkörper.
Pommes Rot, weist
In Tagebuchform erzählen die zwei Schreiberlinge im Wechsel ihre subjektiven Eindrücke der Club-Surrealität. In dem dichten Umfeld (Karaoke-Abende, Mayo-Pommes) literarische Höchstleistung zu generieren, ist schwierig, aber, und das beweist das vorliegende Buch, nicht unmöglich. Die unguten, Status-einfordernden Emails der Verlegerin im Nacken erschweren zwar die Arbeit zusätzlich, beherbergen jedoch auch großen Lautlachfaktor.
Eingeschobene Kurzgeschichten brechen ein bisserl den Lesefluss, generieren jedoch ähnlich unanständige Cringe-Momente wie Dein Lieblings-Subreddit (Die Abenteuer des kleinen Dominik). Illustriert werden die Reiseerlebnisse zudem von Handyschnappschüssen in geringst-Auflösung, die eigentlich in keinem dokumentarischen Gonzo-Satirewerk mehr fehlen sollten.
Gags, Gags, Gags
Die Gags sind immer hart am spritzigen Sarkasmus. Einige scheinen aber bereits bekannt und manche Formulierung wirkt – weil stilistisch halt doch nahe an den übrigen Geschichten (FM4, Willkommen Österreich, Ron Tyler Archiv) – ein wenig abgegriffen. Bei einem so umfangreichen Oeuvre, wie dem der zwei Lausbuben, ist ein wenig Redundanz halt leider unvermeidbar. „Unglaublich Glücklich“ erfrischt trotzdem und relativiert auch die Erwartungshaltung an den eigenen Urlaub, für den mal wiedermal zu viel bezahlt und die erhofften Wunder dann doch nicht erlebt hat.
Laut Celine sind alle unsere Reisen ja rein imaginativ und trainieren die Vorstellungskraft. Mithilfe von „Unglaublich Glücklich“ darf man sich direkt in die Untiefen der touristischen Spießergesellschaft imaginieren und weiß dann eines mit Sicherheit: I would prefer not to.
"Unglaublich Glücklich" von Marc Carnal und Max Horejs ist bereits bei Milena erschienen.