Das Release aktuelle EP "Disco Demolition Night" von At Pavillon wird heute Abend im Fluc gefeiert. Wir haben uns mit den vier Musikern der Band zum Interview getroffen.
Mwita, Sänger von At Pavillon, ist vor einigen Semestern nach Irland gefahren. Um dort zu studieren und sich auch ein bisschen von den hiesigen Klassikern der Indie-UK Musik inspirieren zu lassen. Zurück in Wien wurde At Pavillon gegründet. Genre-Festlegung? Ungern. Dass die EP, die soeben erschienen ist, gar nicht unbedingt gewollt in Richtung Diskopop geht, haben uns die vier Musiker in Altwiener Ambiente bei Melange und Zigarette erzählt.
Lasst uns kurz eine kleine Vorstellungsrunde starten. Was, wo, wie und wann ist At Pavillon?
Mwita: Mir war schon lange klar, dass ich eine Band gründen will. Als ich aus Irland zurückgekommen bin, war es dann endlich soweit: At Pavillon gibt es seit 2010, da bin ich nämlich auf Berni gestoßen, der gleich mit an Bord war. Tobias und Paul sind erst seit Kürzerem dabei. Wir kommen eigentlich aus so gut wie allen parts of Austria, ich bin aus Salzburg.
Gespielt, aufgenommen, geprobt wird aber in Wien?
Berni: Genau, wir leben auch alle arbeits- und studienbedingt hier.
Darf ich die blöde Frage nach dem Namen der Band stellen?
Mwita: Natürlich. Ist aber auch eine nette Geschichte, ausnahmsweise. Wir haben uns damals, als wir noch keinen Proberaum hatten, draußen getroffen, um zu spielen. Und das dann meist im 18. Bezirk, im Türkenschanzpark. Da gibt es so einen Pavillon – und es hat sich dann ein bisschen in den Gang-Slang eingebürgert, dass wir uns einfach nur mehr getextet haben: „Treffen at Pavillon“.
Eure EP heißt „Disco Demolition Night“. Ich habe von dieser, nennen wir sie Aktion, schon vorher gehört. Viele andere vielleicht aber noch nicht. Sagt mal, um was ging es da?
Berni: Bevor wir die Geschichte erzählen – wir fanden überhaupt, der Name klang gut. Radikal irgendwie.
Mwita: Aber die Story dahinter war diese: Im Amerika der 70er Jahre war Discomusik eher eine schwierige Sache. Bzw. es war nicht immer einfach, sich dazu zu bekennen, sie zu hören. Am 12. Juli 1979 kam es dann sogar soweit, dass nach dem Aufruf von Steve Dahl im Stadion der Chicago White Socks tausende Fans das Spielfeld stürmten und Disco-Platten verbrannten. Und auch riesige Teile des Stadionequipments. Die Nacht ging dann eben als „Disco Demolition Night“ in die Geschichte ein. Im Endeffekt ging’s darum, denke ich, dass man sich, um seine soziale Stellung oder Wertschätzung (die der Disco nicht zugestanden wurde) nicht zu verlieren, beteiligt hat. Egal, ob das die eigene Meinung war oder nicht.
Und wieso war dir das – du kümmerst dich auch um die Lyrics, right? – so ein besonderes Anliegen?
Mwita: Ich habe ehrlich gesagt zuvor noch nicht von dieser Night gehört. Durch Recherche bin ich darauf gestoßen. Die Musik von At Pavillon hat immer ein funky Element, und zu Anfang habe ich auch viel recherchiert, in welche Richtung ich gehen will, wie der Sound der Band klingen will. Habe mir zum Beispiel die Gitarre in „Get Lucky“ genau angehört, für die Nile Rogers verantwortlich ist. Und als ich über ihn mehr gelesen habe, bin ich auch auf die Ereignisse von 1979 gestoßen.
Diese Randale wirken schon eher wie ein politisches Statement. Im Endeffekt geht es ja darum, nicht wirklich dazu stehen zu können, wofür man gerne stehen würde. Ist eure Musik politisch? Oder gibt es nicht politische Musik?
Berni: Ja, auf jeden Fall. Ich glaube schon, dass manche Musik einfach puren Unterhaltungswert – ohne Tiefgang – hat. Das ist keine negative Wertung von mir, sondern ja von den Musikern auch oft so gewollt.
Mwita: Unser Statement ist Toleranz, wir stehen für individuelle Freiheit und absolut gegen Unterdrückung von Minderheiten. Ich glaube, diese Randerfahrungen macht ohnehin jeder durch – umso wichtiger, das auch laut auszusprechen, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Weiter zu Wien, Bob Marley und Katy Perry.