Egal, ob auf der Kärtnerstraße oder der MaHü, sie lauern überall: Kitschige Mozartsouvenirs, Klimt-Regenschirme und Sissi-Magneten. Laura Wolfsteiner setzt dagegen Dialekt auf Postkarten.
"die Krot schlucken" – etwas Negatives in Kauf nehmen (© Laura Wolfsteiner)
"neben die Schuach gehn" – neben sich stehen, am Ende sein (© Laura Wolfsteiner)
"auf der Nudelsuppen dahergschwommen sein" – naiv sein, unerfahren sein (© Laura Wolfsteiner)
"Wasser in die Donau tragen" – etwas Überflüssiges tun (© Laura Wolfsteiner)
"Am Watschenbaam rütteln" – eine Ohrfeige herausfordern (© Laura Wolfsteiner)
"in Scherm aufham" – in einer unangenehmen Lage sein (© Laura Wolfsteiner)
"Hau di über d'Häuser!" – Verschwinde! (© Laura Wolfsteiner)
"jemandem s'Hackl ins Kreuz haun" – jemanden hinterrücks angreifen (© Laura Wolfsteiner)
Laura Wolfsteiner gibt Kunst einen Dialekt (© Laura Wolfsteiner)
Schon mal "jemandem s’Hackl ins Kreuz gehaun?" Wenn man "dasteht wie a Butter in da sunn" oder "in Scherm aufhat", geht das wohl nicht. Wer jetzt noch nicht mitkommt, kein Problem. Denn die von Laura Wolfsteiner entworfenen Postkarten geben sowohl eine deutsche, als auch eine englische Übersetzung der Wiener Sprichwörter. Die Oberösterreicherin lebt bereits seit acht Jahren in Wien und hat, wie sie es nennt, bereits "verschiedene Nuancen an Derbheit" inne. Außerdem zeige sich der Wiener Dialekt beim Schimpfen, Fluchen und "Sudern". Wir wollten von der Künstlerin wissen, woher denn die Idee kommt, einfach mal Werbung für die eigene Mundart zu machen.
Welche Rolle spielt der Dialekt für dich?
Während meiner Zeit in Berlin ist mir die Bedeutung meiner Sprache, respektive meines Dialekts, besonders bewusst geworden. Mit einer anderen Sprache wird man teils auch eine andere Person, da man sein Befinden nur deutlich reduzierter zur Sprache bringen kann und sich viel mehr erklären muss. Andererseits kann man mit einer anderen Sprache eben auch in eine andere Rolle schlüpfen, was auch spannend sein kann und durchaus seine Berechtigung hat. Dialekt ist einfach sehr ehrlich, er offenbart ja auch einiges über die Herkunft, was manchen unlieb ist! Man muss eben wissen wie man ihn nutzt.
Daher die Idee mit den Postkarten?
Ursprünglich ist das Projekt in meinem Studium entstanden, es galt, „Wien Souvenirs“ zu gestalten. Nachdem ich mich mit den üblichen Souvenirs nicht wirklich anfreunden kann und etwas möglichst Immaterielles machen wollte, war ich schnell bei der Sprache, also beim Wienerischen, das ja sehr bildreich ist. Und dann war eigentlich klar, Wiener Ausdrücke bildlich darzustellen und in eine Form zu bringen, die anderen zugänglich gemacht werden kann. Ich wollte immer schon mal ein Buch machen und so kam es zum Postkartenbuch.
Studium der Transmedialen Kunst – wie hängt das mit deiner Arbeit mit Sprache zusammen?
In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich fast immer mit Sprache in verschiedenen Formen, meist geht es um Übersetzungen, Kodierungen oder die Auflösung solcher. Diese Themen fordern Genauigkeit und präzises Denken. Dadurch sind meine Arbeiten meist ziemlich streng, die "Wiener Wörter" durchbrechen in vielerlei Hinsicht dieses Schema und sind witzig, bunt und verwertbar.
Was hältst du von Sisi-Kitsch, Mozartkugeln und Co.?
Die Sinnlosigkeit und schlechte Qualität der Dinge ärgert mich. Außerdem wird Wien so stark beschränkt auf längst Vergangenes, da wird ein illusorisches Bild von Wien gezeichnet, dem es einfach nicht entspricht, dabei hätte Wien doch mehr ehrliche und spannende Facetten als die in den Souvenirshops repräsentierte Kaiserstadt. Wobei, ein bisserl Kitsch muss sein. Eine Wiener Erfindung – was die wenigsten wissen – ist nicht zu verachten: die Schneekugel!
Mit Postkarten unterscheidest du dich von fast allen anderen Künstlern..
Viele Künstler sind ziemlich restriktiv und wollen ausschließlich Kunst machen – das ist bei mir definitiv nicht der Fall, dafür sind meine Interessen zu weit gefächert, auch wirtschaftlich gesehen. Mir ist es wichtig, immer wieder spannende neue Projekte umzusetzen und neue Tätigkeiten auszuprobieren, auch wenn diese primär nichts mit meiner Ausbildung oder meinem eh relativ undefinierten Berufsbild als Künstlerin zu tun haben.
Die Reaktionen auf ihre Wien-Souvenirs seien durchwegs positiv: "Am schönsten ist es, wenn Leute sich die "Wiener Wörter" Illustrationen ansehen und vor Lachen in Tränen ausbrechen (ja das gibts!)", so Laura Wolfsteiner. Das ist es auch kein Wunder, dass im Frühling die zweite Edition "Wiener Wörter" erscheinen wird. In Zukunft hat die junge Künstlerin noch viel vor: "Ich werde an einem älteren Projekt über Wein weiterarbeiten, mich wieder mehr mit Möbeln beschäftigen und hoffentlich mal ein Lokal aufmachen". Leiwand, findma mia.
Weitere Details zu Laura Wolfsteiners Postkartenbuch gibt es auf ihrer Homepage.