Seit heute stehen Franz Wests Wächter wieder am Wienfluss und grüssen Passanten mit einem Zitat von Heraklit. Heldenaufgaben muss man keine bestehen.
Wien, auf den Pylonen der Stubenbrücke, zwischen Weißkirchner Straße und Landstraßer Hauptstraße. Dort wurden 2001 die "4 Larven"("Lemurenköpfe") von Franz West (1947-2012) anlässlich der MAK-Retrospektive "Franz West: Gandenlos" angebracht. Nachdem sie Ende 2014 aufgrund von Restaurierung abgenommen wurden, kehren die Wächter nun, heute am 28. Jänner 2016, an Ort und Stelle zurück.
Anfangs nur für den Zeitraum der Ausstellung vorgesehen, wurden die Außenfiguren dem MAK schließlich als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Das Team des MAK zeigt sich dankbar um die "Wiedergeburt" der Kunstwerke: "Wir freuen uns sehr, dass sich der Leihgeber dazu entschlossen hat, dem MAK die "4 Larven" oder "Lemurenköpfe" weiterhin als Leihgabe zur Verfügung zu stellen, und dass diese beeindruckenden Außenskulpturen so wieder im öffentlichen Raum erlebbar sind", so Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des MAK.
Franz West entwickelte in den 1970er Jahren handliche Passstücke – Skulpturen mit Gebrauchswert – mit denen eine performative Aktion ausgeführt werden kann. Er zählt zu den bedeutensten Vertretern der österreichischen und internationalen Kunstszene und wurde 2011 für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen der 54. Biennale di Venezia ausgezeichnet. Seine Werke beeinflussen bis heute Generationen von Künstlerinnen und Künstlern.
Interaktion zwischen Körper und Skulptur
Die fast drei Meter hohen "4 Larven" ("Lemurenköpfe") aus lackiertem, geformten Aluminium verbinden sich mit der Symbolik des fließenden Wassers des Wienflusses, welches wegen seiner unberechenbaren Form mit dem Chaos als kreative Strömung und urzeitlicher Materie in Verbindung gebracht wird. Sie fordern somit den Dialog zwischen skulpturalem Objekt und Betrachter heraus. Man könnte aber mit ihnen aber auch betrunken die Dialoge mit Wächtern aus Filmen wie Herr der Ringe, Ritter der Kokosnuss oder Die unendliche Geschichte nachspielen.
Mit einem Zitat aus der Antike, welches West im Jahr 2007 an einer Tafel an einem der beiden Brückenpfeiler anbringen ließ, sollen Passanten gegrüßt werden: "Denen, die in dieselben Flüsse steigen, fliessen immer neue Wasser zu und (immer neue) Seelen entsteigen dem Nass", nach Heraklit, Fragment 12 [1]. Gleichzeitig übernehmen die "Larven" ("Lemuren"), die in der Nacht in ein blaues Licht getaucht sind, die Aufgabe von mahnenden Wächtern.
Public Art im Wiener Stadtbild
Neben der Rückkehr der "4 Larven" in den öffentlichen Raum bemüht sich das MAK immer wieder darum Kunst möglichst zugänglich zu machen. Seit 2004 taucht James Turrells Lichtinstallation "MAKlite" die Fenster des MAK in intensives, pulsierendes Licht und enthebt die Ziegelfassade ihrer statischen Geschlossenheit. Am Franz-Josefs-Kai/Schottenring ist das "Wiener Trio" von Philip Johnson, konzipiert für die Ausstellung "Turning Point" (1996), zu sehen. Im Stadtpark ist seit 1996 Donald Judds "Stage Set" aufgestellt, das ebenso für eine Ausstellung im MAK entwickelt wurde. Im Park der MAK-Expositur Geymüllerschlössel ist unter anderem James Turrells Skyspace "The Other Horizon" (1998/2004), der für die gleichnamige Ausstellung 1998 im MAK entwickelt wurde, zugänglich.
Zur Zeit ist der "Catalogue Raisonné" zum Gesamtwerk von Franz West, der von der Franz West Privatstiftung herausgegeben wird, in Vorbereitung. Der erste Band des mehrteilig angelegten wissenschaftlichen Werkverzeichnisses ist den Außenskulpturen und Modellen von Franz West gewidmet.
Lust auf eine Ausstellung im MAK bekommen? Infos gibt’s hier.