Der Grafikdesigner Mirko Borsche erzählt im Interview über seinen gestalterischen Ansatz, das Ende der Trends und eine animierte Taube.
Wer schon einmal das Zeit-Magazin in Händen gehalten hat, kennt die Arbeit von Mirko Borsche. Der bayerische Grafiker, Jahrgang 1971, ist mit dem 2007 von ihm gegründeten Bureau Borsche aber nicht nur der Art Director der Zeit, sondern arbeitet auch für Kunden wie Nike, das Plattenlabel Gomma oder die Bayerische Staatsoper. Von der spielerischen Grafik bis zur klaren Typografie hat er alles drauf und will die Betrachter immer wieder herausfordern und überraschen. Vielleicht hat das ja etwas mit seinen Anfängen in der Sprayer-Szene zu tun.
Vom 7. bis zum 9. April wird Mirko Borsche als Keynote Speaker beim Forward Festival im Wiener Gartenbaukino zu Gast sein.
Das Teaser-Video für das Forward Festival spielt mit ländlichen Themen. Design wird aber hauptsächlich in Städten gemacht und als urban wahrgenommen. Muss sich das ändern?
Gute Frage. Ich denke ja Design wird überall gemacht. Klarerweise sind Städte Ballungszentren für Designbüros. Das liegt meiner Meinung aber eher daran, dass dort die Dichte an Kunden höher ist.
Das Forward Festival hat es sich zum Ziel gesetzt Erfolgsgeschichten, Inspirationen und Insights zu teilen. Welche Bedeutung haben Austausch und Weitergabe von Erfahrungen für deine Arbeit?
Mein Beruf ist ein Kommunikationsberuf. Ohne Austausch wäre dieser gar nicht machbar. Design hat sehr viel mit Erfahrung und Austausch zu tun.
Bei der Forward Opening Party wirst du gemeinsam mit Sagmeister und Wolfram auflegen. Wieviele kreative Medien muss man bedienen, um relevant zu bleiben und gleichzeitig Spaß zu haben?
So viele wie einem Spaß macht!
Wie schaffst du es deine gestalterische Reichweite von Kunden wie der Bayerischen Staatsoper bis hin zu solchen wie TUSH zu spannen?
Indem wir eng mit allen Kunden zusammenarbeiten. Im gestalterischen Prozess ist es unglaublich wichtig auch Ideen, Kritik und Einflüsse von außen zuzulassen.
Das Bureau Borsche arbeitet viel an klassischen Print-Produkten. Wohin geht die Entwicklung dieser schon so oft totgesagten Branche?
Qualität ist bestimmt eines der Schlüsselwörter, Liebe zum Produkt das andere. Das haptische Erlebnis wird immer wichtiger.
Du bezeichnest deinen Design-Ansatz als "content-driven". Welche Aufgaben in der Kommunikation hat Gestaltung und wann muss der Inhalt für sich selbst sprechen?
Design kann dem Inhalt nur helfen, unterstützend sein. Der Inhalt sollte immer für sich sprechen und im Idealfall, kann die Optik überraschen.
Wo ist heutzutage in dem Verhältnis von Inhalt und Form Platz für Ästhetik? Oder geht es nur mehr um effiziente Kommunikation? Lässt sich die überhaupt vom Schönheitsempfinden trennen?
Schönheit ist subjektiv. Man wird es nie allen recht machen können. Jedoch selbst wenn einem die gestalterische Sprache nicht gefällt, kann man trotzdem gestalterische Qualität an ihrer kreativen Umsetzung messen.
Sind wir gerade dabei uns vom Minimalismus wegzubewegen hin zu einer neuen und geheimnisvollen Figürlichkeit? Oder ist dieser Gegensatz ohnehin virtuell geworden und spielt keine Rolle mehr?
Es gibt heutzutage viele "richtige" Strömungen und weniger spezifische Trends. Als Gestalter sollte man sich von oberflächlichen Begriffen befreien und versuchen sich selbst zu überraschen.
Wohin fliegt die GIF-Taube auf dem Tumblr des Bureau Borsche?
Das ist unsere kleine Friedenstaube.
Mehr über Mirko Borsches Arbeit kann man auf seiner Website herausfinden. Karten für das Forward Festival für Kreativität, Design & Kommunikation gibt’s hier.