Wer schon schläfrig ist, sollte von diesen Filmen lieber die Finger lassen. Ist filmunterstütztes Schlafen aber gewollt, wird man mit diesen Schinken seinen Frieden finden.
Wer denkt, dass es nur schlecht wäre – als Film zu gelten, bei dem man gut einschlafen kann – der hat danach noch nie gegoogelt. Viele, wie wir vom Leben Gebeutelte finden scheinbar gar nicht mehr zur nächtlichen Ruhe, wenn sie zuvor nicht Fight Club oder andere renommierte Blockbuster laufen haben lassen. Um solche Werke geht es bei dieser subjektiven Sammlung allerdings nicht. Hier findet ihr ausschließlich Beispiele für Filme, die einen unfreiwillig (!) den Wachzustand verlassen lassen.
Meet Joe Black/Rendezvous mit Joe Black (1998)
Selbst coole 18 Jahre später ist die Langatmigkeit dieses Brad-Pitt-Romantik-Mysteriums unvergessen. Viele fragende Gedanken gehen einem durch den Kopf, während man dabei zusieht, wie Pitt, Hopkins und Florani mit besagtem Rendezvous (?) keine zwei Stunden später auch nur irgendwie vorangekommen wären. "Vielleicht wollten Sie Pitt einfach eine Rolle geben, in der er drei Stunden im schwarzen Anzug herumlaufen kann?", denkt man noch, wobei die Lider immer schwerer und schwerer werden. Eins kann man von "Rendezvous mit Joe Black" aber für's Leben lernen: Dialoge werden auch durch unverhältnismäßig lange Sprechpausen nicht bedeutsamer.
Gone with the wind/ Vom Winde verweht (1939)
Ein Film, den man – weil halt doch ein Klassiker – prinzipiell gewillt wäre, bis zum Ende durchzuhalten. Eben weil irgendwer mal gesagt, dass man das Hin und Her zwischen Scarlett O' Hara und Rhett Butler gesehen haben muss. Dieses "Kriegen sie sich oder nicht" lässt einen vielleicht beim ersten Sekundenschlaf nochmal alle Kräfte mobilisieren, um nicht vorschnell wegzudriften – dieses Verfahren kann einen aber höchstens die ersten eineinhalb Stunden über das Gröbste hinweg retten. Irgendwann lässt sich im ermüdeten Hirn nämlich folgender Gedanke nicht mehr wegschieben: "Hm. Sklaverei. Hm. Scarlett. Hm. Irgendwie ergibt das alles keinen Sinn. Hm." – und aus die Maus für heute. Gute Nacht.
Da wo die Liebe wohnt (2003)
Es gab früher eine Zeit, da hörte man öfters (wenn man Pech hatte und/oder auch am Land aufwuchs), dass Hansi Hinterseer der perfekte Schwiegersohn wäre. Das Ganze mit diesem unerbittlichen Nachklang, der sagen würde, wenn er könnte: "Organisier dir gefälligst auch so einen Prachtkerl wie diesen bärigen Barden." Wenn man nicht mal mehr in der Hauptsendezeit von diesem blonden Wahnsinn verschont bleibt, ist das auf den ersten Blick bitter, am zweiten allerdings ziemlich amüsant. Hinterseer heißt nämlich in seiner Filmrolle ebenfalls Hansi – vermutlich um den betagteren Zuschauer nicht unnötig zu verwirren. Für so manchen Seher (allerdings unabhängig vom Alter) ist ja oft nicht mehr so klar, was Werbung, was Musiksendung und was ein superoriginelles Fernsehereignis im Ersten wie "Da wo die Liebe wohnt" ist. Fazit: Wer nicht wegpennt, wenn es darum geht, dass Hansi ein böses – weil zusätzliches –Wirtshaus im Wildpark eröffnen will, ist auf Aufputschmitteln oder heißt Jesus.
Syriana (2005)
Wer sich von den aufgescheuchten Feuilletons der Anfang-2000er Jahre ebenfalls beeinflussen ließ, der ist in den Film Syriana gegangen. Essentiell für unsere Zeit wäre es diesen gesehen zu haben – allein schon, um wichtige Zusammenhänge über das weltweite Machtspiel ums Öl zu verstehen, so das Feuilleton. Das mag alles sein – kann aber an dieser Stelle weder bestätigt, noch widerlegt werden. Ausgestiegen aus der Handlung ist man nämlich ziemlich bald. Zugestimmt muss allerdings dem ersten Satz in der Wikipedia-Beschreibung zur Handlung von Syriana werden: "Der Film besteht aus mehreren Handlungssträngen, die lose miteinander verknüpft sind."
Auch wenn in diesem Fall nur mit offenen Augen geschlafen wurde, war man hirnmäßig einzig und allein damit beschäftigt, nachzudenken, was nochmal in der Filmbeschreibung über die Dauer des Filmes stand. Eh nur 128 Minuten. Aber die können verdammt lang sein.
Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest/ Fluch der Karibik 2 (2006)
Wer der körperlichen Ferialarbeit in einer Fabrik nachgeht, hat trotzdem Freunde, die den neuen "Fluch der Kabrik" ausgerechnet an dem Tag sehen wollen, an welchem die Fortsetzung in die Kinos gekommen ist. Dass einen Jack Sparrow beim zweiten Mal nicht mehr wirklich vom Gähnen abhalten zu vermochte, kann allerdings nicht die Schuld der Ferialtätigkeit allein sein.
Besonders lustig beim Einschlafen im Kinosessel ist der Umstand, dass einen nicht einmal die unfassbare Lautstärke aus dem Schlummermodus werfen kann.
Noch unfassbarer: Nach diesem Sequel sind zwei weitere Pirates of the Caribbeans-Teile auf den Markt gekommen – und ein weiterer scheint für 2017 geplant zu sein. Pyjama mit Palmen? – Check.
The Fog/ The Fog - Nebel des Grauens (1980)
Manche Filme wird man nicht einmal gescheit los, wenn man sie schon verschenken möchte. Okay, vielleicht ist "Kannst haben – bin drei Mal dabei eingeschlafen und mag's nicht noch einmal versuchen" wirklich nicht das beste Argument, um auf "The Fog" Lust zu machen. Noch dazu, wenn es sich dabei angeblich um einen Horrorfilm handeln sollte. Der einzige Horror daran wäre eher nochmal dazu gezwungen zu werden, einen vierten Anlauf mit diesem Nebelschinken nehmen zu müssen.
Alle Kevin Costner Filme
Das Grande Finale: Alle Kevin Costner-Filme dieser Welt vereinigt euch und macht Schlafmittel für immer überflüssig! Wer "Der mit dem Wolf tanzt" jemals von vorne bis hinten – ohne Nickerchen dazwischen – gesehen hat, ist härter als ein doppelter Chuck Norris. Du behauptest, du hättest das geschafft? Wir brauchen Beweise! Lasst uns gleich ein Screening organisieren...
Wer diese Exemplare von vorne bis hinten – ohne Sekundenschlaf – durchgedruckt hat, meldet sich bitte unter: obermueller@thegap.at. Wir führen eine Stricherlliste.