Jo Winkler ist ein arrogantes, zynisches, cholerisches, sexistisches Arschloch. Genau, er ist Werbetexter, genauer Senior-Texter über dem kreativen Zenit bei der Kölner Agentur Gold Reklamen.
Was er einfordert: Effizienz; was ihn unter Druck setzt: Effizienz. Er ist eine dieser Geigen, die aus heißer Luft Kapital zum Schwingen bringen und dieses Schwingen aber nach Jahren nicht mehr ertragen. Mit dieser Grundstimmung hebt die Suada von Enno Stahl – 1962 geborener Performance-Literat und Kritiker – ab; es ist der atemlose innere Monolog eines Akteurs der Krise am Ende der Nullerjahre unseres Jahrtausends. Winklers Chef Werner verpflichtet seinen Gründungsmitarbeiter und die wesentlich jüngeren, pragmatischeren zu einem mehrtägigen Betriebsausflug in die Ex-DDR – vom Bootsausflug mit auf Suff und Schlager erpichten Pensionisten über den Besuch einer kroatisch-kulinarischen Katastrophe und Kegelausflug bis zum Casino-Highlight all inclusive. Stahl hält den detailfixierten Monolog seines Arbeit fetischisierenden Erzählers auf Feuer, sowohl im Tempo als auch im Drogengehalt des Romans. Auch wenn die rund 300 Seiten ihre dadurch bedingten Längen haben: Selten las man ein literarisches Pendant einer getriebenen Branche, das Porträt der Machtlosigkeit einer als mächtig verhimmelten Kreativindustrie. Witzig, praktisch, gut.