The New Cool – Deniz Kurtel ist die Frau unter den Williamsburger Wölfen. Mit ihrem zweiten Album weiß sie genau wohin. Nämlich am Dancefloor vorbei in die Weichteile.
Deniz Kurtel ist vieles und tut vieles. 2009 erschien ihre erste EP auf dem hinlänglich renommierten New Yorker Label Wolf+Lamb. Eine Handvoll Veröffentlichungen, einigen Live-Gigs und einem Debüt-Album auf Crosstown Rebels später releast Deniz Kurtel ihr zweites Album »The Way We Live« wieder auf ihrem New Yorker Heimatlabel.
Deniz Kurtel entkernt dabei Electro und House auf seine essentiellen Bestandteile und öffnet kühlen Grooves und HipHop Tür und Tor. Dabei wühlt sie nicht in angestaubten Soul- und Funk-Plattenkisten, sondern übernimmt viel mehr die Attitüde und das Gefühl des Genres. Durch den gekonnten Einsatz ihrer stimmenstarken Kollegen, den rollenden Grooves und den strahlenden Lead-Synths, die einen durch das ganze Album begleiten, bekommt man das Gefühl, dass Deniz Kurtel das lebt und die Musik macht, die ihr etwas bedeutet – abseits des Club-Dogmas. Und im Unterschied zu ihrem letzten Album entstand jeder Track mit einem oder mehreren Features. Die Mitwirkenden stammen alle aus dem Umfeld von Wolf+Lamb. Zweiter Unterschied: Die zwölf Tracks sind so vielschichtig wie Acht Schätze mit Couscous-Salat und Wiener Schnitzel nach Thai Art zusammen. Das Titelstück ist ein melancholischer HipHop-Beat mit neurotischen Zeilen. Kurtel serviert viel Slow Motion House, manchmal garniert mit Saxofon, verstärkt mit Subbässen, elegant ausgestattet mit klaren Synths und seidigen Bässen.
Wer sich außerdem beim Album-Cover allein schon an den Film »Drive« erinnert fühlt, liegt nicht falsch. In den Tracks tut sich meistens zu wenig. Sie sind entschlackt und auf ganz wenige Elemente reduziert. Dadurch sind sie vor allem eines: cool wie Marlon Brando, wie Uma Thurman, wie Ryan Gosling. Dass da einige »Seelenlos!« und »Oberflächlich!« rufen werden, ist natürlich vorprogrammiert. Aber genau darum geht es ja, der Seele im kalten, leeren Maschinenraum nachspüren. Die präzise Produktion hilft dabei ganz enorm, dass das auch gelingt.