Kapseln für die Zeit zwischen Rausch und Kater: Ghost Capsules aus Wien machen dunklen Elektropop – beruhigend tanzbar.
2013 ist ein produktives Jahr für Tim Simenon aka Bomb The Bass, seines Zeichens schon als Aushängeschild von Acid House 1988 am Cover des NME. Gerade hat er sein Label O*Solo Recordings aus dem Boden gestampft. Neben den Releases von Ghost Capsules soll dort 2013 auch Neues von Bomb The Bass veröffentlicht werden. Simenon ist Zugpferd und Kuppler des Wiener Elektro-Vierers Ghost Capsules.
Der Workaholic und Wunderwuzzi teilt sich dabei das Podest mit Georg Lichtenauer, der selbst als Mister Valesta äußerst umtriebig und in der Wiener Elektroniklandschaft kein Unbekannter ist. Bei einem Konzert in Wien haben Valesta – langjährig aufstrebende Band aus dem FM4 Abstellgleis namens Soundpark – Bomb The Bass supportet. Dieser glücklichen Fügung ist es angeblich zu verdanken, dass Lichtenauer und Simenon nun gemeinsame Sache machen. Simenon verlegte seinen Lebenswohnsitz von Amsterdam nach Wien; rekrutierte neben Lichtenauer auch den Valesta-Drummer Roman Lugmayr und die Sängerin Laura Gomez für Ghost Capsules. 2011 werden erstmals kleine Vorboten und Soundbites gestreut, so steuern »Ghost Capsules aka Bomb The Bass« noch weit vor dem offiziellen »Death of Bunny Lake« einen Remix für deren Single »Follow The Sun bei«. Der ist übrigens weitaus hörbarer als das Original, auch wenn man hier vielleicht trotzdem auf das falsche Pferd gesetzt hat, weil die sich bekanntermaßen aufgelöst haben.
Die Klangwelt ist ein slicker, dumpf pulsierender Elektrosumpf, zeitlich irgendwo zwischen Afterparty und Morgengrauen. Nach dem Rausch, aber noch vor dem bitteren Erwachen und dem filzigen Geschmack. Getrieben wird das Elektropop-Gemenge von Laura Gomez’ seufzenden Schlafzimmer-Vocals, einer pulsierenden Herzschlag-Kickdrum, und organisch wabernden Syntesizergewächsen. Ghost Capsules ist ein unaufhaltsamer Trip – wie eine Marschkapelle auf LSD pumpt sich die Platte durch die Nacht; funktioniert im Wohnzimmer genauso gut wie in einem kleinen, schwitzigen Klub. Bei ihnen kommen Simenons Erfahrungsreichtum an den Reglern mit einem Gespür für gegenwärtige Clubatmosphäre zusammen. Wogegen diese Geisterkapseln eigentlich helfen, ist unbekannt. Dass sie aber helfen, wird beim Hören sehr deutlich.