Planta

Mitreißendes oder Tiefgründiges wird auf „Planta“ nicht eingepflanzt. Neben viel Unkraut sind aber ein paar genießbare Electropop-Zwiebeln vergraben.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Jetzt ist es nicht zwingend so, dass Protagonistin Lovefoxxx ihrer Stimme oder der Musikalität von CSS wegen geschätzt wird – vielmehr wegen der Haudrauf-Attitüde und dem dreckigem Electroclash, den CSS seit 2003 produzieren. Auch die Texte sind eigentlich wurscht – so auch auf „Planta“. Wenn der Groove sitzt, darf man beim Rest ein wenig kleckern. Auf „Planta“ rächt es sich schließlich, dass die Truppe aus São Paulo erst kurz vor Beginn der Karriere und vor dem raschen, iPod-beflügelten Erfolg 2007 ihre Instrumente zu lernen begonnen hat. Der einzige Profi in der Band – Schlagzeuger Adriano Cintra – hat gerade eben das Handtuch geworfen und die Gruppe verlassen. Einer seiner Kritikpunkte soll gewesen sein, dass seine Mitmusikerinnen ihre Instrumente zu wenig beherrschen würden (!).

Für den neuen Wurf hat es die nunmehr ausschließlich weibliche, vierköpfige Band nach Los Angeles verschlagen, ins Vergoldungsstudio und Wohnhaus von Fancyhands David Sitek (u.a. TV on the Radio). Trotzdem lässt es sich zu „Planta“ gerade mal in sehr raren Momenten wippen. Denn CSS’ eigentliche Domäne – protzender, treibender Elektroclash – wird dabei leider auf großen Strecken vernachlässigt. Was Mariachi-Sounds und Dubstep-Spurenelemente verloren haben, erschließt sich auch nach Ablauf der gesamten Spielzeit nicht. Ausweitung der Einflusszone durch Einschränkung der Ausdrucksformen – vielleicht. Ansonsten ist die Platte recht laidback, ganz anders, als man das sonst von CSS kennt. Der dürren Pflanzen-Flaute fehlt aber ein wenig der Dünger.

Zwei Songs verstecken sich zwischen großteils repetitivem, schon bekannten Elektropop-Unkraut: "Dynamite", ein reptilienhafter Bouncer; und aus der lupenreinen Popklasse ein Song namens "Into the light". Auch der Closing Track „Faith in Love“ klingt überlegter und dunkler als vieles auf diesem Album, auch eine Tamburin hat noch keinem geschadet. Der Rest dieser Platte kann getrost wieder in jener Versenkung verschwinden, aus der er aufgestiegen ist. CSS haben weder Lust, sexy zu sein, noch haben sie Lust, CSS zu sein. Aber zur Wiedergutmachung gibt es ja Liveshows. Und die Songs der Vorgängeralben.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...