Kurz vor der Bundespräsidentenwahl am Sonntag nehmen die Wahlempfehlungen von Prominenten, Politikern, Journalisten und vielen anderen zu. Wir haben mit einigen Wiener Clubs und Kulturvereinen über ihre politischen Statements und Wahlempfehlungen gesprochen.
Fluc (© Fluc)
Peter Nachtnebel: Das fluc hat sich selbst nie so als reiner Musikklub, sondern eher als Open Space, als Schnittstelle von Kunst und Gesellschaft verstanden. In der Realität sind wir das auch. Schon aufgrund unserer Lage am Wiener Praterstern sind wir täglich mit den Konflikten unserer Zeit (drogendealende Refugees, erhöhte Arbeitslosigkeit, verarmte Menschen aus den östlichen EU-Staaten,..) konfrontiert, auf die wir reagieren müssen. Einerseits als Betrieb, anderseits als Kulturschaffende. Insofern hat das fluc in seiner 14-jährigen Geschichte regelmäßig zu den politischen Geschehnissen unserer Gegenwart Stellung beziehen müssen, sei es in Form von provokativen Luboks, die an die politische Plakatkunst der frühen Sowjetunion erinnern oder in Form von öffentlichen Video-Interventionen, die die Passanten dazu anregen, stehen zu bleiben, um sich z.B. mit den Gezi-Park-Protesten auseinanderzusetzen. Aktuell befindet sich auf der Vorderseite vom fluc ein Poster eines italienischen Künstlers, das die Instrumentalisierung der Toilettenvergewaltigung am Praterstern durch die FPÖ thematisiert – "Don't use our pain for your fascist campaign". Im Rahmen der Ausstellung "Church of fluc" hat der Künstler Matthias Meinharter Jesus-artig einen Kreuzgang von seinem Atelier durch die Stadt betrieben, um in einem finalen Statement das sündige fluc zu "christianisieren" – ein simpler, aber effektiver Kommentar zur leidigen Religions- und Wertedebatte.
Mehr dazu: http://www.fluc.at/kunstimfluc/
Wer unser Musikprogramm kennt, weiß, dass wir im linken, subkulturellen Milieu zu Hause sind. Es war uns immer ein Anliegen, den diversen DJ-Crews, Bands und Initiativen dieser Szene(n) ein Auftrittsort zu sein. Eine klare Positionierung gegen Rechts erübrigt sich somit, weil eh klar ist, dass wir nicht gemeinsam mit den FPÖlern feiern wollen, auch wenn sich ab und zu vermutlich welche unter das Partyvolk mischen.
Das Werk (© Das Werk)
Stefan Stürzer: Ich bin selbst dem Komitee von Alexander Van der Bellen beigetreten – soviel dazu. Ebenso denke ich, dass sich das Werk seit über 10 Jahren durch seine Auftritte und ständigen Supports bezüglich Flüchtlingen, Ute Bock, Flucht nach Vorn und vielem mehr, immer wieder politisch positioniert hat. Auch unser gesamtes Publikum spiegelt das wider und es wird mit Sicherheit kein Geheimnis daraus gemacht. Wir sind ja nicht diejenigen die da immer eine große Show daraus machen müssen - mein Statemant drückt sich klar durch das aus, was ich in den letzen 10 Jahren mit dem Werk für Wien geleistet habe und ich weiß, dass das bei den Leuten auch angekommen ist.
Celeste (© Celeste)
Tobias Kovar: Es ist grundsätzlich nicht unsere Art mit dem Zeigefinger zu zeigen. Lieber versuchen wir unsere Idee vorzuleben. Wahlaufrufe hat es bisher zu jeder Wahl gegeben, immer ohne Wahlempfehlung. Wir gehen aber davon aus, dass jeder weiß, wo wir politisch einzuordnen sind – die FPÖ weiß das offensichtlich auch. Im letzten Jahr gab es von uns fünf Charity Veranstaltungen zu Gunsten der Flüchtlingshilfe.
Dazu findet jedes Jahr die lange Nacht der Menschenrechte statt.
In unserer Küche wurde ohne Trara für Traiskirchen gekocht.
Unsere Türsteher behandeln jeden Menschen mit dem gleichen Respekt.
Unsere Angestellten werden fair und respektvoll behandelt – ebenso die Veranstalter.
Umgekehrt verlangen wir von jedem Menschen der unser Lokal betritt, sich dem Gegenüber respektvoll zu verhalten. Gewalt, sei es physischer, sexueller oder verbaler Natur, hat bei uns keinen Platz. Ist es notwendig (siehe Yung Hurn Affäre etc.) beziehen wir auch Stellung.
In Zeiten einer gefährlichen Polarisierung der Gesellschaft, halten wir es nicht für sinnvoll, Gräben noch tiefer zu graben. Um es mit den Worten unseres Bürgermeisters zu sagen:
"Da von Zweien dann nur Einer überbleibt, ist es selbst für einen minderbegabten Mathematiker leicht, wen man dann zu wählen hat."
Flex
Vom Flex haben wir leider noch keine Antwort erhalten, in der Vergangenheit positionierte sich aber beispielsweise Rudi Wrany, der Crazy im Flex veranstaltet, deutlich gegen die FPÖ. Zusätzlich hat das Flex vor drei Tagen die Veranstaltung Van der Bellen presidential Rave & Demo mit einem Posting unterstützt!
Arena Wien (© Arena Wien)
40 YEARS OF ARENA legen nahe: Der antifaschistische Grundkonsens und das emanzipatorische Selbstermächtigungsprinzip (Hoffnung!) der ARENA WIEN sind unvereinbar mit der FPÖ und deren ausgewiesenen Parteikandidaten Norbert Hofer. Eine Stimme für ihn – oder Nichtwählen – stimmen dem von diesem "far right gun enthusiast" verinnerlichten und verkörperten, autoritären und ewig-grauslichen, zutiefst gestörten und verstörten Österreich als geistigem und menschlichen Zwerg zu. Dessen destruktiver Dynamiken und Selbstschädigungstendenzen sich F-Protagonist_innen manipulativ bedienen, um sich und ihre Partie nachhaltig zu bereichern, und dabei gleichzeitig ihr grenzenlos beschränktes (!), menschen- und lebensfeindliches Weltbild durchzusetzen. Siehe dazu – Fakten! Fakten! Fakten! – die Kriminal- und Justizgeschichten Kärnten, Schwarz-Blau, das damalige konzentrierte und orchestrierte Abtragen des sozialen Gemein(schafts)wesens (Leistungs- sowie Polizeiabbau, um in Folge vom unweigerlich gestörten Sicherheitsempfinden "der Menschen" politisch profitieren zu können), dass die F derzeit mit ihren schwarzen Kumpels wieder in Oberösterreich abzieht – ohne jegliche Rücksicht auf die existenzgefährdenden Konsequenzen für jene "kleine" Menschen, für die sie angeblich einsteht. Alexander Van der Bellen in dieser spezifischen zeitgeschichtlichen Situation zu wählen ist die einzige Option und by all means necessary. Gerade auch, weil eine Stimme für ihn keine Stimme für Grün ist. Avanti Populi! Rainer Krispel, Obmann Verein Forum Wien Arena
Grelle Forelle
"Wir veranstalten keine Partys für Menschen, die gegen Menschen und Minderheiten hetzen. Punkt." - Das Team der Grellen Forelle <>< Das war das Statement zum Video, das vor drei Tagen die Runde gemacht hat und mittlerweile fast 30.000 Aufrufe hat! Das Video findest du hier. Das Statement ist allerdings nicht das einzige in diese Richtung, bereits 2013 erregte die Grelle Forelle mit einem Posting Aufsehen, in dem sie schrieb, das FPÖ-Wähler im Club keinen Platz hätten. Das Statement erhielt mehr als 2.500 Likes, später zogen auch andere Clubveranstalter nach und positionierten sich öffentlich.
Mit den Worten "Wir veranstalten keine Partys für Menschen, die gegen Menschen und Minderheiten hetzen. Punkt." und dem passenden Bussi Video hat das Team der Grellen Forelle vor drei Tagen ein klares Statement gegen Hetze und Rassismus gesetzt. Sie haben gezeigt, wie man sich ohne eine Wahlempfehlung abzugeben, positioniert. Einige andere Clubs haben ähnliche Zeichen gesetzt und manche behalten es sich vor konkrete Äußerung zur Wahl zu tätigen – auch wenn klar ist, wo sie politisch stehen.
Warum positionieren?
Dass sich Veranstaltungslocations politisch positionieren, ist nichts Selbstverständliches. Trotzdem haben das einige Wiener Clubs anlässlich der anstehenden Stichwahl um die Bundespräsidentschaft getan. Es ging dabei nicht immer um eine konkrete Wahlempfehlung, auch Projekte, Veranstaltungen und welches Publikum man damit ansprechen will, können und müssen als politische Positionierung verstanden werden. Die Wichtigkeit, sich gerade jetzt als Ort, der viele Menschen anzieht und unterhält, zur Wahl und zur Situation in Österreich zur äußern ist aber jedem bewusst und wird auf die unterschiedlichsten Arten getan.
Wie positionieren?
Auf der einen Seite gibt es Clubs, die eine ganz klare Aussage treffen und offiziell Stellung nehmen und eine Wahlempfehlung abgeben, auf der anderen Seite gibt es Clubs, die eher durch das Vorleben ihrer Ideen, ihre Position definieren. Beides nachvollziehbare Wege. Viele, der hier gefragten Clubs haben durch Projekte zur Flüchtlingshilfe, Aktionen von Künstlern, ihr Musikprogramm und mehr, klar Stellung bezogen und das ist auch gut so.
Auch wenn man am Samstag noch in einem dieser Clubs feiert, die Bundespräsidentenwahl 2016 findet diesen Sonntag statt – also hingehen und wählen!