Die österreichische Band Hearts Hearts hat Ende 2015 ihr Debütalbum Young herausgebracht. Jetzt – etwa ein halbes Jahr später – veröffentlichen sie Remixes von drei ihrer Songs von verschiedenen Künstlern via Bandcamp. Wir haben sie anlässlich dieser The Gap-Premiere interviewt und ihnen ausschließlich Herz-bezogene Fragen gestellt.
Hearts Hearts sind Daniel, David, Johannes und Peter Paul. Nachdem sie in dieser Form zusammengefunden haben, veröffentlichten sie im Dezember 2015 ihr Debütalbum „Young“. Die Arbeit daran beschreiben sie als einen „sehr offenen Ideenprozess“ und so stammen diverse Sound-Entwürfe und Instrumentierungs-Ideen nicht immer von demjenigen, der sie auch live umsetzt oder fürs Album eingespielt hat – Indietronica vom Feinsten.
Ihr habt letztes Jahr im Winter euer Debütalbum Young herausgebracht und euch dafür viel Zeit gelassen. Ist diese Spannung bevor es dann tatsächlich veröffentlicht wurde überhaupt ohne Herzinfarkt zu überstehen?
Ja, wir haben uns da wirklich lange Zeit gelassen. Wir haben einfach sehr lange recht unbekümmert an Songs herumgebastelt, an Sounds herumgetüftelt, bis wir schließlich konzentrierter darangegangen sind, das angesammelte Liedmaterial in Albumform zu bringen. Auch wollten wir keinen Teil des kreativen Prozesses aus der Hand geben, und so lange an den Liedern werkeln, bis auch jeder von uns 100 Prozent hinter den Liedern steht. Das hat seine Zeit gebraucht. Und ja – die Spannung war dann natürlich groß, zu sehen, wie das Projekt aufgenommen wird, wie die Resonanz sein wird. Grad auch, weil kaum jemand zuvor unsere Nummern gehört hat. Herzinfarkt gab’s keinen – dafür waren wir alle einfach viel zu erleichtert, das Ding endlich fertig zu haben.
Eurem Album liegen sehr durchdachte Lyrics zugrunde. Entstehen die eher im Herzen oder im Kopf?
Hm …. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass sie eher kopflastig sind. Die Texte sind über einen längeren Zeitraum entstanden und immer wieder überarbeitet worden. Zum Leidwesen unseres Producers Peter Paul hab ich den Text von „I Am In“ nach dem eigentlich finalen Vocal-Record nochmals spontan geändert … Ja, und natürlich springt einem ab und an beim beduselt-nach-Hause-Schlendern ein schöner Gedanke, eine nette Phrase oder witzige Metapher an, aber das Ganze dann in Liedform zu bringen, ist bei mir dann doch Schreibtischarbeit. Ehrlich gesagt, war’s sogar mit einer gewissen Anstrengung verbunden. Auch mit Blick aufs Thema, das sich durchs Album zieht, sind die Lyrics wohl eher kopflastig. Die Lieder kreisen um die Frage nach Lebenskonzepten in einem zunehmend durchrationalisierten Alltag.
Welchen Song von Young würdet ihr am ehesten als Herzschmerzsong bezeichnen?
An Herzschmerzsongs ist Young eigentlich ziemlich arm. Herzschmerz trifft vom Inhalt und der musikalischen Ausgestaltung her wohl am Ehesten noch auf den Hidden Track des Albums zu, das kurze Liedstück Seven +. Es geht darin aber weniger um den Verlust der großen Liebe, noch ist’s ein leidenschaftliches Besingen der großen Liebe. Es geht eher generell um Intimität als Ort der Zuflucht, um Intimität, die in einer unvertrauten Welt manchmal Vertrautheit und Sicherheit bietet.
Mit der Cellistin Christina Ruf ist eine Musikerin auf eurem Album Young zu hören. Warum habt ihr euch dafür entschieden, ihr eure Herzen zu schenken?
Ja, Christina war fürs Album sehr, sehr wichtig. Ihr unorthodoxer Zugang zum Cellospiel hat dem Album sicher seinen entscheidenden künstlerischen Stempel aufgedrückt. Johannes kennt sie noch von früher aus Bad Hall, wo die beiden aufgewachsen sind, und hat sie einfach mal gefragt, ob sie bei seinem Bandprojekt mitmachen möchte, Streicher arrangieren und einspielen möchte. So hat sich dann eine nun über Jahre andauernde äußerst fruchtbare Kooperation ergeben. Christina ist uns vor allem auch menschlich sehr ans Herz gewachsen.
Ihr habt ja in euerer Bandgeschichte einige Mitgliederwechsel gehabt. Habt ihr da euere Herzen jemals an eine andere Musikerin verloren? Oder kann man eure Cellistin schon fast als fixes weibliches Hearts Hearts Mitglied ansehen?
Christina war schon sehr früh dabei. Sie war eine lange Zeit fixer Teil der Band, hat sich dann aber doch dafür entschieden, auszusteigen und sich gänzlich der Improvisationsmusik zu widmen. Auch sind fixe Bandstrukturen nicht so ganz ihr Ding. Wir freuen uns sehr, mit ihr auch jetzt noch ab und zu gemeinsam auf der Bühne zu stehen … Wir hatten grad in der frühen Phase der Bandgeschichte einige Mitglieder, an die wir sehr gerne zurückdenken. Ein liebenswürdiger Bassist aus Erfurt, ein guter Freund von Daniel, der dann aber recht spontan seiner Liebe (d.h. seinem Herz) nach Deutschland gefolgt ist.
Ihr seid ja beim dem deutschen Label Tomlab, das hauptsächlich internationale Artists veröffentlicht und die Platten meistens in den USA und Japan verkauft. Schlägt euer Herz schon für den ausländischen Markt?
Wir haben echt riesig gejubelt, als uns Tomlab unter Vertrag genommen hat. Das hat uns schon sehr gepushed. Es war schon ein witziges Gefühl, zu wissen, dass unser Erstling auch in Amerika und Japan rauskommt, waren dann auch sehr happy als die ersten internationalen Besprechungen des Albums daherkamen. Aber ja, es ist einfach enorm schwierig, auf dem internationalen Markt Fuß zu fassen. Man braucht die richtigen Kanäle und eine kräftige Portion Glück. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, sind gespannt, aber vor allem auch vollkommen entspannt. Auch wenn’s abgedroschen klingt – für uns steht die Musik im Zentrum.
Ihr werdet desöfteren mit Radiohead und Alt-J verglichen, bei welcher Band schlägt euer Herz aber tatsächlich höher?
Radiohead war für die musikalische Sozialisierung von jedem von uns sicherlich zentral. Alt-J weniger, die höre eigentlich nur ich. Dementsprechend waren wir recht überrascht, als der Vergleich zum ersten Mal auftauchte. Ich denke, unser musikalischer Background ist eigentlich relativ divers. Es gibt einige Bands und Platten, die wir teilen. Die Neon Golden von The Notwist war für uns ein wichtiger Einfluss. Wir haben allesamt recht intensiv Sigur Rós gehört, mögen Ghostpoet oder SBTRKT sehr gern, manche auch Flying Lotus, Portishead. Aber auch so Dinge wie The Strokes oder Foals.
Welcher österreichischen Band würdet ihr ein Herz schenken?
Puh… das ist wohl die Frage aller Fragen. Es gibt grad einen riesigen Haufen an toller Musik aus Österreich. Eigentlich haben wir’s ja schon an Leyya verloren. Aber da die vollkommen zu Recht schon viele internationale Herzen eingeheimst haben, soll das Wanderherz hier an Karma Art gehen, grad auch weil das Release-Konzert letzten Donnerstag so unglaublich toll war.
Heart of Gold oder Heart of Glass?
Wow, das wird arschknapp. Gewinnen tut dann aber doch Heart of Glass.
My Heart Will Go On oder Quit Playing Games With My Heart?
Eindeutig: Quit Playing Games with my Heart. Die Nummer ist heartbreaking.
Herzensbrecher oder Herzschmerz?
Im Zweifelsfall dann doch lieber Herzschmerz.
Hearts Hearts spielen am Samstag (11. Juni) Live im Fluc bei Partout und am 16. Juni am 15 Seconds Festival in Graz. Die beiden Remixes werden (inklusive eines weiteren von Monophobe) am 17. Juni via Bandcamp veröffentlicht!