Zwischen Sozialmarkt und Secondhand im Concept Store Format. Ein Guide, wie und wo man in Wien am besten aus zweiter Hand shoppt.
Wiener Secondhand hat viele Gesichter, ob nun karitativer Sozial-Flohmarkt, gut sortierte Vintage-Auswahl oder speziell ausgesuchte Stücke, die der Umgebung, dem Flair des Ladens und der Zielgruppe entsprechen. Oftmals passiert es, dass Werteverschiebung bei der Preisgestaltung betrieben wird, indem Kleidung aus zweiter Hand mit qualitativ hochwertigen alten Sammlerstücken verwechselt werden. Generell lohnt es sich, vor dem Kauf immer einen Blick auf das Label und den Zustand der Ware zu werfen. Meistens erkennt man daran, ob es sich nun um ein Schnäppchen, einen überteuerten Fehlkauf oder ein Liebhaberstück mit gutem Preis-Leistungsverhältnis handelt, an dem man noch viele Jahre Freude haben wird. Hier eine ausgesuchte Liste von Läden in Wien …
Soziales Secondhand
Vinziwerke/Vinzishop
Der Vinzi Shop bietet auf 150 Quadratmeter die verschiedensten Schätze. Preislich siedelt sich der Großteil im einstelligen Bereich an. Obwohl der Schwerpunkt auf Kleidung liegt, findet man auch Geschirr, Decken oder Bücher. Der Erlös fließt in Projekte wie dem Sozialmarkt Vinzimarkt (Simmering) oder einer Notschlafstelle in Hernals.
Adresse: Veronikagasse 25, 1160 Wien
Würfel & Mehr- Wert Shop
Warum von Humana in Zusammenhang mit Secondhand in Wien viel öfter gesprochen wird als von der Volkshilfe Version wie dem Würfel im 16. Bezirk ist eigentlich unverständlich. Grundsätzlich funktioniert es genauso: Mit ein wenig Zeit und Lust zum Stöbern und Wühlen kann man schöne Schnäppchen finden. Der Fokus liegt auch hier auf Kleidung, wobei man auch Haushaltswaren oder Vergessenes wie VHS-Kassetten oder Schnittmuster findet. Alle Wiener Volkshilfe Shops findet man hier.
Adresse Würfel: Thaliastraße 130, 1160 Wien
Humana
Besonders die „Vintage“-Humana Shops im zweiten und siebten Bezirk sind sehr beliebt. Die Anführungszeichen, weil nicht immer alles ewig alt und besonders ist – die Preise sind aber fair und zudem sind sie besser sortiert als die normalen Secondhand Stores des Hilfswerks. Mit Modeschauen wird – meistens zwei Mal jährlich – versucht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und Kombinationsmöglichkeiten mit im Shop vorhandener Kleidung zu zeigen.
Adresse: Lerchenfelder Str. 45-47, 1070 Wien
Taborstraße 20A, 1020 Wien
Tipp: Das Lokal
Das Lokal ist ein Beschäftigungsprojekt für Menschen, die aufgrund psychischer Probleme derzeit keine Möglichkeit haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Neben dem Betrieb als Café, werden auch Secondhand Bücher, Platten oder CDs angeboten. Der Reinerlös des Projektes wird an die MitarbeiterInnen ausgeschüttet.
Adresse: Richtergasse 6, 1070 Wien
Concept Stores
Uppers & Downers
Uppers and Downers überzeugen nicht nur mit der liebevollen Innenraum-Gestaltung, sondern auch mit Hang zum Detail in Sachen Onlineshop. Hier wird die aktuelle Ware, die Namen wie Funky Funeral Blouse oder Sister Act Top trägt, mit der Kondition und der Stoffzusammenstellung versehen. In der Burggasse 47 selbst findet man ausgewählte Marken und gut sortierte Vintage Stücke, wie ein schwarz weißes Midi Kleid mit Blumenprint und Rüschenausschnitt, das erst kürzlich bei einem Fotoshooting im Material Girl abgelichtet wurde. Der Kontext ergibt Sinn, da man das Indie, Moon und We got Pussy! Magazine dort kaufen kann. Wenn man vom Feminism-Flair im Laden mitgerissen wird, gibt’s dazu gleich die passende Kappe.
Adresse: Burggasse 46, 1070 Wien
Burggasse 24
Mit dem doppelten Store in Store-Konzept (einmal Peng Shop und einmal Café) hat die Burggasse 24 zwar nichts Neues erfunden aber Bewährtes aufgegriffen und in Wien gut etabliert. In der durchgestylten Umgebung mit den meterhohen Decken werden Einzelstücke wie Jeans und Statement Pieces wie zum Beispiel Fransenlederjacken verkauft, die das Gesamtkonzept im Großen und Ganzen gut widerspiegeln. Hier sollte man aber trotzdem ab und an auf das Etikett und die Qualität achten, obwohl man hier leicht aufgrund des Weirdness oder „Haben Muss“-Faktors abgelenkt wird. Im Peng Shop! wird es dann zwar teurer, dafür exklusiver. Designer Stücke der letzten Saison aus der Sammlung von Stylist Roman Glabon, die bereits ihren Dienst bei etwaigen Fotoshootings geleistet haben, werden hier verkauft – Moschino McDonalds Kostüm inklusive.
Adresse: Burggasse 25, 1070 Wien
Klassischer Secondhand
Kleider gehen um
In der Webgasse 4 hat sich Kleider gehen um angesiedelt. Der ehemalige Vintage Pop-Up Store von Heidi Schüttbacher hat sich nun in einen fixen Shop gewandelt. Den 70er und 80er-Trend, der von etwaigen Ketten mehr oder weniger erfolgreich in den letzten Saisonen adaptiert wurde, hat man hier schon längst erkannt. Party taugliche, Pailletten-besetzte Jacken oder Wildleder-Bomberjacken wirken neben geschickt platzierten Retro Kommoden und darüber hängenden Straßenlampen aber viel besser, als in der unpersönlichen Atmosphäre von Zara. Authentisch soll es wirken, aber trotzdem modern, betont Eigentümerin Heidi Schüttenbacher – das tut es. Preislich zwar im oberen Mittelfeld, lohnt es sich hier aber trotzdem zu investieren, wenn man ein Lieblingsstück findet.
Adresse: Webgasse 4, 1060 Wien
Bootik 54
In der Neubaugasse gibt’s gleich zweimal Bootik 54, wo man neben normaler Kleidung „Reworked Vintage“ findet. Jeansjacken, bunte Trainingsjacken, schräge Einteiler oder Strickpullover mit Aztekenprint – gespielt wird mit dem gängigen Secondhand-Look. Man findet hier ausgewählte Ware, die von No-Name bis Escada (Reworked Vintage) reicht. Beim Kiloshop, der alle paar Monate stattfindet, wird es dann ein bisschen billiger. Man muss aber Glück haben, um etwas Spannendes zu finden. Bei 10€ pro 1000 Gramm lohnt es sich aber, bei einer der unzähligen Lederjacken zuzuschlagen – wenn sie gut sitzt.
Adresse: Neubaugasse 54, 1070 Wien
Polyklamott
Polyklamott eilt zu Hilfe, wenn man ein kleines Geschenk braucht oder beim Vorbeigehen am Erfrieren ist. Seit kurzem ist wieder der Secondhand Automat in Betrieb, bei dem man kleine Schätze wie Handschuhe oder Geldbörsen ähnlich Kaugummis herunterdrücken kann. Im Shop findet man sowohl 80er Mickey Mouse Shirts als auch Designer Ware von Helmut Lang oder Jil Sander. Gut informiert wird man wie bei Burggasse 24 auf der Instagram Seite, die laufend mit der Vorzeigeware befüllt wird. Die Auswahl ist aber auf jeden Fall etwas für Kombinationsfreudige und Liebhaber von schrägen aber individuellen Stücken. Ab und an wird auch ein Kiloverkauf veranstaltet, der zwar nicht so regelmäßig stattfindet wie bei Bootik, aber vom Sortiment her rentabler ist.
Adresse: Hofmühlgasse 6, 1060 Wien
Carnaby
Braun, orange gemusterte Retrotapeten und ein Sortiment, das an die Ausstattung der Fernsehserie „Die wilden Siebziger“ erinnert. Wenn man kein Fan von Hippiekleidung wie grob gehäkelte Gilets, Paisleyhemden oder Rüschenblusen ist, ist man hier definitiv falsch. Auch der Verkäufer scheint direkt aus den 60/70ern in das Carnaby gebeamt worden zu sein. Die Original-Einzelstücke starten ab 35€ und wenn man den Wert zu schätzen weiß und ein Herz für das Jahrzehnt hat, kann man hier ein originelles Teil aus den Swinging Sixties erwerben.
Adresse: Neubaugasse 78, 1070 Wien
Pop-Ups
Kollektive wie Tingel Tangel, die neben Partys auch oftmals Flohmärkte organisieren, bieten Möglichkeiten seinen Kleiderschrank auszumisten und dabei auch noch Geld zu verdienen. Ab und an gibt es auch Veranstaltungen, bei denen Stylisten, Blogger und ModeredakteurInnen aus ihrem Fundus verkaufen wie z.B. den #stylistenflohmarkt.