Heinz aus Wien waren der erste österreichische Act am Cover von The Gap. 20 Jahre später haben wir unser damaliges Interview mit der Band einfach noch mal geführt.
„20 Jahre – so lange muss man erst mal durchhalten“, sagt Michi Gaissmaier durchaus mit Respekt am Ende unseres Gesprächs. Er meint damit The Gap, das exakt am Tag des Interviews seinen Geburtstag feiert. Aber natürlich ließe sich die Aussage auch auf seine Band ummünzen. Wenige Monate vor der ersten Ausgabe von The Gap ist nämlich auch das erste Album von Heinz (damals noch ohne „aus Wien“) erschienen. „Welsfischen am Wolgadelta“, so dessen Titel, bot gefälligen Gitarrenpop mit deutschen Texten, die durchaus einen gewissen Witz hatten.
Von der Indie-Szene, aus der die vier Musiker – neben Gaissmaier (Gesang, Gitarre) noch Lelo Brossmann (Gitarre, Gesang; 2003 ausgestiegen), Conny Dix (Bass) und Bernd Jungmair (Schlagzeug) – kamen, gab’s dafür nicht nur Liebe: Dass Heinz beim Major MCA veröffentlichten und sich auch den zugehörigen Promo-Zirkus bis hin zu einem Auftritt im ORF-Kinderprogramm „Confetti TiVi“ antaten, konnten nicht alle nachvollziehen. Und die Musik und den Humor fanden manche ebenfalls peinlich.
Im Verlauf der Zeit hat auch The Gap sich nicht nur positiv zu den Veröffentlichungen der Band – immerhin acht Studioalben haben Heinz aus Wien mittlerweile zu Buche stehen – geäußert. Schon beim ersten Interview mit der Band nach einem Konzert im Backstage-Raum des Kulturzentrums Avalon im niederösterreichischen Allentsteig ging es dezent kritisch zur Sache. Aber lest selbst – wir haben unsere Fragen von damals anlässlich des Erscheinens des neuen Albums „Grau in Grau in Stadt“ (funky produziert von Rodney Hunter) nämlich einfach ein zweites Mal gestellt.
1997 wurde Backstage-Bier verteilt, bei der Neuauflage des Interviews im Büro ihrer Plattenfirma Sony Music gab’s Krapfen – und einiges zu lachen.
Es geht gleich mal mit einer ziemlichen Anfängerfrage los: „Wie ist das Ganze mit eurem Plattenvertrag gelaufen?“
(allgemeines Gelächter)
Conny: Sollen wir versuchen, aus der Erinnerung die gleiche Antwort zu geben wie vor 20 Jahren?
Michi: Es ist lustigerweise eigentlich relativ ähnlich gelaufen wie beim ersten Album … Der Conny hat uns irgendwann kaserniert, Ende 2015, und wir haben die Platte aufgenommen. Da war schon klar, dass wir sie mit Rodney als Produzenten machen. Als wir dann die ersten anhörbaren Ergebnisse hatten, haben wir diese verschickt. Und dann kam ein positives Feedback. Danach hat man es sich noch einmal gemeinsam angehört, wir haben über ein paar Eckpunkte gesprochen und das war’s.
Bernd: Damals haben wir es ja wirklich nur der MCA gegeben. Und diesmal haben wir es ja auch nur der Sony gegeben, wenn mich nicht alles täuscht, oder?
Michi: Und der Universal.
Conny: Lustig ist, dass die Universal ja eigentlich die MCA ist …
Bernd: … und dass wir inzwischen bei mehreren Majors unter Vertrag waren. Ich weiß jetzt gar nicht …
Michi: (wie aus der Pistole) Vier! Ich glaub, es gibt außer Supermax … Als wir damals bei der Warner unterschrieben haben für „Das Wunder von Wien“ hab ich irgendwo gepostet, dass wir die erste österreichische Band sind, die drei Major-Deals hat. Und da hab ich vom damaligen Manager von Supermax ein E-Mail bekommen, in dem er mir eine Auflistung geschickt hat von Major-Labels aus Amerika, von denen ich zum Großteil noch nie gehört hab, die auch mittlerweile alle irgendwo unter dem Dach von Universal oder Sony sind … Aber der hatte definitiv mehr als wir. Aber sonst gibt’s, glaub ich, nicht so viele, vor allem keine, die die Runde gedreht haben mit – wie in unserem Fall – MCA/Universal, dann BMG, dann kurz Warner und jetzt Sony.
Das mit den Interviewfragen funktioniert sehr gut, wie ich finde …
Michi: Profis halt.
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