Die von Jakob Lena Knebl gestaltete Ausstellung „Oh…“ läuft bis zum 22.10. im Mumok – dafür hat sie unter anderem mit House Of the Very Islands entworfen.
Sich anzukleiden ist einer der ersten Schritte an der täglichen Inszenierung namens Menschheit teilzunehmen. Das mag für viele spielerische Freude und für manche ernsten Ausdruck bedeuten, für wiederum andere mühselige Pflicht oder gar verwerfliche Oberflächlichkeit. Fakt aber ist, dass auch die entschiedenste Ablehnung modischen Ausdrucks ein ebensolcher ist.
Die Künstlerin Jakob Lena Knebl ist sicherlich niemand, der die Ausdruckskraft der Mode in Abrede stellt. Vielmehr ist Kleidung ein definierender Faktor für Fragen, die sie mit ihrer Arbeit aufwirft: Wie denken wir bei allem, was wir tun, den imaginierten Betrachter mit? Wie beeinflusst die Vorstellung – und der Wunsch oder auch die Angst – gesehen zu werden die Art, wie wir uns zeigen und geben?
Während Moralisten hier schon Zeter und Mordio schreien gegen eine Gesellschaft, die es für nötig erachtet sich hinter artifiziellen Masken zu verbergen, zeigt Knebl die Lust am Spiel mit der Oberfläche und dem Schatz an Versatzstücken. Mit dem Kostüm als Schutz vor der Welt bringt sie ihre lustvoll-theatralische Unehrlichkeit gegen einen verlogenen und unterdrückerischen Echtheitskult in Stellung.
Wie sonst könnte sie gemeinsam mit dem Wiener Label House Of The Very Islands etwas entwerfen, das Einflüsse aus dem Werk der Künstler Domenico Gnoli und August Walla zu einem vom Margaretner Latexmatador Rubberik gefertigten viktorianischen Glam-Rock-Kleid in 70er-Erbsengrün verbindet, das abgerundet von einer Tasche aus einer unbeschnittenen Lederhaut und Waldviertlern mit Plateautuning zum Outfit wird?
Und wie sonst könnte sie eine Ausstellung konzipieren, die eigene Werke, Kunst aus der Sammlung des Mumok, Möbel, ein Computerspiel, ein Kochbuch und vermutlich viele weitere Dinge, die mir noch nicht verraten wurden, zu einem sinnlichen Ganzen macht? Es ist die Mode als Elsternhistorikerin, wie es Judith Clark die Kuratorin der aktuellen Modeausstellung im Winterpalais ausdrückt, die uns diese Methode lehrt.
Die von Jakob Lena Knebl gestaltete Ausstellung „Oh…“, bei der dieses Latexkleid auf einer Skulptur zu sehen sein wird, läuft bis zum 22. Oktober im Mumok. Teile der dafür von House Of The Very Islands produzierten Kollektion wird es bei Samstag in der Margaretenstraße 46 zu kaufen geben. Die Ausstellung „Vulgär: Fashion Redefined“ ist bis 25. Juni im Winterpalais des Belvedere zu sehen.