Wir haben Eventreihen zusammengetragen, die jungen Bands eine Plattform dafür bieten, zu spielen und sich mit der Branche zu connecten.
Wo sollen wir proben? Wie kommen wir zu einem Gig? Wie bringen wir unsere Musik an eine größere Hörerschaft? Die neuen (und alten) Leiden des jungen Band-Daseins sind meist ähnlich. Während Social-Media-Plattformen die Promotion zwar massiv vereinfachen, muss man für Gigs nach wie vor Eigeninitiative und Beharrlichkeit beweisen. Wer sich informiert, findet dennoch die ein oder andere Möglichkeit, die einem den Weg zum Publikum, aber auch zu Proberäumen und Kontakten vereinfacht.
Veranstaltungsreihen wie Animals Of The Woods oder Club Nolabel bieten Bands (ohne Label) beispielsweise eine Plattform, um sich einerseits musikalisch zu präsentieren, andererseits aber auch, um Connections zu knüpfen. Als Verein zur Förderung junger Musiker hat es sich Wakmusic in Graz zur Aufgabe gemacht, Bands zu unterstützen – man stellt neben einer Location für Auftritte auch Proberäume zur Verfügung. In Linz ging kürzlich die letzte Veranstaltung von Der Mob über die Bühne, das ebenfalls als Plattform für junge Künstler galt. Wir haben mit den jeweiligen Verantwortlichen über ihr Konzept und die Möglichkeiten für junge Musiker gesprochen.
Animals Of The Woods
Animals Of The Woods ist eine von Ink Music veranstaltete Eventreihe im B72.
Was war der ausschlaggebende Grund für Ink Music, die Eventreihe Animals Of The Woods zu starten?
Als wachsendes und zusehends etabliertes Unternehmen hatten wir den Eindruck, dass uns die Bodenhaftung und Szenebindung langsam zu entgleiten drohte – obwohl es genau das war, was uns am Herzen lag und uns ausgezeichnet hat. Wir haben uns also selbst die Aufgabe gestellt, Bands zu finden, die wir für interessant, spannend und beobachtenswert halten, auch (oder gerade) wenn sie noch „zu klein“ für eine Agentur oder ein Label sind. Mit Animals Of The Woods haben wir ein Format kreiert, das uns die Möglichkeit gibt, mit diesen Bands zu arbeiten, sie kennenzulernen, uns mit dem dazugehörigen Publikum auseinanderzusetzen und herauszufinden, ob das in Zukunft vielleicht zu mehr heranwachsen kann.
Ihr bietet Bands eine Plattform, die zwar noch kein Label haben, aber Potenzial dafür haben. Wie erkennt ihr, wann eine Band reif für ein Label bzw. für Ink Music ist?
Diese Antwort ist wohl irgendwo im Bauch zu finden. Aber mitentscheidend ist sicher, ob und wie man mit Menschen auskommt und zusammenarbeiten kann, wie konstruktiv die Atmosphäre ist und ob man das Gefühl hat, der Künstlerin oder dem Künstler weiterhelfen zu können.
Welche Animals-Of-The-Woods-Bands haben es nach dem Auftritt zu euch bzw. zu einem anderen Label geschafft?
Molly starten gerade international durch und spielen unter anderem am The Great Escape, Gospel Dating Service sind bei Kleio Records untergekommen, At Pavillon haben sich für einen eigenen Release entschieden. Cari Cari, Kaiko und Little Big Sea haben wir selbst später gesignt – eine gute Quote, wie wir finden.
Wie läuft die Vorbereitung für einen Animals-Of-The-Woods-Abend ab bzw. wo findet ihr passende Bands?
Wir versuchen, unsere Augen und Ohren offen zu halten und spannende, neue Bands auf dem Radar zu behalten. Es gibt intern einen Prozess, wo wir uns sorgfältig überlegen, ob, wann und wie wir mit dem Format umgehen und eine neue Veranstaltung ansetzen – es soll nicht erzwungen, sondern sinnstiftend für alle Beteiligten sein.
Inwiefern unterscheidet ihr euch von Club Nolabel, die ebenfalls im B72 veranstalten und ein ähnliches Konzept verfolgen?
Der Club Nolabel ist eine fantastische Einrichtung und wir sehen uns keineswegs als Konkurrenz. Im Gegenteil – unsere Herangehensweise sehen wir eher auf der Ebene darüber, wo wir die Zusammenarbeit mit einer Agentur, einem Label auf Zeit „simulieren“ und den Künstlern Einblicke in den Musikwirtschaftsalltag geben wollen. Es soll kein reines Vorspielen sein, sondern bestenfalls auch einen Lerneffekt erzeugen. Wir haben umgekehrt schon viele Acts dank Club Nolabel entdeckt und gefunden.
Wakmusic / Wakuum
Wakmusic ist ein Verein zur Förderung von jungen Bands, der so wie das dazugehörige Lokal Wakuum in Graz angesiedelt ist.
Was war der ausschlaggebende Grund dafür, einen Verein zur Förderung junger Bands zu gründen?
Der Proberaummangel in Graz. Wakmusic wurde 2004 gegründet und die ursprüngliche Motivation war es, Proberäumlichkeiten in Graz zu organisieren, um sie Nachwuchsbands kostengünstig zur Verfügung zu stellen. Seitdem hat der Verein in Graz 16 Proberäume adaptiert und verwaltet. Aus dem daraus entstandenen Netzwerk betreibt Wakmusic heute eine umfangreiche Infrastruktur für Nachwuchsbands, bestehend aus Proberäumen, einem Tonstudio, dem Club Wakuum als Ort für Livemusik, das jährliche zweitägige Festival Sunny Days und der steirischen Bandplattform Styrian Bandsupport. Zudem gibt es zahlreiche Nebenprojekte und kulturspartenübergreifende Aktivitäten wie Lesungen, Stadtteilfeste und Workshops, die unser Vereinsprogramm abrunden.
Ihr arbeitet alle auf ehrenamtlicher Basis, wie seid ihr organisiert?
Das Gelingen unserer Kulturinitiative hängt weitgehend von der Motivation und Engagement ebenjener MitarbeiterInnen ab. Dabei ist es schön zu sehen wie ein Verein mit der Eigeninitiative von MitarbeiterInnen bzw. Teams wächst. MitarbeiterInnen wie Mitglieder des Vereins haben dabei die Möglichkeit Ideen zu verwirklichen – und dabei sind schon viele Konzerte, Projekte sowie Bands entstanden. Selbständiges Arbeiten und Eigeninitiative sind ein wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit. Die Herausforderung, den Spagat zwischen künstlerischen und wirtschaftlichen Betrachtungsweisen zu meistern, ist begleitend zu allen Aktivitäten zu sehen. Als gemeinnütziger Verein ist dies ein wesentlicher Bestandteil unserer Tätigkeit.
Welche mittlerweile bekannten Bands haben schon im Wakuum gespielt?
Eines ist auf jeden Fall ganz klar: Es sollten viel mehr Bands bekannt sein oder werden, die bei uns spielen. Aber es waren doch einige dabei, die bei uns spielten, noch bevor sie quasi für den Club zu „groß“ wurden. Bands wie Kadavar, Turbobier, Robin Resch, Mothers Cake, Jinjier, Danava, Scheibsta, Insanity Alert, Six Feet Under, Witchrider, Ultima Radio, Savanah u.v.m.
Ihr betreibt zudem auch noch andere Projekte wie die Offene Lesebühne oder das Sunny Days Festival. Greift ihr da auf das bereits aufgebaute Netzwerk an Künstlern zurück? Wie laufen Anmeldungen bei euch ab?
Im Laufe der Jahre ist ein breitgefächertes Netzwerk entstanden. Wie zuvor erwähnt, ist es engagierten Bands und MitarbeiterInnen zu verdanken, dass derartige Projekte wie die Lesebühne oder das Stadtteilfest Grieskram entstanden sind. Anmeldungen versuchen wir, da meist zahlreich, über das Onlineportal unserer Website zu bewältigen. Dabei sind oft unterschiedliche MitarbeiterInnen für verschiedene Projekte bzw. Veranstaltungsreihen verantwortlich. So ist zum Beispiel im letzten halben Jahr, aufgrund des Engagements einer Mitarbeiterin, die neue Hip-Hop-Veranstaltungsreihe ASAP2Sugarhil entstanden. Auch langjährige Veranstaltungen wie When In Sodom (Metal), Desertation (Stoner-Rock), Punk’em All (Punk) u. a. entstanden aus Initiativen von Mitarbeitern und sind mittlerweile ein Fixpunkt der Grazer Szene geworden. Aufgrund der risikolosen Veranstaltungsmöglichkeit für Jung- und Altveranstalter – die gesamte Infrastruktur wird kostenfrei zur Verfügung gestellt – bietet der Club Wakuum neuen Veranstaltungsreihen bzw. Konzerten eine gute Möglichkeit sich zu präsentieren.
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