Ankathie Koi ist auf ihrer ersten Solo-LP schillernder und fordernder als wir sie von Fijuka oder ihren Anfängen alleine kennen. Das Album eine tanzbare Watschn. Das Video zu »Black Mamba« feiert hier Premiere.
Wenn sich die anderen überlegen, wie sie noch mehr Lo-Fi sein und noch unmotivierter an ihrer Gitarre schrammeln können, scheut sich eine nicht, so dick wie möglich aufzutragen. Allein dafür gebühren Ankathie Koi schon Extrapunkte aus Dankbarkeit. Als Hälfte von Fijuka fing sie mit einem eingekehrten Sound an, der sich noch im weitesten Sinne Folk nannte und seit der ersten Solo-EP und dem zweiten Album als Duo extrovertierter wurde. Zwei Jahre später dreht sie die Nebelmaschine des Mysteriösen endgültig ab und verpasst uns damit auf »I Hate The Way You Chew« eine gewaltige Zuckersynthie-Watschn.
Latex zur Zitrone
Es glitzert und funkelt, wo es nur kann. Gleich mit dem ersten Beat von »Black Mamba« erzeugt Ankathie Koi eine Stimmung, in der man hüftschwingend mit den Fäusten in der Lederjacke zur U-Bahn gehen und sich vorstellen will, das wäre der Anfang eines subversiven Tanzfilms aus den 80ern.
Oder sich eben, wie es Ankathie selbst im Video zu »Black Mamba« tut, im roten Latexanzug vor einer Auswahl Greenscreen-Motive Spaß habend zu räkeln. Das Sujet Frucht (»I’m like a fruitfly in a pink bowl«) zieht sich auch durch die Visuals – Zitrone und Wassermelone –, die sich zu allem wohltuendem Wirrwarr auch noch durchgehend drehen. Bunt und schön deppert – Ankathie Koi kann sogar Dauerwelle tragen.
Die Ambivalenz des Zuckergusses
Doch die 80er als Patron für das Album kann man nicht einkaufen, ohne ihre Ambivalenz mitzunehmen. Das Zuckergussklischee treibt sich in »Foreign Heart (Caribbean Theme)« selbst hoch und wird in Balladenform schnell too much to handle. Nicht ganz sicher, ob meh oder eh geil, ist man sich auch bei »I Am Jealous Of My Boyfriend’s Past« – hört sich an wie ein Songcontest-Beitrag aus Island, der oft douze points bekommt. Das muss jeder selber wissen.
»Ich hab heute noch was vor« und »Hi-hi«
Man tut der ersten Koi-Only-LP aber großes Unrecht, wenn man nicht hinter den Glitzer schaut. Gerade bei »Fruitflesh« – dem besten Song des Albums – macht sie Dream-Pop eingängig und ist dabei das Gegenteil von langweilig. Und »Hurricane« ist ein Sieben-Minuten-Epos, bei dem man ehrlich hofft, das es nie aufhört. Das Beisein eines frühen Michael Jackson wird dort spätestens bei Kois »Hi-hi« evident. Mehr treibende Beats im Zusammenspiel mit »Ich hab heute noch was vor«-Attitüde serviert sie uns bei der großartigen Vorabsingle »Little Hell«. Das alte Mysterium von Fijuka gibt es einzig noch in »Loose« zu hören. Dort singt sie gegen Frauen an, die nie zu weit gehen, weil das nicht ladylike sei. Wir sind sehr froh, dass Ankathie Koi so etwas wurscht ist.
»I Hate The Way You Chew« von Ankathie Koi erscheint am 21. April 2017 bei Seayou Records. Aktuelle Konzerttermine gibt’s auch: 8. April, Steyr, Röda — 18. Mai, Krems, Kino im Kesselhaus — 27. Mai, Oslip, Cselley Mühle — 30. Juni, Haag, Böllerbauer.