Alle wollen so sein wie Puber

Sind sie aber nicht. Auch nicht mit Puber-Kaffeehäferl, I-Phone Cover, oder Kritzelstift. Alles erhältlich im Souvenir Shop der Galerie Ho. Außer leeren Behältern mit der Aufschrift 10g Coke, gab es ausgewählte Werke und der Puber Film "Mein Kampf Vol. 1" wurde uraufgeführt.

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Die Galerie war bis zum Bersten voll. Eine interessante Mischung aus Rich Kids, Geschäftsleuten und echten Gs füllte die Gemäuer der Galerie Ho. Jeder wollte die Puber-Dokumentation “Mein Kampf Vol. 1“ sehen. Auch er selbst. Die Ulf Gang war im Publikum vertreten, drei riesige Henker mit Skimasken. Irgendwann hatten sie genug und so rief einer von ihnen im tiefsten Bariton “Platz da“. Die Leute sprangen zur Seite als würde ein LKW auf sie zu rasen. Die Gang machte schon Eindruck und die Frage nach einem Gruppenfoto oder Selfie verkniffen wir uns anschließend. Ob Puber wieder taggt oder nur die Kuh melken möchte, wissen wir nicht.

Puber ist Kunstfigur ohne Künstler zu sein. Das Gekritzel und die Arschfick-Sprüche sind so deep wie der Neusiedlersee. Aber will er überhaupt Künstler sein? Immerhin hat er geschafft, dass die ganze Stadt eine Meinung zu ihm hatte, haben musste. Wie sehr das geplant war, lässt sich nicht sagen – irgendwann wurde es zum Selbstläufer und alle möglichen Vigilanten kritzelten "Puber" an die Wand. Nur eben mit großen E, was Puber bei seiner Verteidigung vor Gericht half. In Wien, wo Graffiti jetzt Street Art ist, meinten manche, es braucht einen wie ihn. Das ist Graffiti, wie es früher war. Andere meinten, du willst Graffiti so wie früher? Früher gab es Hitler, früher war es schlecht. Eine Gegenbewegung zur angepassten Szene bietet jedenfalls immer Anlass sich mit dem Status Quo auseinander zu setzten.

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Irgendwie erinnerte das Ganze an die Anonymous-Bewegung. Jeder wollte dabei sein, setzte sich auf Demos die Maske auf, aber niemand will wirklich etwas riskieren. Bei Puber ist das auch so. Die reichen Säcken, denen ihr bürgerliches Leben zu langweilig geworden ist, wollen auch ein bisschen Gangster sein. Man kauft sich Backstage ein, setzt sich mit Habano-Zigarre an die Bar, bestellt einen Cuba Libre und schon ist man dabei. Man kauft sich kulturelles Kapital. Und reales Kapital vielleicht obendrein, denn so unterentwickelt wie der Street Art-Markt in Österreich, ist hierzulande sonst wenig. Ein echter Puber kann mittelfristig gute Rendite abwerfen.

Keept es Puber noch real?

Dass Puber jetzt in der Bastion der Spießigkeit – in einer Galerie, auch wenn sie noch so edgy sein will – ausstellt und eine Vernissage macht, passt halt nicht ins Konzept. “Das Herz auf der Straße, die Unterwelt im Rücken“ hat MTS 2015 an die Wand der U-Bahn Station Stadtpark“ geschrieben. "Sellout" zu schreien, war immer sehr einfach und hat oft genug mit Neid zu tun. Wenn aber jemand vorab so sehr ein dickes “Fuck You“ an alle geschickt hat, dann passt so eine hübsche Galerieneröffnung nicht ins Bild. Vielleicht braucht Puber auch einfach Geld. Und Martin Ho gibt es ihm.

“I like to write my name on your Property“ von 18. Februar bis Mitte März in der Galerie Ho.

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