Alles Gute, RAF

RAF wird heute 30. Er teilt sich ein dunkles Geheimnis mit Christina Stürmer und Hansi Hinterseer (#1 Album in Schland) und hat im Interview auch etwas zur Radioquote und Hipster-Rappern zu sagen. Na, gratuliere.

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Googelt man RAFs Album "Hoch 2", gibt es in Österreich fast keine Suchresultate. Als hätte das Album nicht statt gefunden. Dabei war es in Deutschland Nummer Eins. Das haben in diesem Jahrtausend außer ihm nur zwei andere Österreicher geschafft, Christina Stürmer (2006) und Hansi Hinterseer (2013). Aber auch hier war es recht erfolgreich wie schon das Album davor und "Zodiak" heuer. Aber so ist das, klassische Medien ignorieren Rap – Ausnahmen, ihr wisst, wer ihr seid. Dem ORF hat er deshalb ein "Fickt euch!" ausgerichtet.

Sein Amadeus Award und die Echo-Nominierung dürften ein wenig geholfen haben – langsam merken auch heimische Medien, wer da eigentlich von Wien nach Berlin ausgewandert ist. Beim Konzert im Flex war der Interview-Plan deshalb schon deutlich dichter. Während Chakuza noch etwas zu lang in Linz gefeiert haben dürfte und die Crew ungeduldig auf ihn wartete, erzählte RAF am unglamourösesten Ort Wiens, dem Flex-Klo, von seiner Kindheit als Rabenjage in einem Schweizer Schloss, von Hipster-Hass, von Skandalrappern, den sozial Schwachen und seiner Heimat Wien, das bald nicht mehr seine Heimat ist. Alles Gute zum 30er, außerdem.

Wirst du auf Ö3 gespielt?

Nein. Als Jugendlicher mal kurz. Sonst weiß ich nicht warum.

Auf FM4?

Ja, die hatten eine Rotation. Ich muss gestehen, das deutsche Management macht mir – als österreichischen Künstler – auch ein bisschen zu wenig in Österreich, weil es ein kleiner Markt ist und hier nicht so viele Platten verkauft werden. Mir selbst wäre das sehr wichtig, ich hab aber wenig Überblick.

Weil Tantiemen bei dir nicht so wichtig sind?

Naja, wir als Künstler holen wir uns immer riesige Verlagsvorschüsse. Mit so einem Vertrag müssen wir nicht so genau wissen, was an Tantiemen reinkommt.

Elke Lichtenegger hast du mitbekommen?

Ja, große Fremdscham. Das spiegelt sehr viel wider und jemand, der bei Ö3 arbeitet, hat so etwas gar nicht zu sagen. Andrerseits war das fast eine Hexenverfolgung, da muss man vorsichtig sein. Das Ganze war ja nicht nur typisch für Ö3, sondern typisch für Österreich. Ich bin nach Deutschland ausgewandert und habe bemerkt, ab wann dich andere pushen, dass viele einfach so helfen. In Österreich supporten sie das, was ihnen ein Haberer sagt. Dazu kommt die totalitäre Macht des ORF. Es ist ein kleines Land. Wenn du was falsch gemacht hast, bist du schnell nicht mehr dabei. In Deutschland ist das fast unmöglich.

Tut sich trotzdem was?

Ja, ich bin im Juli mit "Hoch 2" in Deutschland auf die Eins gegangen. Mein Label hat das mir zuliebe an alle österreichischen Medien rausgeschickt, weil mir das wichtig war. Es haben drei oder vier Seiten was darüber geschrieben. Wann ist der letzte Österreicher in Deutschland auf die Eins gegangen? Für Christina Stürmer haben sie fast Statuen gebaut. Warum ist das so? Weil es Hip Hop ist? Man denkt sich, OK, scheiße und schließt damit ab.

Letztens habe ich dann aber in einem Interview gesagt, jetzt reicht es mir, fick den ORF. Vielleicht hat das Leute wach gerüttelt. Ich habe eine Anfrage für die Jury von „Die große Chance“ bekommen – was ich abgelehnt habe. Aber auch eine Einladung zu „Wir sind Kaiser“, das mach ich sehr gerne. Ich dachte nur, liegt das jetzt an der Echo-Nominierung oder an dem Interview?

„Willkommen Österreich“ gäbe es auch noch.

Ja, die Sendung ist der Wahnsinn, super. Würde ich sehr gerne machen.

Weil du vermutet hast, weil es Hip Hop ist – hast du mitbekommen wie die Heute dem Kid Pex einen Skandal umhängen wollte? Bushido hat Politiker bedroht. Ist deutscher Rap noch immer gefährlich?

Österreich ist was das angeht leider ein bisschen zurück. Bushido und diese Leute halten schon lange nicht mehr das Zepter im deutschen Hip Hop in der Hand haben. Bushido und Kollegah gehen Gold und sind extrem erfolgreich, ich wäre blöd, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Aber Cro verkauft 500.000 Platten und macht Stadientouren. Casper macht 25.000 Leute. Manche Leute sagen, das ist nicht mehr Hip Hop, weil es schon so poppig ist. Aber ja, Hip Hop ist nicht mehr so gefährlich wie früher, auf gar keinen Fall.

Wenn nun Kid Pex sagt: „fickt Mozart“ und sich alle aufregen, wundert mich das nicht. Da sagen die Leute: „Ja genau, der Tschusch.“ Oder Bushido ist dann natürlich der böse Araber und Moslem – das ist nur ein gefundenes Fressen für die Medien. So sind die.

Warum ausgerechnet Hip Hop? Braucht eine Gesellschaft solche Feindbilder?

Hip Hop ist die Sprache der sozial Schwachen. Es geht eben viel um diesen Straßenrespekt, den viele nicht kennen und auch verarschen. So ein Typ wie Money Boy ist da perfekt, weil der alles widerspiegelt, was sich Leute unter Hip Hop vorstellen, nämlich: eine Witzfigur.

Bild(er) © Manuel J. Karp, Youtube, Youtube, Shitty iPhone Bild von Stefan Niederwieser
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