Fünf Potheads aus Baltimore klemmen sich ins Lagerhaus und basteln der Angebeteten Mary Jane einen Schrein aus Haschbröseln und Flitzgitarren.
Die Liebe zum Grün ist auf dem Debüt »Dongo Durango« der Baltimorer allgegenwärtig: Auf dem Cover giert eine an Jigsaw erinnernde Fratze mit obligatorisch geröteten Augen nach dem nächsten Spliff und die Nummern tragen Titel wie »Glob« und »Cheeba Swiftkick«. Ersteres ist eine Maßeinheit für die Einnahme, Zweiteres ein Synonym für den Stuff selbst (beides kann man nachsschlagen im urbanen Online-Wörterbuch). Wenn sich der Fünfer textlich mal nicht an Hasch abarbeitet, geht’s hauptsächlich um – wie könnte es auch anders sein – Sonne. Sun Club klingen dann so wie die Beach Boys, hätten diese offen zugeben dürfen, dass sie den lustigen Zigaretten nicht abgeneigt sind.
Aufgenommen wurde in einem leerstehenden Lagerhaus in der Hometown. Das ist nur wirtschaftlich und konsequent: So spart man sich schließlich das Geld für die Effektgeräte und kann die grünen Scheine in Pot investieren. Die Gitarren wirken rastlos und heißhungrig. Ähnlich dem Gefühl, wenn sich nach gönnerhaftem Konsum die Suche nach Essbarem ins Hektische verschiebt. Auch die Videoästhetik reiht sich einwandfrei in die verschwommene Gesamtwahrnehmung der Jungs, die sich bereits aus der Schule (höchstwahrscheinlich Hinterhof) kennen, ein. Eine vermutliche Überintoxikation hat dann auch dazu geführt, dass man endlich wieder jene nackten Offline-Trolle in einem Video sehen darf, die in den 90ern irgendwie jeder an seinem Schlüsselbund haben musste. Die slackerisch-gelallten Texte, die durch in den Offspace-Proberaum gebellte Ooh-oohs unterbrochen werden, legen eine Motivation zur Entkoppelung von Oberfläche und Substanz nahe.
Totale Entfremdung und Dekonstruktion ist sicherlich nicht erklärtes Hauptziel von »Dongo Durango«, bricht aber zu weiten Teilen in den gitarrenzerstückelten Melodien durch. Das Spiel mit der Oberfläche und die Auflehnung wider das Glatte wird durch den offensichtlich ironisch nach außen getragenen Cannabiskonsum zwar ein wenig aufgeweicht – aber hey, von übermäßigem Konsum sollte doch jeder sein eigenes Liedchen singen dürfen.
»Dongo Durango« von Sun Club erscheint am 30. Oktober 2015 bei ATO Records.
Update: Die Band ist am 25. Jänner 2016 als Support der Hinds im B72 live zu sehen.