Wie jedes Jahr bitten wir unsere MusikredakteurInnen zurückzuschauen, wie im letzten Jahr gab es verschiedene Kategorien zur Auswahl. Amira war mit J Hus, SZA, Eunique und Dua Lipa auf der „Slide“.
Was für ein krankhaft gutes Jahr für Mainstream-Pop, Kinder ich sage euch: Bangers, Bangers, Bangers. Auch die Ecke (Alt-)RnB war ganz ertragreich, England hat überraschender Weise Hip Hop gewonnen und ich meine nicht mal „Man’s Not Hot“. Also subjektiv jetzt natürlich.
Weirde Clubmusik habe ich auch gehört, allerdings erspare ich uns das jetzt. Gleich zu Beginn die Warnung: Hier gibt’s keinen Jay Z, keinen Kendrick, keine Kelela, keine Lorde, nicht einmal Cardi B – nicht, dass das schlecht war, aber ich hatte andere Favoriten. Für gut aber nicht herausragend befand ich außerdem die Alben von Mura Masa, Vince Staples, Frank Ocean, Drake, Syd, Kehlani, dvsn und Fifth Harmony. Die neuen Sachen von Vic Mensa hab ich noch nicht geschafft zu hören, genauso wenig wie rezente Veröffentlichungen von Majid Jordan, Khalid, Bryson Tiller (das Feature auf „Insecure“ ist aber bombo, vergesst bitte „Wild Thoughts“), Perfume Genius, King Krule, Trettmann u.a..
Was ich aber gehört und für hervorragend gehalten habe, hier:
1. Didn’t see this coming: J Hus – Common Sense
Während ich mich voriges Jahr für Majid Jordans gleichnamiges Debüt als Lieblingsalbum entschied, weil es irgendwie das geringste Übel war, auf das ich mich mit mir selbst einigen konnte, sagt 2017 der musikalische Hausverstand „Common Sense“ und zwar zu 100 Prozent. Der zum Weinen junge Brite J Hus hat mit seinem Albumdebüt nicht weniger als einen modernen Klassiker abgeliefert. Und das hatte ich nun wirklich nicht kommen sehen.
2. Songwriting-Großartigkeit: SZA – CTRL
Kennt ihr das, wenn ihr Floskeln so lange nicht versteht, bis ihr sie versteht? Orge Erfahrung. Zum Beispiel habe ich mich immer gefragt, was eigentlich „entwaffnende Ehrlichkeit“ bedeuten soll. Nach dem Hören von CTRL weiß ich es. SZA hat Songwriting neu erfunden und lässt ihre HörerInnen völlig ertappt bis zerstört zurück. Wer sich ein Bollwerk ums Herz gebaut hat, ist nun emotionales Nackerpatzi. Komplett abgerüstet einfach. Dafür gebühren ihr alle fünf Grammys, für die sie gerade nominiert ist.
3. Episch: Benjamin Clementine – I Tell A Fly
Ich habe zwar meine Liste gemacht, bevor ich andere Jahresbestenlisten (zwei an der Zahl) angeschaut habe, schwöre, geschaut hab ich aber trotzdem. Jedenfalls kam in diesen anderen zwei Listen nicht Benjamin Clementines herausragendes Album „I Tell A Fly“ vor, von dem mir zuerst Nikolaus Ostermann erzählt hat (immer schön alle crediten). Benjamin Clementine ist der Grund, warum man generell mit Begrifflichkeiten wie „Genie“ oder „Ikone“ sehr sparsam umgehen sollte, weil man sie wirklich, wirklich nur für Menschen, die so beeindruckend wie er sind, verwenden sollte. Wenn das nicht der Bowie unserer Generation wird, kann uns allen niemand mehr helfen. Sofort in alle Listen mit ihm!
4. Neuentdeckungen: Amir Obè, Steve Lacy, Jlin
Meine Lieblings-EP des Jahres „None of the Clocks Work“ stammt von Amir Obè, der auch schon für Drake produziert hat und dessen unheimlicher RnB auf die gute Weise an die frühen Tage von The Weeknd erinnert ohne aber abzukupfern. Amir ist nämlich nicht ganz so weinerlich wie Abel. Es gibt nämlich wirklich nichts, was ich mehr hasse als weinerliches Gezeter. Danke an dieser Stelle auch an James Blake dafür, dass er dieses Jahr kein Album rausgebracht hat.
Auch Steve Lacy singt von dunklen Ahnungen, auch er hat bereits für Größen produziert (Kendrick, J Cole…) und auch er hat 2017 eine großartige EP gemacht, die trotzdem ganz anders klingt als die Obès. Könnte daran liegen, dass Lacy alles via I-Phone aufnimmt. Oder an der Vorhandenheit von Gitarren. Oder daran, dass sie zwei völlig unterschiedliche Menschen sind.
Höre auch: Smino – „blkswn“
Ganz anderes Thema: Jlin mit ihrem Debütalbum „Black Origami“, das für mich definitiv zu den spannendsten Veröffentlichungen des Jahres zählt. Ist halt jetzt nicht so die Musi, die man beim Kuchenessen mit Mutti pumpen würde (außer Mutti ist Björk).
Außerdem habe ich den Verdacht, dass 99% der Leute, denen das zusagt auch gut in Mathe waren. Ich gehöre zu den anderen zwei Prozent. Der Witz war wirklich noch nie lustig.
Außer Konkurrenz, weil next level:
Und auch was ganz anderes, aber irre super: Photay – „Onism“ (s/o Anatol Fleischmann, der mir das gezeigt hat.)
5. Das wird noch groß: Eunique
Instagram-Stories sind gold wert, zumindest die von Joja. Irgendwann hat sie nämlich einfach Eunique – „Jubel“ abgefilmt, ich sah es und war HOOKED. Um es mit Youtube-Comments unter dem Video zu sagen: „[Eunique] ist einfach heftig.“ Gib ihm.
Sidenote Deutschland: Ahzumjot – „Luft und Liebe“ und auch was von ihm jetzt so rauskommt wie zum Beispiel dieser Track mit dem Akronym „IHEOA“. Steht für: „Ich hasse euch original alle“. Nachvollziehbar.
6. Österreich: Mavi Phönix – Aventura
Beste Nummer aus Österreich 2017, meine Meinung.
Außerdem Gutes von Wandl, Cid Rim und Leyya, die sich gerade total mausern und einen spannenden Weg einschlagen. Props.
7. Heavy Rotation: Mainstream Pop Bangerzzzzz
Wie schon in der Einleitung erwähnt: An geil überproduzierten Popbrettern hat es dieses Jahr nun wirklich nicht gefehlt. Was war also meine Lieblingsnummer 2017? Ich weiß, ihr könnt euch kaum halten vor Spannung.
Ok, also es war nicht „Despacito“, wobei ich „Despacito“ immer mochte, immer noch mag und immer mögen werde. UND DAS KANN MIR NIEMAND NEHMEN, OK? Es war auch nicht „Shape of you“, obwohl das ein Contender für die Kategorie #auswendig wäre. Wärmer wird’s schon bei „Unforgettable“ und „Chasing Highs“ – beide mit großartigen Refrains, aber schwach in der Strophe. „Bon Appetit“ fällt am ehesten in die Kategorie guilty pleasure, weil es wirklich ein Gesamtkunstwerk der Dummheit ist: Lyrics, Beat, Video plus allem, was Katy Perry 2017 gemacht hat: einfach fantastisch grauenhaft. Aber nein. Kommen wir zu den wahren Top drei:
3. Demi Lovato – Sorry Not Sorry
Ein perfekt instrumentierter Mittelfinger in die Fresse des Ex und eigentlich der ganzen Welt.
#sorrynotsorry, dass das mein Platz 3 ist.
2. Dua Lipa – New Rules
Oida, we’ve all been there. Du willst den Typ abschießen (nämlich so: skrrrahh, pap, pap, ka-ka-ka, skibiki-pap-pap, and a pu-pu-pudrrrr-boom), wurdest aber beim Hören des SZA-Albums von der Ehrlichkeit entwaffnet. Was bleibt? Neue Regeln machen.
Dua Lipa gewinnt in den Kategorien „relatable“, bestes Video und beste Pre-Hook „If you’re under him, you ain’t getting over him“ und bekommt von mir dafür Platz 2. Da wird sie sich aber freuen.
1. Calvin Harris – Slide
Calvin Harris, du gefinkelter Hund.
Habe fertig, kk bye <3
Hier geht’s weiter zu Amiras Musikjahr 2016. Nicht, dass das irgendwen interessiert.