Amy Macdonald gastiert am Sonntag mit ihren größten Hits im Gasometer in Wien. Im Interview erzählt die sympathische Schottin über ihre Karriere, die ungerechten Seiten von Streaming, ihre Enttäuschung bezüglich des Brexits und ihre besondere Beziehung zu den Fans im deutschsprachigen Raum.
Auf dem erwähnten zweiten Album spielt Paul Weller gleich bei zwei Songs mit. Wie kam es dazu?
Ja, er spielt zwar tatsächlich auf der Platte, aber wir haben nicht richtig zusammengearbeitet. Es kam dazu, weil wir das Album in seinem Studio aufgenommen haben, und das geschah nun wiederum, weil ich zuvor Support-Act auf seiner Europa-Tournee war. Eine verrückte Erfahrung, als Teenager bei deiner ersten richtigen Tour Paul Weller zu supporten.
Nach dem großen Erfolg deines Debüts hättest du wahrscheinlich mit jedem Beliebigem zusammenarbeiten können. Du hast aber erst bei deinem dritten Album zum ersten Mal mit anderen gemeinsam Songs geschrieben.
Am Anfang war ich einfach noch zu jung und wusste nicht, wie man das macht. Wahrscheinlich auch, weil ich ungern meine Komfortzone verlasse. Es ist eine wirklich seltsame Erfahrung, sich mit fremden Menschen zusammenzusetzen und ihnen deine Ideen, Gedanken und Gefühle vorzutragen. Aber mit den richtigen Leuten kann es eine sehr coole und produktive Erfahrung werden.
Während des Schreibens des dritten Albums hing ich dann oft mit meinem Bassisten und Kumpel Jimmy herum und wir jammten auch immer wieder. Es war also nicht das Gleiche wie so ein bewusstes Sich-Zusammensetzen, um gemeinsam einen coolen Song zu schreiben. Es müssen eben Leute sein, die ich kenne und mit denen ich befreundet bin, damit es mir nicht peinlich wird. Etwas, das ich jetzt wirklich gerne tue.
Vor einigen Tagen hätte eigentlich bereits der Brexit stattfinden sollen. Du bist eine »Woman Of The World«, die die ganze Zeit durch Europa tourt. Könntest du deine Gedanken darüber teilen, wie der Brexit dein Leben beeinflussen wird.
Es wird schrecklich sein. Ich denke immer noch, dass es nur ein Scherz ist. Das sind nur Elitepolitiker, die mit dem silbernen Löffel im Mund geboren wurden und einfach tun, was sie wollen, um ihr eigenes Leben besser zu machen. Die Menschen wurden belogen. Es war eine absolut beschissene Kampagne, und die Tatsache, dass das alles immer noch andauert, ist einfach peinlich. Ich bin froh, dass in Schottland für den Verbleib gestimmt wurde. Ich denke, das ganze Brexit-Durcheinander hat gezeigt, warum das Vereinigte Königreich keine faire Demokratie praktiziert. Es kann doch nicht sein, dass ein ganzes Land für eine Sache stimmt und die Menschen trotzdem – gegen ihren Willen – aus der EU hinausgezerrt werden.
Ich reise ständig durch Europa. Ja, es gibt Mängel in der EU wie bei jeder anderen politischen Institution auch, aber letztendlich ist das, wofür die EU gegründet wurde und worum es geht, doch eine gute Sache. Ich bin froh, Teil davon zu sein – ich liebe es, Teil davon zu sein. Und jeder, den ich kenne, denkt genauso. Ich muss erst noch jemanden treffen, der überhaupt für den Austritt gestimmt hat.
Du bist im deutschsprachigen Raum äußerst erfolgreich. Hast du irgendeine Erklärung, warum sich die Menschen dort so innig mit dir verbunden fühlen?
Ich bin mir nicht sicher. Es gab immer große Unterstützung von den Menschen dort und ich reise gerne nach Österreich, Deutschland und in die Schweiz. Die wenigen Leute, mit denen ich gesprochen habe, meinten, dass ich einfach nur authentisch wirke. Ich könnte ihre Freundin sein, ich könnte das Mädchen von nebenan sein und sie mögen das sehr. Ich denke, die europäischen Länder sind insofern anders als Großbritannien, als sie nicht so unbeständig sind. In Großbritannien geht es immer darum, wer »neu« ist, und selbst wenn du bereits Erfolg hast, kann es durchaus sein, dass sich plötzlich niemand mehr für dich interessiert. Hat man dich hingegen an Orten wie Deutschland und Österreich einmal ins Herz geschlossen hat, wird man meist für immer zu dir halten. Es ist eine wirklich schöne Erfahrung und ich bin sehr dankbar dafür.
Amy Macdonald ist am 7. April 2019 im Gasometer in Wien live zu sehen. Das Album »Woman Of The World – The Best Of 2007–2018« ist bei EMI Music erschienen.