Patrick Pulsinger kuratiert im Rahmen des Festivals Wien Modern drei Tage das Feld(man)-Forschungsprojekt und operiert dabei im Casino Baumgarten am Klang im Raum.
1988 gründet Claudio Abbado Wien Modern – Österreichs größtes Festival für Musik der Gegenwart. Von Beginn an waren junge, zeitgenössische Künstler aus dem Bereich der Elektronik beteiligt, um nicht den verstaubten Charme alter Meister zu sehr in die Gegenwart zu wischen. Abbado beklagte bis zum Schluss, dass zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung stünden, um ein derartiges Prestigeprojekt adäquat umzusetzen. Nach über zehn Jahren weitsichtiger, künstlerischer Leitung durch Berno Odo Polzer tritt Matthias Lošek dessen Nachfolge an. Patrick Pulsinger hält als Kurator mit einer Feldforschung an und über Morton Feldman die Tradition der Subkultur beim diesjährigen Wien Modern-Festival hoch. The Gap traf sich zum Interview mit dem Wiener Musiker.
Warum wurde Morton Feldman ausgewählt? Kam der Vorschlag von dir oder von der künstlerischen Leitung?
Feldman ist ein zentrales Thema des diesjährigen Festivals und wurde von Matthias Lošek vorgeschlagen. Ich habe mich dann eingehend mit seinem Werk und Leben beschäftigt. Als Aufführungsstätte konnten wir das Casino Baumgarten gewinnen, das eine hervorragende Akustik hat und somit eine wunderbare Basis für die Feldforschung bietet. Dabei werden weniger seine Stücke interpretiert, als sich vielmehr mit der Person und seinem Werk beschäftigt. Ich wollte dafür Künstler gewinnen, die mir nahe stehen. Nachdem ich kein Feldman-Spezialist bin werden wir versuchen, ihn in einem neuen Blickwinkel zu zeigen.
Feldmann gehörte nicht dem Minimalismus an, wie es fälschlicherweise oft behauptet wurde. Wo würdest du Feldmann einordnen?
Minimalist ist eben nicht ganz zutreffend. Minimal-Musik ist nicht unweit von Feldman und seiner Zeit. Feldman selbst hat Vorträge über Perserteppiche und Maschinen gehalten und dabei mitgedacht, dass Raum und Setting immer als Ganzes zu begreifen ist. Mit dieser Vehemenz war er zu seiner Zeit ein Vorreiter und hat eine ganze Generation mitgeprägt. Deswegen bin ich auch froh darüber, dass wir das Casino Baumgarten als Aufführungsort gewinnen konnten. Es wird keine frontale Bühnensituation geben, sondern die Musiker spielen direkt im Publikum, in einem Halbkreis angeordnet. Dadurch, dass es jeden Abend zwei Programmpunkte gibt, die durch eine Pause getrennt sind, hat das Publikum die Möglichkeit, sich neu zu platzieren, um einen anderen akustischen Bezug zu bekommen. John Tilbury wird mit einem klassischen Feldman-Stück beginnen. Davon ausgehend wird ein Bogen gespannt über Moritz von Oswald mit einem Solo am Klavier bis hin zu Martin Rev. Ich selbst werde auch an zwei Tagen mitspielen.
Ist das für dich ein längerfristiges Engagement bei Wien Modern?
Das glaube ich nicht. Einen Schwerpunkt gibt es ja oft. Heimische Künstler werden seit jeher eingeladen. Ich wollte keine drei, vier Konzerte spielen und gehöre auch nicht zur Neuen Musik. Kuratieren fand ich spannender, über das Buchen von Künstlern wird die Feldforschung auch sehr interessant. Das ging eigentlich ziemlich easy. Zwei Drittel der Musiker haben schlussendlich auch zugesagt.
Was hast du bisher für Erfahrungen mit dem neuen Team von Wien Modern gemacht?
Matthias Lošek hat sicher wenig Grenzen im Kopf. Bei den Bregenzer Festspielen hat er auch immer spannende Sachen gemacht. Die sind happy, wenn sich Leute mit einem Thema wie Feldman auseinandersetzen, um mit einem interessanten Ansatzpunkt die Leute in die Wiener Vorstadt zu holen.
Wien Modern – 29. Oktober bis 20. November, diverse Locations
Feld(man) Forschung – 11. bis 13. November im Casino Baumgarten