Game of Thrones gilt als erfolgreichste Serie der Welt. Auch wenn die Geschichte rund um den hart umkämpften Eisernen Thron natürlich fiktiv ist, sind viele der imposanten Schauplätze real – und gar nicht so weit entfernt.
„Seht ihr diesen einen gebogenen Ast dort oben?“ Die Blicke ratloser Gesichter wandern Lord Winterfells Zeigefinger nach. „Derselbe Ast ist auch noch in dieser Szene zu sehen. Hier wurde Game Of Thrones gedreht.“ Der Mann im Umhang, mit Schwert in der einen und Fotos von Filmszenen in der anderen Hand, versucht gerade eine Besuchergruppe ins finstere Zeitalter der TV-Fantasy-Serie zu versetzen. Castle Ward, unweit von Belfast, diente als Kulisse für Winterfell. Für die Unwissenden unter euch: Das ist der Herrensitz des Hauses Stark. Die Burg wurde eben besonders deswegen als Drehort ausgewählt, weil sie viel Platz bietet und man problemlos überall große Greenscreens aufbauen konnte. So gut die Computeranimation im Großteil der Szenen ihren Job gemacht hat, so wenig war sie angesichts der unglaublichen Landschaften Nordirlands in anderen Teilen notwendig. Die sehen nämlich ohnehin schon wie gephotoshopt aus.
Kein Wunder also, dass die Bilder aus der Serie die Reiselust wecken. Eingefleischte Fans möchten die Orte erkunden, wo Filmgeschichte geschrieben wurde, wo ihre Helden oder angebeteten Stars einst standen. Genau deshalb ist der Filmtourismus in den letzten Jahren zu einer bedeutenden Einnahmequelle avanciert – das eine spielt gekonnt mit Illusionen, das andere verspricht die realen Erlebnisse dazu. Und das sogenannte Set-jetting ist wahrscheinlich noch wichtiger geworden, seitdem man Filme ganz einfach mitnehmen kann. So lassen sich auf einem Tablet die echte Location mit der Filmszene abgleichen (siehe Fotos). Einheimische wissen genau um die Bedeutung scheinbar banaler Orte, die durch die erfolgreiche Serie zu Sehenswürdigkeiten geworden sind. Auch für die neue, siebente Runde Winter, Krieg und Intrigen mutierte Nordirland zur historischen Filmkulisse. „80 Prozent der Serie werden in Nordirland gedreht“, weiß Dee Morgan, die für die irische Tourismusorganisation Touren zu den Drehorten begleitet.
Die Touren führen entlang der Causeway Coastal Route von Belfast Lough bis Lough Foyle. Die Strecke lässt sich aber auch ganz einfach auf eigene Faust mit einem Mietauto erkunden. So kommt man beispielsweise an der Cushendun-Höhle vorbei, wo in der zweiten Staffel die Zauberin Melisandre in einer dramatischen Szene vor den Augen von Davos Seewert das mörderische Schattenkind gebärt. Der Tollymore Forest Park wurde für verschiedene Szenen genutzt, die in Winterfell spielen, beispielsweise als die Starks gleich zu Beginn die kleinen Schattenwölfe finden. Das am meisten fotografierte Naturphänomen der Region ist aber eine einfache Buchenallee, die in der zweiten Staffel genau 18 Sekunden lang als Königsweg zu sehen ist. Für die Dreharbeiten wurde die Straße zwei Wochen lang gesperrt und mit Schlamm überflutet.
Die Produktionsteams verpflichten sich, dass sie das Set so zurücklassen wie sie es vorgefunden haben. Welchen Aufwand sie dafür auf sich nehmen, wird gleich zu Beginn der Serie klar, wo die Männer der Nachtwache durch den Verfluchten Wald reiten. Das Wetter in Nordirland ist zwar bekanntlich nicht das beste, aber so viel Schnee bekommt man hier dennoch nicht zu sehen. Das gesamte Areal wurde also mit Plastikplanen ausgelegt, um darauf den Kunstschnee ausbreiten zu können. Zehn Wochen dauerten die Vorbereitungen, nur drei Tage die Dreharbeiten und danach musste der Waldboden tagelang von sämtlichen Papierkonfetti gesäubert werden.
Ein spannender Einblick hinter die Kulissen der Filmproduktion – auch, wenn man kein Fan ist. „40 Prozent der Besucher sind eigentlich keine Fans“, erzählt Lord Winterfell, der eigentlich William Van der Kells heißt. Ein netter Nebeneffekt von Filmreisen ist außerdem, dass man ganz andere Orte eines Landes und einer Stadt kennen lernt, als man es sonst tun würde. Denn man reist nicht nur entlang der üblichen Touristenpfade. Und man muss ja nicht alles mitmachen. Während andere in die Rolle der Starks schlüpfen und ihre Bogenschieß-Künste unter Beweis stellen, kann man beispielsweise das hauseigene Bier verkosten und das schöne „Wie-im-Film”-Gefühl genießen.
Am kommenden Sonntag startet die siebte und vorletzte Staffel Game of Thrones in den USA, am Montag im österreichischen Pay-TV. Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Tourism Northern Ireland entstanden.