Aus dem Niemandsland hinein ins romantische Europa

Post-Punk war nie tot. Das beweisen Girls Names aus Belfast mit ihrer europäischen Vision.

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Girls Names aus Belfast haben eine romantische Vorstellung von der Idee Europas. Sie sehen sich selbst als eine europäische Band. Seit ihrer letzten Veröffentlichung vor einem Jahr spielen Girls Names gefühlt jeden Tag in einem anderen Land. Grund genug, sie nach ihrer Idee von Europa zu fragen.

Euer letztes Album "Arms Around A Vision" feiert gerade seinen ersten Geburtstag. Wie geht es euch damit?

Philip Quinn: Sehr gut. Seit dem haben wir sehr viele Shows gespielt. Manchmal ist es hart, weil wir nachts um 3 Uhr nach Dublin aufbrechen müssen, um unseren Flug zu bekommen und dann kommen wir nicht vor dem Nachmittag an dem Ort an, wo wir spielen. Wir schlafen weniger, aber das ist okay.

Cathal Cully: Gerade spielen wir eine Tour in Osteuropa und kommen dadurch in viele Länder, in den wir vorher noch nicht waren. Wir sehen viel. Krakau ist wunderschön.

Welche Vision wollt ihr beschützen?

CC: Als wir angefangen haben, das Album zu schreiben, war uns das noch nicht klar. Es hat sich mehr und mehr herauskristallisiert, dass es eine romantische Vision von Europa ist. Es ist komisch, das in der Zeit des Brexits zu sagen.

Wie geht ihr mit dem Brexit um?

PQ: Das war ein Albtraum, als das Ergebnis bekannt gegeben wurde. Es wird mehr Schwierigkeiten geben. Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Wir haben noch die kleine Hoffnung, dass es ein Schlupfloch gibt. Zur Zeit kannst du diese Bewegung in vielen Ländern beobachten. Donald Trump in Amerika, der Front National in Frankreich, Jobbik in Ungarn, die NPD in Deutschland. Die wollen sich alle abschotten und zu einer Idee von vor 100 oder 200 Jahren zurückkehren.

In Österreich steht im Dezember die Wiederholung der Wahl um das Amt des Bundespräsidenten an. Zur Wahl steht auch ein rechter Politiker …

CC: Ist das der mit dem Spruch: "Macht braucht Kontrolle"?

Genau.

CC: Die Plakate haben wir heute gesehen. Das klingt für mich schon sehr faschistoid.

PQ: Und wir haben auch den Spruch "Österreich braucht Sicherheit" gelesen, da sollten bei den Leuten alle Warnlampen angehen. Den sollte man auf keinen Fall wählen. Das kann ich auch sagen, selbst wenn ich seinen Gegner nicht kenne.

Was bedeutet euch Europa?

CC: Wir sehen das als eine romantische Idee, an der es natürlich auch schlechte Seiten gibt. Aber es überwiegen die positiven. Ich mag die Idee, dass es möglich ist, durch so viele verschiedene Länder ohne Grenzkontrollen reisen zu können.

PQ: Belfast, die Stadt aus der wir kommen, ist nicht wunderschön. Es gibt kein großes kulturelles Angebot, keine umwerfende Architektur. Wenn wir aber auf das Festland fliegen und die Chancen haben, all die schönen Dinge zu sehen – die Leute, die Geschichte der Orte und der Künstler –, ist das sehr toll. Das macht für mich das romantische Europa aus.

Ihr nennt euch selbst eine europäische Band.

CC: Ja, dabei geht es vor allem um den kulturellen Aspekt. Nordirland fällt in das Niemandsland zwischen Irland und Großbritannien – und dann touren wir durch alle möglichen europäischen Städte. Da bekommst du plötzlich ein ganz anderes Gefühl. Daraus schöpfen wir mehr als aus Irland oder Großbritannien. Wie gesagt, Belfast ist keine Weltstadt und es schwierig, nicht nur Schlechtes über die Stadt zu sagen. Die Rezession hat die Stadt hart getroffen, viele unabhängige kleine Läden mussten schließen, es gibt weniger Konzerte und du kannst eben nicht an sieben Tagen in der Woche ausgehen.

"Arms Around A Vision" von Girls Names ist im Oktober 2015 bei Tough Love Records erschienen. Das Interview mit der Band fand anlässlich ihres Auftritts beim Festival Waves Vienna statt.

Bild(er) © Brace Yourself PR
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