Automobilproletarier

Irgendwo zwischen abstrakter Interpretation und pragmatischer Werkstattmentalität ist Maler, Künstler und Proletarier Mario Neugebauer beheimatet, bewaffnet mit Schweißbrenner und Pinsel stellt er „aútós“ in der Viertelneun-Gallery aus.

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Namensgebend für Neugebauers neueste Ausstellung in der Viertelneun Galerie ist nicht das Plural von allseits beliebten Personenkraftwagen, sondern das griechische Wort „aútós“ (griech. aútós = selbst, lat. mobilis = beweglich). Es dreht sich trotzdem alles um das liebste Fortbewegungsmittel seit Francis Ford.

Der ehemalige Karosseriebauer begegnet dem Thema mit Gemälden, Skulpturen und Inszenierungen voller Analogien und Sinnbilder aus der Welt der Automobile. Dies gelingt ihm auf mehreren Ebenen mehrdimensional, mit Aluminium, Carbonfaser und erlesenen Teilen vom Schrottplatz bedient er sich größtenteils Materialien der Automobilbranche, zeigt jedoch bewusst damit Strukturen auf, welche weit über die handelsübliche Betrachtung hinausgeht. „Ich verwende für meine Außenhaut das, was die Industrie als die Rückseite des Carbons ansieht.“ (Interview mit Art & Signature) Parallelen seiner verformten Materialien zu Crash-Szenarien liegen zwar nahe, sind dem Autonarr jedoch zu linear und simpel.

Neugebauer mag das Raue, die heterogene Oberfläche, den Pragmatismus der Werkstatt und den Geruch von Benzin an seinen Händen. Seine Herangehensweise beschränkt sich, jedoch nicht auf Materialien und Verarbeitungsweisen, er zieht das Thema auf die Metaebene, thematisiert Kinetik und Bewegung, zieht Parallelen zwischen der Werkstatt und der Galerie auf und thematisiert auch gesellschaftliche Klassentheorien zwischen Mechanikern und Besitzern, beruft sich als Künstler zu seinen Wurzeln und versteht sich selbst als „Proletarier“ und macht seine Kunst zur Arbeit. Neugebauers Boxengasse ist die Werkstatt, die Rennstrecke seine Kunst.

Mario Neugebauers neueste Ausstellung „aútós“ feiert am 5. Dezember in der Galerie Viertelneun seine Eröffnung und läuft bis 16. Jänner.

www.marioneugebauer.com

Bild(er) © Mario Neugebauer, courtesy of the artist
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