Breaking Good mit Matthew McConaughey

Matthew McConaughey ist jetzt der Shit. Eine Behauptung, die vor fünf Jahren noch jeden Filmkritiker seinen Job gekostet hätte, ist nun Common Sense. Eine Wiedergeburt aus dem Stahlbad der RomComs.

The New Adventures Of Old Matthew

McConaughey sattelte um. Den Beginn dieser zweiten Schaffensphase machte der 2011er Thriller "The Lincoln Lawyer", in dem Pretty Boy McConaughey den titelgebenden Anwalt spielt und nach "Die Jury" erneut in die Rolle des Advokaten schlüpft, dieses Mal jedoch mit deutlich mehr Dark- und Deepness.

Darkness ist das Stichwort für die Figuren, die McConaughey in seinen folgenden Filmen verkörpert, die ihn endgültig auf die Shortlists der Kritikerawards – in jedem (!) seiner sieben (!) Filme in den letzten drei Jahren wurde seine Darstellung ausgezeichnet – gebracht haben, dunkle Geheimnisse muss man nicht lange suchen.

Auch den Rollen, die nun deutlich ambitionierter sind, geschuldet, musste McConaughey seine Art zu spielen überdenken und schafft dabei figurenübergreifend Trademarks. Neben dem Hang zu Improvisationen, variiert er in seinen letzten Filmen seine Stimme und Akzent und passt sie an den jeweiligen Charakteren, abhängig vom soziookönomischen Hintergrund und der genauen Herkunft – meist aus Texas, wie er selbst –, sehr gut an. Das kann man von früheren Filmen kaum behaupten. Was die Rollen in seinen 2014 angelaufenen Filmen und "True Detective" außerdem eint, ist der sehr markante transzendente Touch seiner Figuren, Rauschzustände und Halluzinationen finden sich überall, auch der Summ-Sang in "The Wolf Of Wall Street" hat das an sich.

Die offensichtlichste Veränderung ist jedoch die physische. Während die Rolle als Stripper in "Magic Mike" die klassische Katalog-Figur benötigte, verlangte die Darstellung in „Dallas Buyers Club“ erstmals auch in der Vorbereitung – so sieht man bereits im gleichzeitig gedrehten, aber früher angelaufenen "The Wolf Of Wallstreet" einen abgemagerten McConaughey – einiges ab.

Es ist der Film, der wohl für immer an oberster Stelle in McConaugheys Lebenslauf genannt werden wird. Auch wenn seine Performance nicht ganz an die des herrlich abgemagerten Jared Leto, der für den Nebendarsteller-Oscar nominiert ist, heranreicht, ist die körperliche Veränderung des Texaners beeindruckend: Stolze 23 Kilo nahm McConaughey in den Monaten vor Drehbeginn ab. Das Porträt des homophoben, an AIDS erkrankten Elektriker und Hobby-Rodeo-Reiters Ron Woodroof, der weder von Dreiern im Stall noch Koks Abstand nimmt und sich nach seiner Krankheit dem Vertrieb von semi-illegalen Medikamenten widmet, bringt McConaughey wieder in die A-List der Hollywoodstars. Daniel Day-Lewis muss sich anschnallen. Die Chancen, dessen Nachfolger als Best Male Actor in a Leading Role zu werden, sind durchaus gut, den Golden Globe hat er schon.

Die IMDB listet ihn im Starmeter derzeit sogar auf Platz 8, als drittbester Mann. Vor ihm liegen nur die Nerdlieblinge Leonardo DiCaprio und Benedict Cumberbatch. Für einen Schauspieler, der Jahre zuvor noch als Gespött anspruchsvoller Cineasten galt, ist das ein Riesensprung.

Auch 2014 wird man von Matthew nicht genug bekommen: Mit der Hauptrolle in Christopher Nolans "Interstellar", konnte er sich auch in einem sicheren Hit – wann hat Nolan mal keinen Hit? – positionieren.

Die vier Folgen junge Serie "True Detective" schadet dem Ansehen McConaughey auch nicht, der vermeintliche Schritt zurück zum Fernsehen, hat noch jedem der Top-Leinwandstars die in den letzten Jahren im Serienformat zu sehen waren, gut getan. Man kann da gerne bei Kevin Spacey nachfragen, die neue Staffel "House Of Cards" beginnt übrigens am 14. Februar. In "True Detective" spielt McConaughey dieselbe Person in zwei ganz unterschiedlichen Rollen, die Serie wird größtenteils in langen Rückblenden erzählt. Musik von T-Bone Burnett, White Trash-Millieu, Cops, die dem Rauschgift zugetan sind, und Woody Harrelson, der ja auch seit Jahren fast nichts mehr falsch gemacht hat, lassen "True Detective" jedoch zu einem Schaulaufen altbekannter Inhalte werden. McConaughey spielt aber ausgezeichnet, vor allem der alte Rust Cohle ist eindrucksvoll. Schade, dass es bei dieser einen Staffel mit McConaughey (und Harrelson) bleiben wird.

"The Wolf Of Wall Street" und "Dallas Buyers Club" sind aktuell im Kino zu sehen, "True Detective" wird auf HBO ausgestrahlt und läuft immer montags, einen Tag nach US-Ausstrahlung, in Österreich auf Sky Go im Originalton. Die Academy Awards werden am 2. März vergeben.

Bild(er) © HBO / Anne Marie Fox/Focus Feature / Universal Pictures
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