Die gute Nachricht zuerst: das Brut wird im Jahre 2014 ausgeglichen bilanzieren; die schlechte: der Bund hat seine Fördermittel vollkommen zurückgezogen. 200.000 Euro müssen anderwertig aufgetrieben werden.
Was der Staat Österreich unter Kultur versteht: Bregenzer und Salzburger Festspiele, Opernball, Musikantenstadl, Ö3 und Song-Contest. Was er offenbar im Zweifelsfall nicht unter Kultur versteht: kleine und mittelständige, unabhängige Produktionen. Das Brut ist seit 8 Saisonen Garant für engagiertes, erfolgreiches Theater. 157 Projekte an 262 Spieltagen, rund 33 800 Gäste. Dazu noch später.
Bühne!
In der kommenden Spielsaison legt das Brut einen Schwerpunkt auf die lokale Performanceszene. Abgesehen von Koproduktionen mit klingenden Namen wie Doris Uhlich oder Florentina Holzinger, intensiviert das Brut weiterhin die Nachwuchsarbeit mit lokalen Künstlerinnen. Im Rahmen des Nachwuchsfestival Freischwimmer, heuer unter dem Thema "Intim", entstehen Produktionen mit Stefanie Sourial oder Simon Mayer. Von den internationalen Acts auf der Bühne des Bruts sind "She She Pop" besonders zu empfehlen. Auf Grundlage von Strawinskis "Le Sacre du Printemps" konzipieren sie das Stück "Frühlingsopfer", welches sich mit der Frage nach der Bedeutung und dem Sinn des weiblichen Opfers in Familie und Gesellschaft auseinandersetzt.
Zu Silvester gibt’s was besonderes auf Augen und Ohren: der Club Burlesque Brutal kehrt als Club Grotesque Fatal zurück und wird gemeinsam mit dem queeren Londoner Performancekollektiv Duckie den Jahreswechsel zelebrieren!
Musik!
Diskurspop, Elektro, Folk oder Hip-Hop; und jetzt auch noch modernes Wienerlied, Berührungsängste scheinen die Konzipienten der Musikschiene keine zu kennen. 5/8erl in Ehr’n bestreiten den Auftakt zur Konzertsaison im Brut, gleich an zwei Tagen, am 8. und 9. Oktober, präsentieren sie ihr viertes Studioalbum. Weiters werden die Chicks on Speed mal wieder den Unterschied von Theater, Performance und Konzert verschwimmen lassen, Ja, Panik und Owen Pallett kommen auch. Ein besonderer Abend verspricht ein Konzertabend mit Dorian Concept, der JazzWerkstatt Wien, Cid Rim und Wandl zu werden. Ein Jahrzehnt gemeinsam, Freunde für immer.
Auch die Reihe "Brutto" findet ihre Fortsetzung: unter anderem werden Austrian Apparel + Derek Roberts, Denice Bourbon + 1, Boris Koeinig oder Sabine Marte den monatlichen Konzertabend bestreiten. Weiters kooperiert man mit dem Waves Vienna, das feministische Magazin An.schläge feiert sein 30-Jähriges und die großartige Onlineplattform Klingt.org wird 15. Und, ganz wichtig, die monatlichen The Gap Release-Parties.
Geld.
Geld ist nicht nur im Leben, sondern natürlich auch im im Kunst- und Kulturbereich ein leidiges Thema. Wie eingangs erwähnt streicht der Bund die Förderungen fürs Brut, was 10 Prozent der Gesamtförderungen entspricht. Internationale Vernetzung, intensive Förderprogramme für den Nachwuchs und die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen aus den Bundesländern wären eigentlich zentrale Förderkriterien für den Bund; trotzdem erachtet der Bund das Brut nicht mehr als förderwürdig. Begründung gab es keine.
Abgesehen vom Wegfall von 200.000 Euro für die Programmgestaltung, steht dem Brut auch noch ein Wechsel der künstlerischen Leitung bevor. Kira Kirsch, derzeit leitende Dramaturgin beim Steirischen Herbst, wird ab der Saison 2015/16 Thomas Frank ablösen, nachdem dieser anfangs noch mit Haiko Pfost das Haus seit seiner Gründung 2007 geleitet hatte. Für das kommende Jahr hat das Brut wieder einen Antrag auf Förderung gestellt. Für heuer hat man noch Rückstellungen. Nächstes Jahr muss man sonst halt ein paar Beach Flags von Uniqa oder Eristoff aufstellen.
Das Brut startet am 25. September in die neue Saison; Musik gibt’s ab dem 30., am ersten "Brutto" werden Boris Kopeinig, Matija Schellander, Möström zu sehen und hören sein.