»Es hat sich so echt angefühlt« – »Cops«-Regisseur Stefan A. Lukacs im Interview

Ein Polizeifilm, made in Austria! Am 21. September startet »Cops«, das fulminante Spielfilmdebüt von Stefan A. Lukacs, in den Kinos. Wir haben den Regisseur zum Interview gebeten.

© Filmfestival Max-Ophüls-Preis — Stefan A. Lukacs bei der Verleihung des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis 2018 in Saarbrücken. »Cops« erhielt gleich drei Preise: den Publikumspreis Spielfilm sowie die Preise für den gesellschaftlich relevanten Film und für den besten Schauspielnachwuchs (Nebenrolle), der an Anna Suk ging.

»Cops« erzählt die Geschichte eines ambitionierten jungen WEGA-Beamten (stark gespielt von Laurence Rupp), der dem Druck nicht standhalten kann und bei einem seiner ersten Einsätze zu schnell die Pistole zückt. Für Stefan A. Lukacs, der sich zuvor schon in Kurzfilmen mit dem Polizeimilieu beschäftigt hat, ist es der erste lange Kinospielfilm. Und er hat dafür auf Filmfestivals schon zahlreiche Preise erhalten. Für unsere Interviewreihe mit jungen Filmtalenten hat Cinema Next dem Filmemacher, der sich den Regie-Namen »Istvan« gegegen hat, ein paar Fragen gestellt.

Nach einigen Kurzfilmen steht nun dein erster langer Kinofilm am Start. A dream come true?
Ich habe fünf Jahre an »Cops« gearbeitet, da ich ja auch das Drehbuch geschrieben habe und die Finanzierung des Films teils sehr langwierig war. Das ist jetzt also schon die Erfüllung eines lange gehegten Traums.

Bereits dein Kurzfilm »Void« (2012, 33 Min.) handelt von einem Team der Spezialeinheit WEGA (eine fiktionalisierte Umsetzung der Gerichtsprotokolle rund um den Fall Bakary J.). Was fasziniert dich am Polizeimilieu?
Die Polizei ist ein abgeschlossener Mikrokosmos, der nach ganz eigenen Regeln funktioniert – für mich das perfekte Setting für einen Film. Nicht ohne Grund sind z. B. Mafiafilme und Serien so beliebt. Die Mafia funktioniert nach ähnlichen Regeln …

Das Thema Polizei ist unumgänglich politisch. »Void« hatte ja einen skandalösen Hintergrund zur Vorlage. »Cops« kommt in einer Zeit ins Kino, in der FPÖ-Innenminister Kickl die Polizei mit mehr Planstellen, neuen Sturmgewehren und Stichschutzwesten ausstattet. Hast du versucht, mit »Cops« einen politischen Kommentar zu machen?
»Cops« ist ein politischer Film. Es gibt einen weltweiten Trend hin zur Militarisierung der Polizei. Das drückt sich z. B. durch schwerere Bewaffnung aus, aber auch durch einen von Misstrauen geprägten Zugang zur Polizeiarbeit. PolizistInnen verstehen sich immer mehr als eine Art Besatzungsmacht im eigenen Land, für die jede Bürgerin und jeder Bürger eine potenzielle Gefahr darstellt.

Du bist filmischer Autodidakt. Was war eigentlich dein filmischer Erweckungsmoment und wie schwierig war dein Weg bis hin zum Spielfilmdebüt? Gibt es filmische Vorbilder, auch für »Cops«?
Als Kind war ich oft mit meinem Vater im Kino. Das hat mich geprägt. Dieses magische Gefühl, wenn die Lichter im Kinosaal ausgehen und dann das Licht des Projektors die Leinwand erfüllt, hat mich immer fasziniert und tut es nach wie vor.
Als Autodidakt war meine »Filmschule« das Drehen von No-Budget- und Low-Budget-Kurzfilmen. Mein Zugang war immer der, durchs Fehlermachen zu lernen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Fehlermachen ist für mich die beste Schule.
Filmische Vorbilder für »Cops« waren unter anderem »Tropa de Elite« von José Padilha oder auch »Cop Land« von James Mangold und natürlich die legendäre TV-Serie »The Wire« von David Simon.

Randalierende Fußballfans in »Cops« © Filmladen Filmverleih

Dreharbeiten mit Waffen, Polizeiautos und randalierenden Fussballfans – als Filmemacher ist das sicherlich urspannend.
Der Dreh mit 300 KomparsInnen und echten Fußball-Hooligans war auf jeden Fall eine spannende Herausforderung. So eine Masse an schreienden, singenden und grölenden Menschen hat schon eine ganz eigene Wucht. Als wir den ersten Take gedreht haben, hatte ich eine Gänsehaut, weil es sich so echt angefühlt hat. Auch den SchauspielerInnen, die die PolizistInnen gespielt haben, wurde beim Anblick der aufgeheizten Masse etwas mulmig.

Teamwork: Neben den Preisen beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis gab es für das Filmteam auch auf der Diagonale 2018 in Graz einen Preisregen: »Cops« gewann dort den Publikumspreis sowie den Ensemble-Schauspielpreis. © Filmfestival Max-Ophüls-Preis

Dein Hauptdarsteller Laurence Rupp geht förmlich auf in der Rolle des WEGA-Beamten. Wie schwierig war es, ihn körperlich und psychisch WEGA-fit zu trimmen?
Für mich war von Anfang an klar, dass Laurence die Hauptrolle in »Cops« spielen wird. Ich hab sie ihm auf den Leib geschrieben. So hatte er die Möglichkeit, sich über einen Zeitraum von zwei Jahren auf seine Rolle vorzubereiten. Er hat in diesem Zeitraum sehr viel Krafttraining und Kampfsport betrieben. Zusätzlich gab es Polizeitraining mit einem echten Polizeiausbildner. Laurence hat Schießen gelernt, wie man Leute verhaftet usw.
Mir war’s ganz wichtig, dass der Film so authentisch wie möglich wird. Die körperliche Auseinandersetzung mit der Rolle hat dann unweigerlich dazu geführt, dass Laurence sich auch mit dem Mindset dieser Figur beschäftigt und begonnen hat, sie zu verstehen. Ich glaube, das spürt man, wenn man den Film sieht.

»Cops« © Filmladen Filmverleih

»Cops« läuft ab 21. September 2018 in den österreichischen Kinos.

Eine Interview-Reihe in Kooperation mit Cinema Next – Junges Kino aus Österreich.

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