Der britische Exzentriker Sebastian Horsley ist ehrenhafter Vertreter einer tot erklärten Spezies.
Provokant, arrogant, vulgär, pointiert, zynisch, selbstherrlich und vor allem niemals politisch korrekt: „Dandy in der Unterwelt“ (Blumenbar Verlag, 2009) nennt der Aktionskünstler und Schriftsteller Sebastian Horsley seine literarische Autobiografie, die Hedonismus um jeden Preis fordert. So bezeichnet er darin Jesus als den „ultimativen Dandy“, der zwecks Kultbildung erstaunliches Stilbewusstsein bewiesen habe, nennt die Sex Pistols „die tiefsinnigsten Philosophen seit Kierkegaard“ oder empfiehlt der amerikanischen Regierung, Nacktflüge einzuführen, um religiöse Fundamentalisten im Flugverkehr per se auszuschließen.
Der 46-jährige Brite ist der Erbe einer millionenschweren Alkoholiker-Dynastie, war crack- und heroinsüchtig, hat Millionen an der Börse gemacht und die Gewinne in Sex & Drugs investiert. Er hatte ein Verhältnis mit einem verurteilten Mörder und ließ sich 2000 im Namen der Kunst auf den Philippinen bei einem Karfreitagsritual von einheimischen Dorfbewohnern ans Kreuz nageln. Nicht von ungefähr plant Stephen Fry, den Stoff zu verfilmen.
Horsleys Lesungen sind denn auch eher Performance-Auftritte mit Nachhilfe in Sachen Selbstverherrlichung mit Stil und brillanter Ignoranz. Was die eigene Garderobe angeht, setzt er auf subversive Knalleffekte: Er besitzt angeblich 69 Anzüge in schillernden Leuchtfarben, ist meist Kalkweiß geschminkt, die Augen in Kajal getaucht. Bei alledem verwundert es nicht wirklich, dass sich Horsley literarisch in seinem Werk auf Säulenheilige wie Wilde, Baudelaire, Rimbaud und den Untergrundliteraten William Burroughs beruft. Für seinen hiermit ans Herz gelegten Auftritt in Wien habe er auch schon zwei Wörter auf Deutsch gelernt: „Sebastian und Horsley“.
Sebastian Horsley
27. Jänner 2010
Brut im Konzerthaus
Lothringerstrasse 20, 1030 Wien
Beginn: 21:00 Uhr
