Darude, Sandstorm

Zehn Songs zwischen kosmischem Electropop und bittersüßem Trance. Songname? Darude, Sandstorm.

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Chvrches gab es damals noch nicht. Wie ähnlich beide Bands klingen, ist erstaunlich. Beide waren nicht neu, das war auch nicht wichtig. Stattdessen ging es um noch fettere Melodien, die süße Glasur einer Stimme, die in einem Lebkuchenhaus wohnt, Synths so breit wie das Delta des Mississippi und dazu versponnene Texte. Die Rhythmen stottern, die Sehnsucht ist elektronisch und deswegen nicht weniger echt.

Das hat das Duo nicht verlernt, immer wieder prasseln erlösende Refrains auf die Hörer ein. Purity Ring sind nicht komplizierter geworden, oder umständlicher, schlauer, wie so viele Bands, wenn sie beim zweiten Album auf ihre Nerdfreunde statt ihre Fans hören. Aber sie haben ein paar Sounds und Presets verändert.

H.P. Baxxter ohne Pump

Allen voran Trance als gäbe es kein Morgen, sondern nur die nächste Pille. Wahlweise MDMA oder Haloperidol. Und so wie sich "Stranger Than Earth" zur Songmitte hin neu aufbaut, hätte sich das auch Scooter nicht besser ausdenken können. Nur folgt dann kein Bäm, keine Party, sondern die Schläge sind schwer, episch und dumpf. Neu anfangen, neu anfangen, so heißt es in der zweiten Single wie in einem Mantra. Trance war zur Zeit der innerdeutschen Wende ja wirklich der Sound eines Neubeginns. Hier wird daraus ein bitteres, hoffnungsloses Drama von kosmologischen Dimensionen.

Über allem thront die Stimme von Megan James, die auch hier ihre große Qualität ausspielt. Ihre Melodien umspielen auch harmonisch sehr simple Vorlagen, mal gelenkig, wo es sein muss, mal geradlinig. So verdichten sich Songs, entspannen sich wieder, ohne sich dabei anstrengen zu müssen. Vermutlich waren deshalb auch einige unvorhergesehene Kollaborationen wie die mit Danny Brown oder Jon Hopkins gelungen.

Purity Ring machen auf den zehn Songs sonst wenig anders. Liebe ist giftig und trotzdem unausweichlich. Das Duo erzählt davon in einfachen Worten und wuchtigen Bildern. In breiten Electropop verkleidet, bietet "Another Eternity" wieder genügend Anknüpfungspunkte zu einem Konsensalbum zu werden. Und weil auch keine wirklichen Durchhänger drauf sind, ist das vielleicht der einzige Fehler des Albums.

Das Album kann hier bei NPR gestreamt zur Gänze werden. "Another Eternity" von Purity Ring erscheint am 27. Feber via 4AD.

Bild(er) © Renata Raksha
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