Das Donaufestival 2018 in vier Touren

Auch diesen Frühling wird Krems während dem Donaufestival wieder zum Treffpunkt für Kulturinteressierte und Kunstschaffende im Bereich der Avantgarde. Um bei dem vielfältigen Programm den Überblick zu behalten, haben wir euch vier Touren für vier verschiedene Festivaltypen zusammengestellt – für EinsteigerInnen, aber auch für mutige Fortgeschrittene.

Es ist wieder soweit. Am letzten April- und am ersten Maiwochenende findet das Donaufestival in Krems statt und bringt zeitgenössische Avantgardekunst nach Niederösterreich. Genreübergreifend wird zu Veranstaltungen auf dem Messegelände und im Klangraum Krems Minoritenkirche rund um Musik, Performance, bildende Kunst und Film eingeladen. Ziel ist es, unter der Prämisse »redefining arts« mit einem breiten Kulturbegriff auszuloten, was Kunst kann und soll. Das diesjährige Motto »endlose Gegenwart« verweist auf eine Beschäftigung mit einem aufgeblähten Hier und Jetzt. Eine vernetzte Welt bedeutet eine Welt in stetiger Bewegung – von globalisierten, rund um die Uhr stattfindenden Arbeitsabläufen, bis hin zu fortlaufenden Statusupdates und kontinuierlicher Like-Kultur. Welche Alternativen kann Kunst mit Konzepten von Be- und Entschleunigung entgegensetzen?

Für Fans des Festivals ist es meist gerade die Vielfalt an vertretenen Künsten, die den Reiz ausmacht. Das umfangreiche Programm macht es für Interessierte nicht immer einfach den Überblick zu behalten. Deswegen haben wir uns für euch vier Touren mit Veranstaltungstipps überlegt. Von ErstfestivalgängerInnen, die in das Geschehen hineinschnuppern wollen, über LiebhaberInnen experimenteller Musik, bis hin zu den Mutigen, die auch vor Partizipation im Performancebereich nicht zurückschrecken, schauen wir, dass ihr bei der zu euch passenden Tour auf eure Kosten kommt.

EinsteigerInnen / »von allem etwas«

Diejenigen von euch, die sich vor allem für die Intermedialität des Festivals begeistern können, oder aber zum ersten Mal in das Geschehen reinschnuppern wollen, finden in dieser Tour Veranstaltungshinweise, die ein recht umfassendes Bild vom Festival ermöglichen.

Das Festival lässt sich mit einem Besuch im Klangraum Krems im Forum Frohner beginnen, wo zwischen 14 Uhr und 20 Uhr 30 »Polysomnogarden« von Marina Gioti gezeigt wird. Ausgangspunkt dieser Kunstinstallation ist das Verständnis von Schlaf als Störfaktor für die ruhelose Bewegung im Kapitalismus. Ein künstlich angelegter Garten baut dabei ein Spannungsfeld zwischen Schlafrythmusdaten, die in Sounds übersetzt werden und dem eigenständigen Takt des natürlichen Wachstums der Pflanzenwelt auf.

Der musikalische Teil des Abends könnte etwa mit dem Konzert des jungen schottischen Produzenten Larnark Artefax in der Minoritenkirche beginnen, der kürzlich Björk geremixt hat. Ausklingen lässt sich der erste Festivaltag im Stadtsaal, wo ab 21 Uhr Goodspeed You! Black Emporer auftreten werden. Die Band spielt Post-Rock Musik mit orchestralen Elementen. Eine Mischung aus wuchtigen Bässen und Streichinstrumenten schwillt hier zu hypnotischer Instrumentalmusik an. Anschließend präsentiert amerikanische Musikerin Laurel Halo, die derzeit von Berlin aus arbeitet, elektronische Musik zwischen Synthpop und Experimental Techno. Ihr Auftritt findet um 23 Uhr statt.

Wer gemütlich in den Samstag starten möchte, kann das vormittags im Kino. Um 11:30 Uhr startet das Kurzfilmprogramm im Kino am Kesselhaus.Übergreifendes Thema der drei gezeigten Werke sind Spuk und Traumata der Kolonialgeschichte.

Am ersten Wochenende wird außerdem die Performance und Kunstinstallation »Church of Ignorance« vom Kollektiv Liquid Loft uraufgeführt. Zwischen 15 und 19 Uhr werden in der Dominikanerkirche am Samstag und Sonntag Sprachengewirr und Körpersprache zwischen Gleichzeitig- und Ungleichzeitigkeit inszeniert. Am Abend findet außerdem die Performance »When everything is human, the human is an entirely different thing« von Wild Vlees statt. Die niederländische Gruppe zeigt den Transformationsprozess zweier verschlungener Körper, die mithilfe von Gipsschlamm eins werden. Offengelegt wird dabei auch die handwerkliche Vorbereitungsarbeit, bis hin zur Umsetzung des Verschmelzens. Die einstündige Performance beginnt am Samstag und Sonntag je um 19:30.

Wild Vlees: When everything is human, the human is an entirely different thing wird am 28.04. und 29.04. im Rahmen des donaufestivals in Messehalle 3 gezeigt. © Sergio Gridelli

Am Samstag trumpft das Donaufestival außerdem mit einem queeren Musikprogramm auf. In der Halle 2 ist ab 21 Uhr 30 die »Black Diva« MHYSA zu hören. Ihre Musik, die sie nach eigener Aussage für die »cyber resistance« produziert, macht ein alternatives Universum von experimentellen Club Rhythmen auf. Ebenfalls auf dem Messegelände im Stadtsaal spielt im direkten Anschluss Lotic, ein Musiker der Widersprüche wie Härte und Weichheit. Seine Prämisse fällt dabei mit der eigenen Definition von Schönheit zusammen: »I like writing music that I think is beautiful, but perfection isn’t beautiful to me. I like men with scars; beauty is a lived thing.«

 

Auf den nächsten Seiten gibt es weitere Veranstaltungstouren für politisch Interessierte, Fans experimenteller Musik, sowie für die Mutigen unter euch, die sich weder von achtstündigen Musikperformances, noch von partizipativen Theater abschrecken lassen.

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