Auch diesen Frühling wird Krems während dem Donaufestival wieder zum Treffpunkt für Kulturinteressierte und Kunstschaffende im Bereich der Avantgarde. Um bei dem vielfältigen Programm den Überblick zu behalten, haben wir euch vier Touren für vier verschiedene Festivaltypen zusammengestellt – für EinsteigerInnen, aber auch für mutige Fortgeschrittene.
Interessierte an Politik und Zeitgeschehen
Mit der künstlerischen Beschäftigung von Alltagsphänomenen setzt das Donaufestival auch Akzente im Bereich des politischen Diskurses. In den verschiedenen Kunstrichtungen werden gesamtgesellschaftlich relevante Themen verhandelt. Die nachfolgende Tour richtet sich an jene unter euch, die vor allem für politische Kunst zum Donaufestival anreisen.
Der Kunstraum Niederösterreich positioniert sich als kritisch gegenüber einer Kulturpolitik, die auf Sparmaßnahmen setzt. Um das Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, Kunstwelt und Wirtschaft zu untersuchen, wurde »Hobby Horse Ltd. « eingeladen. Das Fake-Start-Up organisiert Präsentationen und Tailorings um ihr Geschäftsmodell – die Freizeitaktivitäten von Privatpersonen als Dienstleistung zu übernehmen – anzuwerben. Die tagsüber zwischen 14 Uhr 30 und 19 Uhr 30 stattfindenden Aktionen im Kunstcontainer lassen sich gut mit anderen Programmpunkten verbinden. Davor oder danach bietet es sich an bei der Installation »Premise Place (edit 1) « von Ryan Trecartin und Lizzie Fitch vorbeizuschauen, die in der Kunsthalle gezeigt wird. Eine Mischung aus Make-Up-Tutorials auf YouTube und Trash-TV-Szenen, soll einer hyperkonsumistischen Subkultur den Spiegel vorhalten.
Am Abend treten mit ZONAL feat. Moor Mother KünstlerInnen im Stadtsaal auf, die unter der Bezeichnung „Slaveship Punk“ über die Befreiung aus der Sklaverei, aber auch über andauernde Unterdrückung von People of Colour Musik machen. Müsste man das musikalische Projekt auf ein Wort herunterbrechen, wäre es ein wütendes: Nein.
Am Sonntagvormittag wird im Kino im Kesselhaus der Film »Nocturama« gezeigt. Regisseur Bertrand Bonello erzählt die Geschichte einer Gruppe von jungen Terroristen. Handlungsort ist das vielfach Anschlägen heimgesuchte Paris. Die ambivalenten Motive der Jugendlichen – stumme Wut auf ein kapitalistisches System – dürften dabei reichlich Gesprächsstoff für Diskussionen liefern.
Das zweite lässt sich mit »CHANNELING #likemetoo« beginnen. Die Künstlerin Barbis Ruder setzt sich zum Ziel die most likeable Performance zu schaffen. Dafür lässt sie BesucherInnen über die sozialen Medien ab- und mitbestimmen. »CHANNELING #likemetoo« ist damit eine künstlerische Bearbeitung des Zeitgeistes, rund um Selbstdarstellung einer Generation von »Digital Natives«. Die einstündige Performance gibt es am Freitag ab 18 Uhr oder am Samstag ab 15 Uhr 30 zu sehen.
Auch Ryan Trecartin und Felix Rothenhäuser nehmen sich der Thematik Selbstdarstellerei und Statusupdate-Zwang mit ihrer Theaterperformance »The Re’Search« an. Drei SchauspielerInnen geben auf der Bühne Influencer-Kauderwelsch wieder. Aus dem sprachlichen Wirrwarr spricht vor allem eins: ein Schrei nach Aufmerksamkeit.
Eine spannende Performance verspricht außerdem »Trophée« von Rudi van der Merwe zu werden. Ein Shuttlebus fährt das Publikum zum Schlosspark Grafenegg, wo ein Kreuzzug dargeboten wird. Unterstützt von Kriegstrommeln bewegen sich drei maskierte Frauen in barocken Kostümen in langsamem Tempo auf die ZuschauerInnen zu und simulieren eine Kriegsinvasion. Sie vermessen die Fläche neu und spielen dabei nicht nur auf Landraub, sondern auch auf die zur Beute degradierten »trophy wives« an. Inspiriert sind die inszenierten Bilder dabei durch Jugenderlebnisse des in Südafrika geborenen Künstlers.
Schaut man sich »Trophée« am Samstagmittag um 13 Uhr an, so bleibt für den Folgetag um 13 Uhr für die Diskussion »Talk IV: Die Welt, die aus der Zukunft kam« Zeit. Dort wird nochmal explizit über »Zeit« und »Gegenwart« gesprochen. Mit dabei sind Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Eva Horn, Philosoph Armen Avanessian und künstlerischer Leiter des Donaufestivals höchstselbst, Thomas Edlinger.