Es wird lustig heuer. Der größte Festivalveranstalter Deutschlands kommt nach Österreich. Für Musikfans ist das erfreulich, für andere eine Ansage.
Arcadia, das sind die guten Leute, die bisher Konzerte von Cro, Haftbefehl, Brandt Brauer Frick oder Chakuza veranstaltet haben. Die Acts wurden immer bunter, das Büro voller und jetzt haben sie Großes zu verkünden: Arcadia macht gemeinsame Sache mit FKP Scorpio, immerhin der Festival-Platzhirsch in Deutschland, mit Four Artists, Chimperator und KKT. Genauer gesagt wird es bei Arcadia jetzt zwei Firmen geben, Aracadia und Arcadia Live, die weitaus kleinere bleibt unabhängig, aber das sind Details (Für Leute, die auf genaue Zahlen stehen, die wurden uns versprochen und werden noch hochheilig nachgeliefert. Update: Die Aufteilung wurde uns mit 55% FKP Scorpio, 10% Chimperator, 10% Four Artists, 25% Arcadia übermittelt).
Was wirklich zählt, ist dass damit viel Bewegung nach Österreich kommt und sich Leute, die gern auf Konzerte gehen, auf deutlich mehr Angebot und auch billigere Preise freuen können. Konkurrenz belebt ja das Geschäft. Und Konkurrenten, von denen gibt es mittlerweile einige, nachdem es jahrelang todesstill war und fast alles nach Vorschrift eines einzigen Veranstalters ablief. Denn nicht nur Arcadia stockt auf, auch das ungarische Sziget Festival drängt nach Österreich. Muse, Metallica und Kiss werden über die Deutsche Entertainment AG zum Rock In Vienna auf die Donauinsel kommen. Es gibt große elektronische Festivals abseits des Urban Art Forms. Und so weiter.
Da ein Monopol, und da jetzt kein Monopol mehr
"So etwas wie das Nova Rock kann es nur geben, weil es sonst keine Konkurrenz in Österreich gibt." Sätze wie diese konnte man immer wieder hören, vor allem wenn man im Ausland über heimische Festivals redete. Der eingezäunte Drecksacker an der Grenze ist ja legendär für seine Nicht-Atmosphäre. Jahrelang hatte Skalar bestimmt, wer wo wann spielt. "Die Alserstrasse", wie man sie liebevoll nennt, hatte eine Quasi-Monopol bei Festivals und großen Konzerten. Egal ob Justin Timberlake, Radiohead, Katy Perry oder Stromae, alles machten sie. Und bei aller Kritik an Skalar, musste man ihnen trotzdem neidlos zugestehen, dass sie wenigstens wussten, was sich ausgeht und was nicht. Weniger nett formuliert könnte man sagen, sie standen sich mit ihrer Liebe zur Musik nicht selbst im Weg.
Das ist jetzt vorbei. Man hört über den Flurfunk, dass auch Skalar plant, bisschen mehr mit Deko und Atmosphäre zu machen, das Urban Art Forms geht zurück an seine Roots nach Wiesen. Vor allem aber wird es nicht mehr nur ein paar verstreute Idealisten wie das Acoustic Lakeside Festival, die Poolbar in Feldkirch oder das Waves Vienna geben, die ganz unterschiedliche Musiker nach Österreich holen.
Wir haben also nachgefragt, was man sich für heuer erwarten darf, ob Kendrick Lamar endlich kommt und wie der Vibe zwischen Skalar und Arcadia gerade so ist. Die Fragen haben Bernhard Kaufmann und Filip Potocki gemeinsam beantwortet.
Mit der neuen Agentur kommen ganz schön viele Acts zu euch. Worauf sollen wir uns heuer freuen?
Ja, das ist richtig und wir freuen uns schon sehr darauf. Um ein paar Highlights für 2015 zu nennen: Das Nuke Festival wird in Graz wieder ins Leben gerufen – Seeed und Wanda haben dafür zum Beispiel bereits bestätigt. Tocotronic & Gäste Open Air in der Arena Wien mit einem neuen Toco Album im Gepäck steht am 19.07. auf dem Programm.
Die HipHop Open Austria sind für 17.07. geplant und dazu wird es eine Pre-Show am 14.07. im WUK mit Danny Brown geben.
Und ein paar Sachen verraten wir noch nicht. Sonst wird’s ja langweilig die nächsten Monate.
FKP Scorpio ist kein Bemmerl. Mit über 100 Millionen Euro Umsatz sind sie der größte Festival- und Konzertveranstalter Europas. Wie viel Kontrolle über Arcadia Live bleibt da bei euch in Wien?
FKP Scorpio war und ist unser Wunschpartner. Wir sehen in dieser Zusammenarbeit großes Potential, wobei selbiges auch für unsere weiteren Kollegen Four Artists, KKT und Chimperator Live gilt. Das Netzwerk, das wir gemeinsam bilden, ist nicht nur einseitig – wir sind überzeugt, dass auch unsere heimischen Künstler davon profitieren werden – wie aktuell am Beispiel der Band Olympique zu sehen ist, die ab sofort in Deutschland im Booking bei Four Artists und Chimperator Live sind. Ein fließendes Geben und Nehmen quasi.
Das Nuke Festival wird wiederbelebt. Es wurde früher von den Freunden bei Skalar Music veranstaltet. Ausserdem war FKP Scorpio früher an Skalar beteiligt, bis es ausgekauft wurde. Ist aber eh alles cool zwischen euch und Skalar?
Wir schätzen die Kollegen von Skalar sehr. Wir glauben aber auch daran, dass eine Belebung des Veranstaltungsmarktes sehr wichtig ist und mittelfristig für das Konzertpublikum positive Auswirkungen haben wird. Und davon haben letztendlich alle am meisten.