You Never Know What Will Happen Next … hieß eine Ausstellung des Lentos im Jahre 2009. Vier Jahre später feiert das Museum sein 10-jähriges. Ob die Ausstellung zum Jubiläum denn überraschen wird?
8-jährige hantieren mit Pistolen – daneben alte Terrakotta-Figuren. Zu sehen im Linzer Museum Lentos, das keltisch ist und für „an der Krümmung des Flusses liegend“ steht. Klingt spannend – ist es auch. Denn, wenn ein Grazer Museumsdesigner wie Karl Stocker neidisch hinüber schielt und im Interview mit der „Kleinen Zeitung“ sagt: „Das Lentos ist eine Plattform für jüngere Leute, dort fördern die großen Institutionen auch die Freie Szene. Das halte ich für durchaus nachahmenswert.“
Wenn sich die Lentos-Museumsdirektorin Stella Rollig mit dem Wiener Leopoldmuseum darum streiten muss, wer von den beiden zuerst auf den „nackten Mann“ gekommen ist – da kann es sich nur um ein Erfolgskonzept handeln. Dafür sprechen auch die Zahlen aus 2012: 10.000 Besucher mehr. Nur der Standort sei ein Nachteil meint der kaufmännische Leiter des Lentos im Gespräch mit den OÖ-Nachrichten. Denn zu ihrem Bedauern müssten sie die Eintrittspreise von Euro 6,50 auf Euro 8 erhöhen, um die Eigenfinanzierungsquote stabil zu halten. Nur da sind sie im Gegensatz zu Wien Nachzügler.
Du bist jetzt ein Jahr älter
Das Lentos wird zehn Jahre alt und widmet sich selbst eine Ausstellung. So wie die eigene Sammlung über die Jahre hinweg konzipiert wurde, so soll die Geburtstagsausstellung gestaltet werden. Zeitgenössische Künstler entwickeln neue Hängungskonzepte der Werke vom 19. Jahrhundert bis heute und stellen ihnen ihre eigene Kunst gegenüber. „Lentos – ständig in Bewegung“ heißt es von den Betreibern. Das ist es auch – in Bewegung. Mit der Wolfgang Gurlitt-Sammlung wurde 1946 die Neue Galerie am Hauptplatz, Brückenkopfgebäude West, gegründet. 1979 sind die Stücke ins Lentia 2000 übersiedelt bis sie 2003 schließlich ein eigenes Gebäude – das Lentos – erhielten.
Die 76 Gemälde und 33 Grafiken von Gurlitt haben ja auch einen hohen Wert und verdienen einen besonderen Platz. Genau das sind einige der Werke: besonders. Denn Experten finden, dass Gurlitts Sammlung etwas fragwürdig ist und untersuchen seit 1999 dessen Herkunft. So musste das Lentos bereits mehr als einmal feststellen auf Nazi-Raubkunst zu sitzen. Zuletzt waren es sechs Bilder des Wiener Malers Anton Romako (1832 bis 1889), die dem jüdischen Internisten Oskar Reichel (1869 bis 1943) gehört hatten, der seine Sammlung 1943 an die Nazis zwangsverkaufen musste. Trotzdem bleiben die Gemälde im Linzer Museum, denn die rechtmäßige Erbin schloss mit der Stadt Linz einen entsprechenden Vertrag ab. Auch Werke von Schiele und Klimt, die sich das Lentos ausgeliehen hatte, werfen ein schlechtes Licht auf das Museum. Als die Eigentümerin die Bilder zurückverlangte, seien sie plötzlich verloren gegangen. Erst vor dem Obersten Gerichtshof konnte eine Einigung stattfinden: das Lentos musste zahlen.
Zum Feste nur das Beste
Nichts desto Trotz wird gefeiert und zwar mit: Eva & Adele, das pinke Performancepaar aus Deutschland, Maria Bussmann, Anetta Mona Chisa & Lucia Tkácová, der Neo-Geo-Maler und DJ Gerwald Rockenschaub und der Videokünstler Nasan Tur. Von ihnen befinden sich bereits Kunstwerke in der Lentos-Sammlung. Ausgehend von diesen sollen die Künstler aus dem Rest der Sammlung Werke auswählen und einen eigenen Raum gestalten. Fünf von elf Räumen sind dann damit gefüllt, die anderen sechs werden von den Kuratoren geschmückt und sollen den Schwerpunkt der Sammlung widerspiegeln. Unter den Kuratoren die Museumsdirektorin Stella Rollig, die für ihre Arbeit in den höchsten Tönen gelobt wird. Letzten Sommer stand ihr Name im Raum für die Neubesetzung der Kunsthalle Wien und für die nachfolgende Lentos-Leitung ab 2014 soll sie ebenso sehr gute Chancen haben.
Die diesjährigen Ausstellungen, für die vom Gemeinderat ein Jahresbudget beschlossen wird, werden es zeigen: im Sommer kommt der Natur- und Lichtkünstler Olafur Eliasson und wird die 800m² große Ausstellungshalle mit seiner Lichtinstallation „Cosmic Campfire“ bezaubern. Im Oktober glitzert die Produktion der Tate Liverpool „Glam! The Performance Of Style“ die Hallen aus. Auch Vernetzung ist Rollig wichtig, wie sie in einem Gespräch mit der KUPF OÖ einmal erwähnte. Vor allem mit der Ars Electronica, mit der sie bei dessen Festival schon jahrelang kooperiert und der Kunstuni Linz.
Die Sammlungsausstellung zum Jubiläum „10 Jahre Lentos“ wurde bereits zeitgleich mit der Ausstellung zum Künstler Jason Dodge – ein etwas anderer Bildhauer – eröffnet.