Das ist die Kuratorin des Electric Spring

Katharina Seidler sagt lieber, dass sie jetzt beim Electric Spring mitarbeitet. Das ist natürlich völlig untertrieben.

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Katharina Seidler sagt nicht wahnsinnig gern Kuratorin. Vielleicht weil heute so ziemlich alles kuratiert wird. Sie sagt lieber, sie arbeitet jetzt beim Electric Spring mit. Offiziell ist sie natürlich genau das, die neue Kuratorin des Electric Spring.

Katharina Seidler beschäftigt sich seit Jahren mit elektronischer Musik. Zuerst beim Skug, später bei The Gap – erster Artikel 2009, später eine Coverstory zu Wiener Clubkultur und jetzt eine Kolumne zum selben Thema –, später übernimmt sie die Party-Kolumne im Falter – dort ebenfalls mit üppiger Coverstory zu Wiener Clubkultur – und wächst über ihre Arbeit beim Sumpf immer weiter bei FM4 rein, wo sie mittlerweile auch angestellt ist. Darüber, dass das Electric Spring also top … kuratiert sein wird, muss man sich keine Gedanken machen.

Über den ganzen Rest haben wir uns kürzlich unterhalten.

Das Electric Spring war wohl doch kein Wahlzuckerl.

Offenbar nicht. Aber die Grundidee, neben dem Popfest ein zweites, niederschwelliges, kleineres Festival zu machen, gab es in Wirklichkeit vorher schon. Das Neue Wege Festival gibt es einige Jahre, mit ähnlichem Team wie das Electric Spring. Das Kunsthalle-Foyer wurde da schon bespielt. Die große Bühne war 2015 natürlich neu.

Wie früh kam denn wer auf dich zu?

Kurz nach dem Waves Vienna habe ich von Thomas Heher, der das Electric Spring letztes Jahr im Auftrag des MQ kuratiert hat, zum ersten Mal davon gehört. Er hat mich aber schon vorher – also auch vor der Wienwahl – gefragt, ob wir uns dringend treffen können.

Inwieweit wird das Kurator-Prinzip hier fortgesetzt? Robert Rotifer hat das Popfest drei Jahre lang gemacht …

Es wird sicher nicht so sein, dass Thomas Heher und ich jetzt auf Jahre hinaus das Electric-Spring-Team bilden. Zum Popfest gibt es keine personellen Überschneidungen, aber eine Zusammenarbeit, damit es keine doppelten Bookings o. Ä. gibt. Das Kuratorenteam des Popfests, Kathie (Ankathie Koi, Anm.) und Gerhard Stöger, kenne ich ohnehin gut. Mit Gerhard bin ich über den Falter seit Jahren ohnehin über praktisch alle Platten, die rauskommen, in regelmäßigem Austausch.

Da hat der Falter gerade das Musikprogramm der Stadt Wien übernommen.

Stimmt eigentlich.

Gab es inhaltliche Vorgaben?

Gar nicht. Ich habe die Acts nicht nach einer Vorgabe zusammengestellt. Gerhard Stöger meinte, man muss sich im Klaren sein, ob das Popfest die Gegenwart abbilden will, die letzten Jahre oder den spezifischen Blick der Person auf eine Szene. Schwierig. Im besten Fall natürlich alles. Letztes Jahr wurden beim Electric Spring ja Möglichkeiten eines elektronischen Songwritertums ausgelotet. Ich bin mehr in experimentelleren Ecken unterwegs. Das stellt ein schönes Kontrastprogramm zum letzten Jahr dar. Das ist sicher durch meinen Geschmack bedingt, aber auch durch den Wunsch, das sichtbarer zu machen. Im besten Fall bietet ein Gratisfestival eine größere Plattform für Acts, die sonst in einer Nische stattfinden.

Auf deine Coverstory im Falter gab es den Vorwurf, dass das nur eine ganz bestimmte Blase ist. Wenn du das hier ähnlich machen solltest, können sich dann all die Leute, die sagen, es gibt da noch so viel mehr elektronische Spielarten … brausen gehen?

(lacht) Gute Frage. Ich bin allgemein sehr harmoniebedürftig und am liebsten würde ich ein Line-up machen, das alle fair finden. Das ist wirklich so. Ich lerne gerade, dass das nicht möglich ist. Für mich ist das immer noch komisch. Wenn jemand mit Kritik an meinen Texten Recht hat, wenn ich etwas übersehen oder jemand vergessen habe, dann trifft mich das sehr. Ich glaube schon, dass das Programm heuer mehr Szenen miteinbezieht. Ich kenne mich aber bei manchen Szenen nicht aus und es gibt viele Dinge, von denen ich leider nicht die geringste Ahnung habe. Und es wird mir extrem leid tun.

Wirst du dir Kommentare auf DerStandard.at dazu durchlesen?

Ich würde es gerne nicht tun. Aber ich werde es die ganze Zeit machen und völlig fertig sein. (lacht) Ich nehme mir diese Dinge sehr zu Herzen. Ich bekommen ja wenig Feedback, und öfter melden sich nette Leute. Die paar aber, die etwas Scheiße finden, meine Stimme zum Beispiel, so etwas trifft mich voll. Ich wünschte es wäre nicht so. Aber ja, ich werde das lesen und es wird mich kränken.

Mit Nazar gab es letztes Jahr einen großen Rap-Act.

Ich hab mich letztes Jahr in die Diskussion nicht eingemischt, aber das hätte ich ganz locker vertreten können. Das hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken verteidigt.

Aso, ja. Ich meinte eigentlich den Stellenwert von Hip Hop am Electric Spring.

Es wird kein Festival ohne Hip Hop sein. Aber der Fokus wird ein anderer sein. Die Vorgabe ist sehr frei. Bei electronic passt ja fast alles, was nicht Singer-Songwriter ist, mit rein.

Wer redet am Programm mit?

Bei den Treffen sind Michael Duscher vom Museumsquartier, Thomas Heher und manchmal Patricio Salgado von der Stadt Wien aus dem Team von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Ich schlage vor. Sie stehen da sehr hinter mir, weil es den Wunsch gibt, dass es meine Handschrift tragen soll. Wir sind uns bei vielem auch überraschend einig. Sie melden nur wenige Dinge an, wie etwa zugkräftige Headliner für die Hauptbühne. Ich brauche aber auch das Gespräch und den Austausch.

Das klingt so, als wäre das Programm ziemlich fertig.

In meinem Kopf ist es das. Es ist aber noch nicht gebucht. Ich stell den Erstkontakt her, der Thomas Heher macht dann netterweise alles andere. Ich kann nämlich einfach keine Gagen verhandeln.

Weiter zu Bühnen-Hostings von coolsten Menschen, einer Taxifahrt und die Sache mit den Gratisfestivals.

Bild(er) © saLeh roZati
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