Die LGBT-Partylandschaft in Wien hat mittlerweile so viele Namen, dass es nicht mehr so leicht fällt, den Überblick zu behalten. Wir haben die Clubs und Veranstalter selbst gefragt, was einen bei ihren Partys erwartet.
OMG Society (© OMG Society)
Euer Publikum in drei Worten? Mutig, unkonventionell, unangepasst. Das Motto von OMG ist einfach: Vienna’s hottest Gay Club! Einmal pro Monat versammelt sich die Society mit den drei Buchstaben im legendären Chaya Fuera. Dabei wird OMG völlig ohne Flyer und Plakate sondern rein über Mundpropaganda sowie Social-Media beworben. Begonnen hat alles vor fünf Jahren im legendären Klub Kinsky – damals der Inbegriff für coole Partys im Herzen von Wien. Entstanden ist die OMG-Idee ursprünglich bei Veranstaltungen in den großen Party-Metropolen wie Berlin, London und Paris. Damals haben wir uns gesagt: „Was die können, können wir auch!“ Veranstaltet wird OMG übrigens vom Team X. Die Namen und genaue Zusammensetzung des Teams behalten wir für uns. Für uns steht zu 100% die Party im Mittelpunkt! Was ist das Besondere an gerade eurem Konzept? Bei uns steht das „Community-Feeling“ im Mittelpunkt der Inszenierung. Unsere Botschaft ist klar: Das Leben ist eine Party! OMG wurde von Anfang an als Premium Marke positioniert. Ohne Regeln und Konventionen, unangepasst und aus der Reihe tanzend. Dabei war uns wichtig, alle Sub-Segmente der Szene zu vereinen. Um die Community aufzubauen haben wir zu Beginn eine für Wien außergewöhnliche Einlasspolitik etabliert: Nur mit einer speziellen Plastik-Karte, der sogenannten „Invitation Card“, bekam man Zutritt zu den ersten Events. So etwas hatte es davor in Wien noch nicht gegeben. Das Ergebnis: Die Leute kamen in Scharen! Außerdem haben wir stark auf Innovationen gesetzt, und zwar in sämtlichen Bereichen von der PR über die Musik bis hin zu den Acts. Was bei OMG zu sehen und zu hören ist darf auf keiner anderen Party zum Inventar gehören. Wie lange gibt es euch schon und was hat sich seitdem in der Szene verändert? Uns gibt es seit über fünf Jahren, und seitdem ist jede Party mit rund 1.000 Leuten knackvoll. In den letzten Jahren ist die Szene selbstbewusster und offener geworden. Was vor 10 Jahren noch in Keller-Locations „im Geheimen“ ablief, rockt mittlerweile die besten Clubs der Stadt. Gay ist trendy, und auch Hetero Gäste identifizieren sich mittlerweile mit der OMG-Community. Rund 30% unserer Gäste sind hetero. Seid ihr zufrieden mit der LGBT-Partylandschaft in Wien oder ginge da noch mehr? Mit der LGBT-Partylandschaft sind wir sehr zufrieden, allerdings sind wir noch lange nicht am Ende unserer Pläne und freuen uns auf viele, wilde Party-Nächte. Seid gespannt, was noch alles auf Wien zukommt. Mehr wird noch nicht verraten. Gay-Partys werden oft mit dem klischeehaften Pet Shop Boys Sound assoziiert. Was wird auf euren Partys wirklich aufgelegt? Bei OMG gilt: Premium House Music steht im Mittelpunkt unseres Konzeptes. In den letzten Jahren haben wir einen ganz eigenen „OMG-Sound“ entwickelt. Wir geben unseren DJs viel Freiraum, die richtigen Beats für jeden Abend zu finden. Das richtige Booking spielt dabei natürlich eine zentrale Rolle. Sind eure Veranstaltungen streng auf LGBT ausgerichtet oder auch offen für Heteros? Warum nicht, bzw. warum schon? Welche Gäste wünscht ihr euch? Siehe Frage 3.
Rhinoplasty (© Daniel Gottschling)
Euer Publikum in drei Worten? Gut gemischt, billig Was ist das Besondere an gerade euerem Konzept? Dass es eben keine reine Schwulen- oder Queer/LGBTQI... Party ist, sondern sich immer schon dezidiert an ein gemischtes Publikum gerichtet hat. Es gibt keinen Eintritt und die jedes mal wechselnden Themen und Kostüme sollen die Leute dazu bringen, ein bisschen locker zu lassen und das Ganze für ein paar Stunden mal nicht so ernst zu nehmen. Wie lange gibt es euch schon und was hat sich seitdem in der Szene verändert? Angefangen hat das Rhinoplasty im April 2007, also doch schon eine Weile her. Damals gab es kaum einschlägige Parties die über den schwulen Mainstream hinaus gingen. In der Zwischenzeit sind etliche (teilweise ähnliche) Parties gekommen und wieder verschwunden, aber insgesamt gibt es jetzt schon mehr und mitunter auch unterschiedlichere Veranstaltungen, wie zB Gender Crash und Club H.O.D. … Seid ihr zufrieden mit der LGBT-Partylandschaft in Wien oder ginge da noch mehr? Es ist besser als es früher war, aber da ist natürlich noch SEHR viel Platz nach oben. Gay-Partys werden oft mit dem klischeehaften Pet Shop Boys Sound assoziiert. Was wird auf euren Partys wirklich aufgelegt? He, die Pet Shop Boys haben einen grandiosen Sound! Und gerade bei uns geht es vornehmlich um Spass am Weggehen und eine gute, lustige, depperte Zeit und weniger um ein anspruchsvolles DJ-Set, dementsprechend läuft auch viel Pop in allen Ausprägungen und zu späterer Stunde auch gern mal eher Trash. Sind eure Veranstaltungen streng auf LGBT ausgerichtet oder auch offen für Heteros? Warum nicht, bzw. warum schon? Welche Gäste wünscht ihr euch? Wie oben schon angesprochen geht es uns GENAU darum, eine möglichst offene, inklusive Klientel, das gibt dem Ganzen auch eine Leichtigkeit und Offenheit die zu mehr Ungezwungenheit führt und den hauptsächlichen Fleischbeschau-/Jagd-Charakter, den Ausgehen sonst schon mal bekommen kann, rausnimmt oder zumindest abschwächt und spielerischer macht.
Sisters (© Anna Konrath)
Euer Publikum in drei Worten? queer/queer-allies, feministisch, aufgeschlossen Was ist das Besondere an gerade eurem Konzept? Wir versuchen einen für uns nicht existierenden Raum in Wien zu schaffen. Eine queere-feministische Veranstaltungsreihe die jede Person willkommen heißt, die mit unsren Grundsätzen übereinstimmt. Das Programm setzt sich zu meist aus DJs, Performance und einem musikalischen Act zusammen, in Zukunft wünschen wir uns unterschiedlichste Formate und Zusammensetzungen. Wie lange gibt es euch schon und was hat sich seitdem in der Szene verändert? Sisters gibt es ca 1,5 Jahre. Die Club Landschaft hat sich natürlich in den letzten Jahren verändert und weiter entwickelt, leider gibt es aber immer noch nicht genug Vielfalt. Seid ihr zufrieden mit der LGBT-Partylandschaft in Wien oder ginge da noch mehr? Sisters soll eine mögliche Teil-Antwort auf fehlende Räume in Wien sein. Wir versuchen eine Alternative für queeres Publikum zu schaffen. Für uns ist es wichtig, dass sich unser Publikum wohler und freier fühlen kann. Gay-Partys werden oft mit dem klischeehaften Pet Shop Boys Sound assoziiert. Was wird auf euren Partys wirklich aufgelegt? Das Klischee ist wohl etwas verstaubt. Außerdem würde ich uns nicht als klassische Gay-Party beschreiben. Bei uns wird jede Veranstaltung individuell und mit Herz kuratiert und geplant, wir versuchen vielfältig zu sein, um auch der Vielfalt unseres Publikums zu entsprechen. Sind eure Veranstaltungen streng auf LGBT ausgerichtet oder auch offen für Heteros? Warum nicht, bzw. warum schon? Welche Gäste wünscht ihr euch? Wir beschreiben uns als: „SISTERS is a feminst, non-binary,all-gender, anti-racist, body positive space.“ Es geht uns darum, sexuelle Identität und Orientierung zu thematisieren, bzw. für jede Minderheit die sich mit unsren Werten identifizieren kann, Raum zu schaffen. Wir buchen konkret DJs und Artists aus einem „queeren / vielfältigen“ Kontext in dem Diversität sichtbar ist und geschätzt wird.
Sling (© Sling)
Euer Publikum in drei Worten? sexy, openmind, spontan Was ist das Besondere an gerade euerem Konzept? Bei der Eröffnung in Wien waren wir damals revolutionär, da bis dato Bars mit Darkroom in einer schmuddeligen Nische angesiedelt waren. Wie lange gibt es euch schon und was hat sich seitdem in der Szene verändert? Die Wiener Szene musste 2004 reagieren und hat plötzlich in den eigenen Darkrooms sauber gemacht. ha ha. Spontanen Sex zu wollen, heisst seit der Sling Eröffnung nicht mehr, sich in unsauberen Kabinen begrapschen zu müssen. Seid ihr zufrieden mit der LGBT-Partylandschaft in Wien oder ginge da noch mehr? Da ginge noch viel mehr, aber die Stadtregierung hat nicht begriffen, dass 1 böser Nachbar doch weniger bringt als ein paar Tausende Steuereinnahmen von Bars. Gay-Partys werden oft mit dem klischeehaften Pet Shop Boys Sound assoziiert. Was wird auf euren Partys wirklich aufgelegt? Wir spielen fast nur Tribal House. Die Gäste sollen das Gefühl von Zeit verlieren und sich fallen lassen. Sind eure Veranstaltungen streng auf LGBT ausgerichtet oder auch offen für Heteros? Warum nicht, bzw. warum schon? Welche Gäste wünscht ihr euch? Unsere Gäste sind "heterofriendly". Besonders bei naked Mask flüchten manche Typen schon früh, weil sie brav zu Frau und Kind nach Hause müssen.
The Circus (© Colin Cyruz)
Euer Publikum in drei Worten? In Partylaune, fesch, unersättlich. Was ist das Besondere an gerade euerem Konzept? Wir bringen mit The Circus das Flair der großen internationalen Gay Partys nach Wien. Internationale Dj's, fantastische Acts, Drag Queens, riesige Bühnenshow, Konfettikanonen und großartige Laser und Lichtshows unterhalten unsere Gäste bis in die Morgenstunden. Wie lange gibt es euch schon und was hat sich seitdem in der Szene verändert? Es gibt uns seit fünfeinhalb Jahren, es ist immer besser geworden! Seid ihr zufrieden mit der LGBT-Partylandschaft in Wien oder ginge da noch mehr? Wien hat im Vergleich mit anderen Städten eine tolle LGBT-Partylandschaft. Es wird auf hohem Niveau gesudert, aber im Endeffekt gibt es jedes Wochenende gute Partys. Natürlich sind wir immerzu bemüht die Latte noch höher zu legen und Wien zu einem immer besseren Ruf als Partystadt zu verhelfen. Gay-Partys werden oft mit dem klischeehaften Pet Shop Boys Sound assoziiert. Was wird auf euren Partys wirklich aufgelegt? Pet Shop Boys Sound? Entschuldige aber die 80's sind vorbei, bis sie wiederkommen. Auf dem Hauptfloor ist der Sound sehr tanzbar. Progressive, tribal, circuit house. Auf dem Pop Floor spielt es sich trashiger und witziger ab. Sind eure Veranstaltungen streng auf LGBT ausgerichtet oder auch offen für Heteros? Warum nicht, bzw. warum schon? Welche Gäste wünscht ihr euch? Unsere Party ist speziell auf die LGBT Community zugeschnitten, aber niemand wird am Eingang aufgehalten weil er hetero ist. Unser Publikum ist zu 99% Teil der LGBT Community, Heteros sind willkommen. Wir möchten zusammen eine großartige Partynacht verbringen!
Um Queer Vienna geht es auch in einer unserer vergangenen Coverstorys, die hier zu finden ist.