Ceci n'est pas une maison blanche

Von Selbstverständnis wollen sie nichts wissen. Einen Rahmen und Platz für Kunst und Künstler – national und international – zu schaffen, ist der Fokus vom Kunstverein das Weisse Haus. Wie das gelingen soll, berichtet Alexandra Grausam im Interview.

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In dem folgenden Interview werden diverse Begriffe fallen gelassen, die vorweg erklärt werden sollen, um der Verwirrung gegenzusteuern und zu verdeutlichen um was es bei das Weisse Haus eigentlich geht:

NPO, Thinktank, Artspace und Kunstverein: Das Weisse Haus kümmert sich um Kunst und Künstler, sowohl direkt als in der Funktion eines Mäzenen, als auch indirekt als gesellschaftlicher Vertreter.

Das Weisse Haus Artspace, Studios /// Das Weisse Haus, Artists in Residency: Unter einem Banner sind zwei Organisationen versteckt. Einerseits der Kunstverein der auch als Galerist fungiert, andererseits das Studio Projekt: Ein Platz für internationale Künstler und Kuratoren die gemeinsam wohnen, arbeiten und Projekte umsetzen. Erste Einblicke in die neue Heimat der Künstler und in ihr Schaffen sind in unserer Galerie zu sehen.

Das Weisse Haus ist Ausstellungsort für Kunst verschiedenster Art, ist NPO, Thinktank und last but not least ein Kunstverein. Die Liste der Agenden ist lang, wie schaut es mit dem Selbstverständnis aus? Welche Philosophie steckt hinter den abstrakten Begriffen?

Ich bin mir nicht sicher, welche Begriffe hier als abstrakt bezeichnet werden. Denn für mich sind all die Begriffe der Fragestellung alltägliche Realität gepaart mit laufend zu lösenden Problemen. Die Bezeichnung „Selbstverständnis“ schließt sich von selbst aus, da Das Weisse Haus permanent mit dem Organisieren von Locations und Geldern als Basis für den eigentlichen Inhalt des Programms beschäftigt ist – diese Punkte – auch wenn von außen oft nicht wahrgenommen – zeitweise sehr instabil sind bzw. sein können.

Abgesehen davon möchten beide Organisationen (Das Weisse Haus und Studios Das Weisse Haus), jüngeren Künstlerinnen und Künstlern die Chance zum Arbeiten, Präsentieren, Entwickeln, Austauschen und noch vieles mehr geben. Und dafür bietet sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die noch lange nicht erschöpft sind.

Ihr arbeitet mit nationalen und internationalen Künstler zusammen und bietet diesen die Möglichkeit ihre Werke auszustellen oder bei Projekten mitzugestalten. Wer geht dabei auf wen zu? Wie werden die richtigen jungen Künstler ausgewählt?

Im Fall Das Weisse Haus, dem Artspace gibt es alle paar Jahre eine offene Ausschreibung für den sich junge Künstler mit ihren Portfolios bewerben können, die ein Projekt erstellen oder sich an einem geplanten beteiligen wollen. Die Künstler, die dann teilnehmen, ergeben sich hauptsächlich aus diesen Einsendungen, zusätzlich arbeiten wir mit Festivals (zB. Paraflows), externen Kuratoren und anderen Ausstellungsprojekten. Seit der Verein das „Residency and Studios“ – Projekt gestartet hat, integrieren wir auch einige ausgewählte Künstler des Projekts in den Ausstellungsplan von Das Weisse Haus.

Was die Auswahl von Künstlern für das Residency Projekt anbelangt, gibt es zweimal jährlich eine offene Ausschreibung für einen jeweils 3-monatigen Aufenthalt. Ein Podium an Experten wählt vier Künstler aus, die nach Wien eingeladen werden, um im Studio zu wohnen und zu arbeiten. In Kooperation mit der TBA 21–Academy und Departure (der Kreativagentur der Stadt Wien) wird auch ein eigenständiger Kurator für das Studio ausgewählt und engagiert. Sowohl Künstler als auch die präsentierten Arbeiten sind eng verbunden und beeinflusst vom momentanen Standort des Studios.

Über Geld spricht man bekanntlich nicht, aber es ist doch Notwendigkeit. Ihr tut sehr viel für die Künstler, gebt ihnen einen Ort zum Leben und arbeiten, da fallen eine Reihe von Kosten an. Wie werden die Rechnungen in Das Weisse Haus bezahlt?

Als Non-Profit-Organisation finanzieren wir uns über Sponsoren und öffentliche Subventionen. Im Falle des Studios, Das Weisse Haus freuen wir uns über die Unterstützung des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, die uns die Umsetzung des Projekts erst ermöglicht.

Euer Studio hat gerade eine neue Heimat in Hofbauergasse im Zwölften gefunden. Kommen mit dem Umgebungswandel auch generelle Neuerungen?

Umzüge gehen natürlich einher mit Veränderungen. Für Das Weisse Haus ist der häufige Wechsel von Örtlichkeiten, und damit verbunden der Umwelt, eine Herausforderung und der Umgang mit den immer neuen räumlichen Anforderungen auch ein Abenteuer. Dasselbe gilt natürlich auch für die gastierenden Künstler. Mit dem Umzug der Studios vom 14. In den 12. Bezirk sind wir auch ein gutes Stück näher an das Stadtzentrum gerückt, was sicherlich einen bedeutenden Einfluss auf die Arbeit hat und einen gewissen Komfort für Künstler und Besucher mit sich bringt.

Wir sind kürzlich eine frühere Acryl-Glas Fabrik gezogen und hatten auf einmal wesentlich mehr Platz zur Verfügung als zuvor. Dies ermöglichte uns lokalen Künstlern mehr Platz zu bieten, den Gemeinschaftsbereich zu vergrößern und den residierenden Künstlern und Kuratoren eine angenehmere Lebenssituation zu ermöglichen. Für unsere 26 Künstler ist so eine eigene kleine Kommune entstanden und wir sind froh, Künstler aus allen Ländern auf diese Art zusammenbringen zu können. Momentan können wir zusätzlich die Fabrikshallen in der Umgebung für Ausstellungen und Präsentationen nutzen.

Für euer Herbstprogramm sind vier Künstler aus ganz Europa geladen, die im neuen Studio ihre Projekte ausstellen werden. Könnt ihr uns etwas über ihre Arbeiten erzählen?

Was den Charakter ihrer Werke angeht, haben wir zur Zeit eine sehr heterogene Gruppe von Künstlern, selbst wenn sich in ihren Ansätzen Verknüpfungspunkt finden ließen. Cécile Ibarra aus Belgien konzentriert sich in ihren Performances und (Video-)Installation hauptsächlich auf die Erzählung von alltäglichen Ereignissen. Ihr Werk ist gefüllt mit assoziativen Elementen die verschiedenste Eindrücke, Emotionen und Erinnerungen beim Zuschauer erwecken.

Mirko Lazović aus Serbien arbeitet mit Softwareprogrammierung, um so seitenspezifische Soundinstallationen zu erzeugen oder visuelle Impulse in Ton umzuwandeln. Oft verknüpft er dies auch mit der Einbringung der Zuschauer, die sehr bedeutend für seine Arbeit sind.

Tomáš Moravec aus Tschechien kreiert Prozessstrukturen, Objekte und Aufführungen, in denen die räumlichen Bedingungen und die Veränderung des Umfelds und des Objekts selbst eine bedeutende Rolle spielen. In seinem kreativen Schaffen hat die Videodokumentation seiner Aufführungen einen eigenständigen künstlerischen Charakter.

Im Jänner begrüßen wir vier neue residierende Künstler in Wien: Verena Schöttmer, eine Künstlerin aus Hamburg die hauptsächlich mit dem Medium ihrer Installation arbeitet, in dem sie verschiedene Stoffe als zentrales Material verwendet.

Am 14. Dezember wird die finale Ausstellung des Studios, Das Weisse Haus eröffnet. new.dasweissehaus.at/

Bild(er) © © studiosdwh
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