Der Prater feiert Geburtstag

Der Wurstelprater ist vieles. Vergnügungspark, kultureller Treffpunkt, Touristenattraktion und vor allem eine eigene kleine Welt mit Wiener Charme. Am Donnerstag hat der Prater, gemeint ist der Wiener Prater als ganzes Areal – Prater ≠ Wurstelprater –, 250ten Geburtstag gefeiert und wir waren im Wurstelprater um alte und neue Fahrgeschäfte zu testen.

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Einen Praterbesuch, bei dem man mit allem fahren darf, mit dem man will, gab es höchstens an Geburtstagen und auch dann war irgendwann die Geduld der Eltern zu Ende. Der Prater-Geburtstag am 7. April war, dank meiner – mit Freifahrten für viele Attraktionen – aufgeladenen Partercard, also etwas Besonderes.

2016 wirkt der Wurstelprater etwas zweigeteilt. Auf der einen Seite gibt es den "alten" Prater, also die Fahrgeschäfte, die ich aus meiner Kindheit in den 90er – und 00er Jahren kenne und auf der anderen Seite, den "neuen" Prater, der seit 2008 – mit der Eröffnung des neuen Eingangsbereich und des Praterdomes – immer größere und ärgere Attraktionen anbietet.

Der "alte" Prater

Ganz rechts, findet man gleich drei Klassiker. Dizzy Mouse, Super 8er-Bahn und Aquagaudi – der frühere Donau Jump, der leider nicht geöffnet hatte, was wirklich schade war, denn diese Fahrt war immer ein Muss. Die Dizzy Mouse ist quasi die Einstiegsdroge für Achterbahnen und man hat immer noch das Gefühl, dass der Wagen die Kurve nicht packt und einfach weiter in den Abgrund fährt. Gleich dahinter befindet sich die Super 8er-Bahn, die einfach geil ist. Da kann eine Achterbahn noch so viele Loopings haben, der Mix aus Höhe und Geschwindigkeit, ist und bleibt perfekt. Nach zwei Achterbahnen und beginnender Übelkeit gehe ich weiter Richtung Magic Dreamland, dass eigentlich nur durch den Luftstoß ins Gesicht gegen Ende etwas Magie versprüht – der Parcours war schon einmal lustiger. Vielleicht hat man das aber auch als Kind noch mehr genießen können.

"Wenn ihr glaubt, dass es schon vorbei ist, dann irrt ihr euch."

Tja, ich weiß jetzt, warum der sympathische Typ, der das Sombrero betreut, noch nie damit gefahren ist. Wer hätte das gedacht, dass einem Praterangestellten vom Zusehen schlecht werden kann. Was mich betrifft, habe ich kein anderes Fahrgeschäft so unterschätzt wie den Sombrero. Man denkt an nette mexikanische Fiesta, aber in Wirklichkeit ist es das Böseste, dass der Prater zu bieten hat. Nach der zweiten Runde, wird es langsamer und die Hoffnung, dass es vorbei ist, wächst und dann hört man den Satz: "Wenn ihr glaubt, dass es schon vorbei ist, dann irrt ihr euch." und es wird noch einmal gedreht und geschaukelt – gemeinerweise härter als die ersten beiden Male.

"Der Herr mit der verkehrt aufgesetzten Kappe und dem Flinserl möge sich bitte setzen!"

So eine nüchterne Ausdrucksweise ist man von einem typischen Prater-Schausteller eigentlich nicht gewohnt, aber auf dem Weg zur Wiener Hochschaubahn aka Zwergenbahn, lauscht man trotzdem gerne den Lautsprecherdurchsagen verschiedenster Attraktionen – man kommt da nämlich neben vielen anderen an Tagada und Extasy vorbei. Bei der Fahrt mit der Nostalgiebahn wird man übrigens noch immer von Zwergen angepinkelt.

Der "neue" Prater

Schwarze Mamba, Olympia Looping, Insider und Hotel Psycho sind nur einige der neuen Attraktionen, die ärger aussehen, als sie sind und ich probiere mich durch.

Als ich mich endlich traue, begeistert mich das Hotel Psycho, das der letzten Horrorerneuerung des Praters – Jack the Ripper – auf jeden Fall Konkurrenz macht. Es ist eine Geisterbahn, die mit einer Kombination aus Puppen und Bildschirmen arbeitet. Immer wieder kommen von allen Seiten Luft- oder Wassergebläse als Schreckenselement dazu und – was es einzigartig macht – man fährt nicht nur gerade, sonder dreht sich ständig, wodurch man nach einiger Zeit nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist.

Eine Achterbahn im Dunkeln

Und da kann sie auch bleiben. Der Indoor Rollercoaster Insider, ist leider nichts weiter, als die Dizzy Mouse im Dunkeln mit Technomusik und einer Discokugel. Die weltgrößte transportable Achterbahn Olympia Looping steht heuer im Wiener Prater und sollte definitiv ausprobiert werden, denn sie wird nach dem Sommer wieder zum Oktoberfest zurückkehren. 5 Loopings bedeuten eben auch 5 mal soviel Spaß.

Fazit:

Ein Erlebnisbericht ist ja immer etwas Subjektives, deshalb muss hier noch die Stimmung im Wurstelprater, an diesem Geburtstag, beschrieben werden. Wurstelprater und Prater sind eben nicht dasselbe und das 250-jährige Jubiläum bezog sich wohl eher auf den Prater als Freizeit- und Erholungsgebiet, das eben am 7. April 1766 zur allgemeinen Benutzung freigegeben wurde. Denn, erwartet habe ich mir ja eigentlich Partystimmung, also Horden von Schulklassen und Kinder generell, riesige Luftballons, Banner, Musik, Fernsehteams und eben einen vollgestopften Prater mit langen Schlangen vor den Achterbahnen. Das genaue Gegenteil war der Fall. Wenig Besucher, viele Attraktionen hatten zu und in den meisten Fahrgeschäften bin ich alleine gesessen – das hatte allerdings auch seine Vorteile. Trotzdem war das eine einmalige Gelegenheit, dank der zur Verfügung gestellten Pratercard, vieles auszuprobieren. Der typische Praterbesuch sieht nämlich in der Regel anders aus und reißt meistens ein Loch in die Geldbörse. Der Prater hat es aber schon noch drauf. Die Fahrgeschäfte, die den Prater ausmachen, sind – auch wenn einige davon am Donnerstag geschlossen waren – noch da.

Für nähere Infos zur Pratercard und den Veranstaltungen im Rahmen des 250ten Geburtstages, siehe hier.

Bild(er) © Clara Gottsauner-Wolf
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