Die Musik spielt auf der Straße

Musik existiert auch abseits von Spotify und iTunes, nämlich auf der Straße. Die Wiener Band Cobario spielt dort seit acht Jahren. Vom Reiz und Risiko, wildfremden Menschen ins Gesicht zu spielen.

Laws of Attraction

Gerade auf entsprechenden Festivals ist es schwierig, sich von anderen Bands abzuheben. Es wird um jeden Zuseher gebuhlt. Die Kunst liegt darin, die Menschen aus dem Alltag zu reißen. "Das Schöne an der Straßenkunst ist, dass niemand damit rechnet und plötzlich passiert ganz unerwartet etwas Wunderbares." Das schafft man natürlich nicht, wenn man Cover-Versionen runterspielt, denn das ist ja der Alltag.

Es ist essentiell, mit dem Publikum zu kommunizieren – Geschichten aus dem Alltag, Humor und Charme helfen natürlich. Man ist schließlich auf einer Bühne und kann auf Elemente aus dem Theater zurückgreifen. Das Schwierigste ist, das Publikum in die Show miteinzubeziehen.

Als Straßenmusiker ist es bestimmt kein Nachteil aus Wien zu stammen. Immerhin hat die Stadt international einen sehr guten Ruf in Bezug auf klassische Musik. Klischees wie die Wiener Gemütlichkeit und der Schmäh funktionieren wirklich und sorgen für Sympathie auf beiden Seiten. Eine der wichtigsten Eigenschaften als Straßenmusiker ist das Erkennen eines guten Platzes. Er sollte ausreichen frequentiert sein, damit sich eine Menge bilden kann.

Oft geht das dann sehr schnell, aus einer kleinen Gruppe werden binnen Minuten plötzlich 100 Leute. Im Sommer etwas Schatten für das Publikum, und so, dass es nicht von der Sonne geblendet wird. Gute Plätze sind Fußgängerzonen, Einkaufsstraßen und überall, wo viele Touristen sind. Wichtig ist die Menschen nahe zur Bühne zu bekommen. Es gibt schwer kalkulierbare Faktoren, von denen man sich gerade am Anfang nicht verrückt machen lassen darf. Was am Ende natürlich am meisten zählt, ist eine gute Show.

Hallo, wir sind Cobario aus Wien

Anders als Casting-Bands lernten sich die Jungs auf einer gediegenen Homeparty kennen. Man jammte, tauschte Nummern aus. Während das erste Album noch mit Musikstudenten aufgenommen wurde, tasteten sie sich sukzessive an die bestmögliche Soundqualität heran. Selbiges gilt für die Instrumente: El Coba bespielt mittlerweile eine Cole Clark, Giorgio eine Hernandez und Herwigos spielt auf einer 100 Jahre alten Geige.

"Die Straße macht immer noch sehr viel Spaß. Nirgendwo findet man unmittelbar einen so direkten Draht zu seien Zuhörern wie dort. Es ist die ehrlichste Form der Kunst – wem es gefällt, der bleibt und entlohnt den Künstler nach seinem Bemessen", meinen Cobario. Musikalisch lassen sie sich nur schwer einordnen. Einflüsse aus Spanien, Irland, Ungarn, manchmal auch aus dem Orient prägen das, was sie selbst Gipsy Classic nennen. Das neueste Album "Royal" entstand etwa in Ungarn, Hongkong, Österreich, Deutschland und der Schweiz. Songtitel wie "Hips Of A Girl", "Tango della Morte", "Django Comes Home" oder "Los Irgendwos" deuten an, um was es der Band geht. Stimmungen, Gefühle, Begegnungen mit Menschen und Kulturen.

In Wien ist Cobario bisher weitgehend unbekannt. In vielen deutschen Städten ist das anders. Vor allem in Ludwigsburg und Landshut hat man sich eine treue Fangemeinde aufgebaut. Das kommt ihnen aber gar nicht so ungelegen, denn Wien kann, wie sie selbst sagen, eine vortreffliche Oase sein. Könnte sogar sein, dass jemand auf einer Stradivari in der Kärntner Straße spielt und niemandem fällt das auf.

Platzkarten und Straßenkunstverordnungen findet man auf wien.gv.at. Im Herbst findet das Festival Buskers Vienna statt. Sonst muss man Straßenmusik auf Youtube oder eben auf der Straße suchen.

i>www.cobario.at

Bild(er) © Cobario
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...