Die Musikbranche ist ein Sausage-Fest – Teil 2

Wir haben uns heuer wieder heimische Festivals angesehen und ihre Line-Ups auf den Frauenanteil analysiert. Um das Ganze möglichst anschaulich zu gestalten, haben wir alle reinen Männerbands von den Festivalplakaten genommen. Bitte schön.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Der Weltfrauentag liegt jetzt schon einige Tage zurück, doch man kann ja auch an jedem anderen Tag auf die Wichtigkeit von Frauen aufmerksam machen. Darum haben wir einen Blick auf die Verteilung von männlichen und weiblichen Acts auf Österreichs Festivals geworfen.

Im Vergleich zum letzten Jahr – man muss es sagen – ist der Frauenanteil gestiegen. Gut das ist bei unserer "Studie", nicht besonders aussagekräftig, da wir ja die Line-Ups erst zum zweiten Mal analysiert haben. Gut möglich, dass es nächstes Jahr wieder ganz anders aussieht. Eine Langzeitstudie des SR-Archivs der österreichischen Popularmusik ist da schon nachhaltiger. Laut der Studie ist das Verhältnis von Musikerin zu Musiker in Österreich 1:10. Um unser Ergebnis noch deutlicher zu machen, haben wir – neben den manipulierten Line-Ups – auch die Frauenquote in Zahlen und Prozent ausgedrückt.

Frauenanteil in Prozent

Berücksichtigt wurden Acts, die entweder rein weiblich besetzt sind, oder mindestens eine Musikerin enthalten.

Lake Festival (Phase 1/3): 0/16=0 %

Kaltenbach Open Air: 3/35=8,6 %

Nova Rock: 9/72=12,5 %

Rock In Vienna: 3/23=13,1 %

Frequency: 10/61=16,4 %

Snowbombing: 12/72=16,7 %

HipHop Open: 4/24=16,7 %

Acoustic Lakeside: 6/21=28,6 %

Out Of The Woods: 6/20=30 %

Nuke: 5/14=35,8 %

Harvest Of Arts (Wien+Burg Clam): 4/11=36,4 %

Ein eindeutiger Trend lässt sich zwar nicht abzeichnen, was allerdings auffällt, ist, dass kleinere Festivals einen eher hohen Frauenanteil in ihren Line-ups haben. Mal abgesehen davon, dass das Lake Festival momentan bei null Prozent steht – o.k., die sind in der ersten Phase ihres Line-Ups – sollte man auch noch erwähnen, dass das Genre anscheinend eine Rolle spielt. Rock in Vienna, Nova Rock und das Kaltenbach Open Air sind Festivals, auf denen Hardrock- und Metallbands dominieren. Laut fem.pop ist der Frauenanteil in solchen Bands einer der geringsten überhaupt.

50:50? No Way!

Wir wollten eine möglichst breit gefächerte Auswahl an Veranstaltern treffen, wobei die beiden großen – Barracuda und Arcadia – öfter vorkommen. Das hat den Grund, dass sie als Vorreiter auch eine Vorbildwirkung haben sollten. Das Popfest in Wien, mit einem mageren Budget, hat letztes Jahr 50:50 angestrebt und ist nahezu erfolgreich gewesen. Warum also nicht alle anderen auch? Klar, es steht nicht jede Band zu jedem Zeitpunkt für das Booking zur Verfügung, doch unmachbar ist es deshalb nicht. Auf internationaler Ebene und mittlerweile auch in Österreich, gäbe es zahlreiche Musikerinnen, die alle Genres abdecken und somit auch buchbar sind. An Vorbildern mangelt es eindeutig nicht, was längerfristig dazu führen wird, dass der Frauenanteil in der österreichischen Musikszene steigen wird. Da wäre es doch sinnvoll, rechtzeitig den richtigen Weg einzuschlagen, nicht wahr?

Recherchestand: 17.März 2016, 14.00 – Line-Ups werden natürlich laufend ergänzt. Weitere Infos zu der Studie des SR-Archivs zur "Lage der Musikerinnen in Österreich" findet ihr hier.

Bild(er) © Snowbombing
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...