Die vielen Gesichter der Oper

Das Theater an der Wien plakatiert nach einer längeren Pause wieder seine großartigen Opern-Poster. Wir haben dem neuen Künstler André Sanchez Fragen gestellt.

Hast du eine Beziehung zu Wien?

Ich mag die Stadt. Wien ist sehr schön. Ich bin ein Fan von Jugendstil. Ich liebe Klimt. Das ist ein großer Einfluss für mich. Auch Kokoschka. Die ganze Sezession. Ich habe zweimal versucht eine Serie mit Klimt zu machen, aber es ist mir nicht so ganz gelungen. Außerdem finde ich die Serie, die der Fotograf für den Lifeball gemacht hat, großartig. Natürlich auch wegen Caroline, wir haben eine gute Verbindung.

Welche anderen Artisten inspirieren dich?

Neulich ist mir klar geworden, dass das Kino eine große Rolle für mich gespielt hat. Beispielsweise das Kino von Peter Greenaway. Ich war noch recht jung als ich „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ gesehen hab, aber das hat mich nachhaltig beeinflusst. Ein sehr spezieller Film mit vier Farben, vier unterschiedlichen Szenerien. Blau, grün, rot und weiß. Ich finde das magisch. Ein paar Jahre später habe ich Pillowbook gesehen, das hat für mich viele Dinge geändert. Außerdem gibt es Künstler, die aus der Grafik kommen, wie Dave McKean, der ein schottischer Comic-Künstler, Graphikdesigner und Musiker ist. Er hat viele CD-Booklets entworfen, wo er verschiedene Stile und Mittel vermischt, Mixed Media.

Als ich anfing, mich für Kunst zu interessieren, mochte ich vor allem klassische Sachen, die Renaissance, die Neoklassik, mit moderner Kunst konnte ich nicht viel anfangen. Meine damalige Freundin war Künstlerin und hat mich in eine Ausstellung mitgenommen. Es hat mich schockiert, ich fand das brutal. Wir hatten eine Diskussion, weil ich sagte, dass sei nicht schön. Und ein paar Jahre später habe ich einen Künstler entdeckt, ich glaube es war Kurt Schwitters und ihn ihr gezeigt: "Schau der ist genial." Und sie meinte,"ja erinnerst du dich, als wir damals im Museum bei dieser Kurt-Schwitters-Ausstellung waren? Du fandest die schrecklich."

Du lebst in Paris.

Paris ist außergewöhnlich. In Paris sind überall Menschen, immer. Es lärmt überall. Die Stadt schläft nie. Es gibt keinen Geruch in Paris. Im Hinblick auf Kultur ist Paris fantastisch. Das Leben auf der Straße ist international. Abgesehen davon ist es natürlich auch sehr teuer, aber ja.

Wie hast du denn die letzten zwei Wochen erlebt?

Es war schwierig. Zuerst einmal war es ein Schock. Ich hatte selbst überlegt auf das Eagles of Death Metal Konzert zu gehen, und hatte Glück. Ich wohne nicht weit weg. Das Bataclan ist ein Ort, an dem ich oft war. An diesem Freitag bin ich um circa 21.00h nach Hause gekommen, knapp vor den Ereignissen. Ich war an einer Ausstellung, und wieder daheim bekomme ich eine Nachricht von einem Freund, ob ich in Sicherheit wäre. Die Frage verwunderte mich. Dann hab ich von den Anschlägen erfahren. Ich habe Neuigkeiten auf Twitter verfolgt, Nachrichten an meine Freunde geschickt, Nachrichten bekommen, stundenlang telefoniert, kaum geschlafen.

Am nächsten Morgen herrschte eine sehr spezielle Atmosphäre in Paris, es war, als hätte es geschneit. Die Pariser sind Schnee nicht gewohnt. Wenn es schneit, dann verlassen die Leute kaum das Haus, sie fahren kein Auto, weil sie Angst haben. An diesem Morgen war es ähnlich. Es war bedrückend still. Ich bin einkaufen gegangen, alle Leute schauten sich an, als hätten sie Lust miteinander zu reden. Jetzt fängt es an sich ein bisschen zu beruhigen, die Angst nimmt ein langsam ab, aber ja, man spürt es.

Glaubst du, dass die Ereignisse Konsequenzen für die Kulturszene haben werden?

Also für meine Arbeit ehrlich gesagt schon. Die Situation als Freelancer Fotograf oder Illustrator in Frankreich ist ohnehin schon schwierig, da bin ich nicht der Einzige, der das so sieht. Und jetzt wollen alle noch weniger Risiken auf sich nehmen. Ich habe einen Newsletter, in dem ich meine Projekte vorstelle und über meine Arbeit schreibe, diese Art der Kommunikation ist sehr wichtig bei der Arbeit als Freelancer. Aber dieses Mal habe ich meinen Newsletter nicht abgeschickt, weil ich es extrem schwierig finde, in so einer Zeit zu sagen: „He, schau mal mein neues Projekt“. Ich will etwas Zeit vergehen lassen, es ist problematisch. Vor allem weil viele Leute aus der Graphikszene auf dem Konzert waren, selbst Freunde von mir. Ich glaube, dass das gar nicht gut für die Kultur ist. Es braucht auf jeden Fall ein bisschen Zeit, bis die Dinge sich wieder ordnen.

Mehr Infos über André Sanchez und seine Arbeit findet ihr hier. Infos zu Theater an der Wien.

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