Florian Horwath war mal schnell Zigaretten holen in Berlin. Sechs Jahre hat’s gedauert. Jetzt ist der charismatische Tiroler zurück in Wien. Mit dabei: ein neues Album namens „And Then We Explode“ und eine neue Band.
Ich sitze an der Bar. Es ist Montag, halb drei in der Früh. Neben mir der wahrscheinlich schönste Tiroler Wiens – Florian Horwath, eingehüllt in eine Lederjacke, bewaffnet mit Spritzer und Averna Sour. Zuvor war der großgewachsene Beau samt eingangs erwähnter, neu zusammengeraufter Band, dem Florian Horwath Ensemble – Peter Lang und Johannes Riener von Shy sowie Boris Fiala von Mondscheiner –, zu Gast im Stadtsaal, um das Album „And Then We Explode“ vorzustellen.
Beseelt vom Schnaps diskutieren wir über das neue Werk, das unumgängliche Dilemma, für Sachen zu brennen, für die es sich wahrscheinlich nicht zu brennen lohnt, und natürlich über die Liebe. Um die geht es aber nicht nur in unserem Gespräch. Auch auf dem Album ist sie ständiger Begleiter. Drei der neun Songs führen sie im Titel – gemein ist ihnen allen eine hörbare Liebe zum Songwriting.
So singt Horwath vollkommen unprätentiös und ungestelzt mit gewohnt sanft-unaufdringlicher Stimme von letzten Einhörnern, verschwindenden Sternen und den Momenten, in denen ein anfänglich starkes Verlangen schlussendlich verblasst. Also über die Dinge, die halt wirklich wichtig sind.
Aufgenommen wurden die Songs diesmal nicht im Wohnzimmer Sven Regeners, sondern an zwei verlängerten Wochenenden in einem zehn Quadratmeter großen Waldhäuschen nahe dem Wörthersee. Dieses hielt dann auch gleich für das Albumcover her. Die Enge und Beklemmtheit der Aufnahmesituation schlug sich – eh klar – auch in der Musik nieder. Deutlich hörbar beispielsweise im mit repetitivem Piano-Gehämmere überzuckerten „New Jersey Girl“.
Während sich andere noch darüber streiten, ob die Songs auf „And Then We Explode“ – angenehm angetrunken – Richtung The Cure („You Can’t Hurry Love“) oder doch eher Richtung The Velvet Underground („Closer“) taumeln, bastelt Horwath stetig am eigenen Referenzgeflecht. Seine Stimme hat er ja bereits auf den Vorgängeralben gefunden. Seinen Sound jetzt wohl auch.
Und, ja, bezüglich „brennen“: Im Stadtsaal hindert selbst ein von einem Holzsplitter malträtierter Finger Horwath nicht daran, den Über-Hit „Dad You Have Faith In Me And Yes I Love You“ mit gellendem Pfeifen einzuleiten. Ganz zum Schluss gibt’s dann auch noch was für unsere hungrigen Herzen: Die Discokugel taucht die Besucher zum Springsteen-Klassiker in das Licht der zuvor noch verschwunden geglaubten Sterne. Die Stimme bricht. Die Stimmung aber, die besteht.
„And Then We Explode“ ist am 17. Oktober 2014 bei Wohnzimmer Records erschienen.