Die Wombats in Wien

Nach mittlerweile vier Jahren melden sich die Wombats mit ihrem zweiten Longplayer „This Modern Glitch“ zurück. Ein guter Grund für uns, die Herren zum Interview zu bitten.

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Während ihr Debüt „A Guide to Love, Loss & Desperation“ begeistert aufgenommen wurde und Songs wie „Kill the Director“ und „Let’s dance to Joy Division“ nach wie vor die Indie Discos beschallen, folgt nun das zweite Album der Liverpooler Band. Die drei Jungs studierten an der Pop-Akademie in Liverpool, die von Paul Mc Cartney ins Leben gerufen wurde. So bekamen sie wohl die Musiktraditionen mit auf den Weg, die sie nun in ihren Liedern als Referenzfeuerwerk wiederauferstehen lassen.

„This Modern Glitch“, so der Titel ihres Nachfolgers, steht seit Ende April in den Läden. (Mehr zur Platte findet ihr hier) The Wombats sind derzeit auf Tour, um das gute Stück zu bewerben und aus diesem Grund kamen sie auch ins Wiener Gasometer, wo wir Dan und Tord im Vorfeld zum Interview trafen. Wir erfuhren von ihnen mehr über das neue Album und ihren persönlichen Musikgeschmack.

Eure neue Platte klingt viel elektronischer als euer Debüt von 2007. 80er-Jahre Sounds und eine Menge an Synthesizern bestimmen euren neuen Sound. Gab es eine bestimmte Band oder ein Genre, das euch dazu inspiriert hat?

Dan Haggis: Wir haben uns nicht bewusst an irgendeiner bestimmten Band orientiert. Es war viel mehr so, dass wir ja nun schon seit sieben Jahren in derselben Besetzung spielen, obwohl wir alle auch andere Instrumente beherrschen. Es war aufregend für uns, einmal etwas anderes zu probieren. Also haben wir mit verschiedenen Synthesizern experimentiert. Außerdem lieben wir alle elektronische Musik. Vor der Aufnahme unseres ersten elektronisch-lastigen Songs „Perfect Disease“ haben wir aber sehr viel Kraftwerk und Depeche Mode gehört.

Welche Bands habt ihr eigentlich als Teenager gehört?

Dan Haggis: Das ist schon ziemlich lange her, immerhin bin ich schon 27 (grinst).

Tord Øverland-Knudsen: Ich habe sehr viel Skate Punk gehört: Bands wie Millencolin, Green Day, Blink 182 oder The Offspring.

Dan Haggis: Das war bei mir genauso. Außerdem mochte ich die Smashing Pumpkins, Radiohead oder die Deftones.

Tord Øverland-Knudsen: Weezer habe ich auch gern gehört.

Dan Haggis: Und die Foo Fighters und Nirvana.

Der Erfolg von Bands wie den Strokes oder den Libertines trat nach 2000 in UK einen Indie Rock Hype los. Im Zuge dessen versuchten eine Menge neuer Bands groß rauszukommen. Aber den meisten gelang es nicht, sich dauerhaft zu etablieren. Ihr habt es ja geschafft und seid nach wie vor erfolgreich. Was unterscheidet euch von all den anderen Bands?

Dan Haggis: Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Außerdem solange das Album nicht draußen ist, können wir gar nicht sagen, ob wir nach wie vor erfolgreich sind. Wir haben uns jedenfalls selbst nie wirklich als eine Indie-Band gesehen. Auch wenn unser erstes Album in diese Richtung ging, sahen wir uns nie nur als Indie Rock-Band sondern viel mehr als Pop Band.

Hatten Bands wie die Strokes oder Franz Ferdinand eigentlich einen Einfluss auf eure Musik? Gewisse Parallelen z.B. zu Franz Ferdinand auf eurem Debütalbum lassen sich ja nicht abstreiten.

Dan Haggis: Die Vorgehensweise ist womöglich ähnlich. Lustiger Weise haben wir viele der Bands, mit denen wir oftmals verglichen werden, aber nie gehört.

Tord Øverland-Knudsen: Das erste Strokes-Album habe ich natürlich gemocht, aber ich dachte mir nie, solche Musik möchte ich auch machen. Wir kommen von einem ganz anderen musikalischen Background – eher aus der Grunge-Ecke.

Dan Haggis: Das neue Album fühlte sich für uns natürlich an. Wir fühlten uns nicht eingeschränkt auf dieses Indie-Gitarre-Bass-Ding. Wir hatten Spass daran, neue Dinge auszutesten und zu sehen, wie die Leute darauf reagieren.

Tord Øverland-Knudsen: Außerdem bedeutet Indie nicht, dass man sich auf Gitarren-Sounds beschränken muss. Auch wenn das vielleicht eine zeitlang so war, hat sich das in den letzten Jahren doch maßgeblich verändert.

Dan Haggis: Wir hatten einmal eine Diskussion mit einem Mädchen, das an einem Essay zur Frage „Was bedeutet Indie?“ schrieb. Dabei kamen wir zu dem Ergebnis, dass Indie keine wirkliche Bedeutung mehr hat und dass der Begriff die verschiedensten Genres umfasst.

Ihr seid vor allem bekannt für eure Partyhits wie „Let’s Dance To Joy Division“ oder „Kill The Director“. Ist es euch wichtig, dass ihr mit eurer Musik die Leute zum Tanzen bringt?

Dan Haggis: Ja schon. In unseren Anfangstagen haben wir einige Gigs gespielt, wo alle nur herumstanden. Erst als wir „Moving To New York“ herausbrachten, begann sich das zu ändern und die Leute tanzten auf unseren Konzerten. Das gefiel uns und so hatten wir nun im Hinterkopf, dass das ein Teil unserer Musik sein kann, eben Leute zum Tanzen zu bringen. Es ist aber nicht das Wichtigste für uns. Aber wenn es so ist, ist das natürlich sehr gut.

Warum habt ihr euch eigentlich vier Jahre Zeit gelassen, um ein zweites Album zu veröffentlichen?

Dan Haggis: Wir haben in der Zeit einfach sehr viel getourt. Das Album erschien 2007 und danach waren wir bis Weihnachten 2008 ständig auf Tour. Wir haben zwar 2009 bereits mit dem Schreiben der neuen Songs begonnen, aber dazwischen machten wir auch einige Festivals. Wir brauchten insgesamt ein Jahr für das Schreiben der Songs und auch dafür, den neuen Sound zu entwickeln. Schlussendlich hatten wir 34 Songs für das neue Album zusammen- da gehen sich eine Menge B-Seiten aus (lacht). Es dauerte einfach zu entscheiden, welche Songs nun auf die Platte kommen und wir ließen uns beim Aufnehmen und Mastern einfach solange Zeit, bis wir wirklich zufrieden mit dem Endergebnis waren.

Zeilen wie „Please, let me be your Antidepressant“ sind doch sehr unkonventionell. Auch Ironie lässt sich in einigen eurer Songs ausmachen. Welche Rolle spielen die Songtexte für euch?

Dan Haggis: Ohne die Texte funktionieren die Songs nicht. Viele, die zum ersten Mal unsere Songs hören, denken sich, das sind fröhliche Songs, die einfach gute Laune verbreiten wollen. Aber beim zweiten oder dritten Hören merken sie, dass da noch viel mehr dahinter steckt. Dann erst zeigt sich, dass die Inhalte gar nicht so fröhlich sind, wie man anfangs denkt. Und das ist uns auch wichtig.

Eure erste Singleauskoppelung hieß „Tokyo (Vampires & Wolves)“. Hattet ihr irgendwelche Probleme mit diesem Titel nach der Katastrophe in Japan? Der britische Singer-/Songwriter Trouble over Tokyo wurde nämlich auf Grund seines Namens und des Albumtitels „The Hurricane“ von manchen deutschen Radiostationen boykottiert.

Dan Haggis: Wirklich? Nein, wir hatten keinerlei Probleme. Die Single erschien auch schon im September 2010- also lange vor den schrecklichen Ereignissen in Japan. Aber wenn wir den Song spielen, erinnern wir immer an die Opfer dieser Katastrophe. Wir haben uns auch an einem Hilfsprojekt des Roten Kreuzes beteiligt, um den Menschen dort zu helfen.

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