Die Würdigung des Scheiterns

Vom sich gegenseitig Auf-Die-Schulter-Klopfen und vom Rausprügeln der letzten Kritikfähigkeit erzählt der Veranstalter des Fesitvals des gescheiterten Films Hwmueller im The Gap-Interview.

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Wie finden Sie gescheiterte Filme?

Aufregend, anstößig und im besten Sinne inspirierend. Sie geben mir meine jugendliche Filmliebe zurück. Diese werden via Web angemeldet und mir zugesandt. Ich schreibe zu jedem eine Rezension. Bis ich schließlich schweren Herzens eine kleine Auswahl treffen muss.

Sie wählen auch nicht gescheiterte Filme aus, in denen aber die Figuren scheitern. Wie scheitern diese?

In der rasant wechselnden Gesellschaftsmühle fallen Personen mit Visionen und individuellen Lebensentwürfen regelmäßig unter die Räder. Eine Gesellschaft, die sich gnadenlos an der Marktökonomie orientiert, verliert ihre Artenvielfalt und unterhöhlt sich ihre innovative Zukunft. Menschen, die sich dem kollektiven Geschunkel und gegenseitigen Auf-Die-Schulter-Klopfen entziehen üben auf mich eine besondere Faszination aus.

Was ist die Filmpolizei?

Selbsternannte Filmspezialisten, die uns weismachen wollen, was Kinokultur ist.

Die von der Polis(= Staat) alimentierten mentalen Halbwaisen, die sich anmaßen darüber zu entscheiden, was der Staat an wen für was an Subventionen gnädig übrig hat. Verhinderte Geschmacksverstärker mit der fragwürdigen Mission uns unseren Stil zu erklären und in Jurys sitzen und selbstgefällig je nach robuster Sympathie den Daumen heben oder senken und dabei ganze Filmkarrieren in den Ruin treiben.

Wieviel wird das Festival einspielen und wie sehr können die gescheiterten Filmemacher davon profitieren?

Nachdem sich das sponsorenfreie Festival seit Jahren selbst und ausreichend finanziert, werden in spe die Gewinne an die in der Regel armen Filmemacher ausgeschüttet. Diese kooperative basisdemokratische Filmförderung soll wertfrei die freien Geister beflügeln und die ambitionierte freie Kinokunst mittelfristig das Überleben sichern. Denn nur gewagte Ideen, die erstmals nicht die großen Preise rund um den Mammon gewinnen, erlauben uns neue Einsichten und skurrile aber dennoch innovative Ästhetik.

Was ist ein schlechter/guter Film?

Was gut oder schlecht ist, ist reine Geschmackssache. Die Parameter sind willkürlich und historisch gewachsen. Würden unsere Filme vor zig Jahren gelaufen sein, wären sie heute Klassiker. Gut für den Umsatz sind Bespassungsatrappen. Mit denen uns täglich der Rest unserer Kritikfähigkeit aus dem Hirn geprügelt werden. Das Gute, Wahre und Schöne war schon immer eine Mär des zentralisierten Geschmackes. Erdacht von willfährigen Adepten des Kulturadels. Und ich bin davon mit Sicherheit auch nicht frei. Was ich aber mache? Ich gehe, wie alle anderen Besucher unseres Festivals ein Risiko ein. Etwas zu sehen, was man aushalten muss.

Das Festival des gescheiterten Films findet vom 8. bis 15. Februar im Kino Breitenseer Lichtspiele statt.

Nähere Infos unter www.der-gescheiterte-film.com

Bild(er) © Festival des gescheiterten Films
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