Drag ist im Mainstream angekommen. Spätestens seit Staffel 16 der amerikanischen Kultserie »RuPaul’s Drag Race«, unzähligen internationalen Franchise Staffeln – nicht zuletzt dem deutschsprachigen Pendant »Drag Race Germany« – und immer öffentlicheren Protesten rechter Gruppierungen und Parteien gegen Drag-Events lässt sich nur noch schwer von einer »Underground Culture« sprechen. Doch das Kollektiv Bro Homo, mischt die Wiener Drag-Szene auf und bringt frischen Wind rein.
Meme Pages, Politskandale und das eigene Erleben als Inspiration
Als Kollektiv, sagen Bro Homo, sind sie begeistert von anderen Drag Gruppen wie zum Beispiel Haus of Rausch und den Drag Kings of Vienna, aber auch angetrieben von der Arbeit anderer Kollektive wie Awa*, dem Verein der Hosi Wien, den Fearleaders, dem Theater Ensemble Nesterval oder dem queer feministischen Magazin Anschläge. Als individuelle Kunstfiguren haben sie aber jeweils unterschiedliche Inspirationen:
Karl Klit
»Meine Figur Karl Klit hat sich ursprünglich aus purem Männerhass heraus entwickelt. Inspiriert von Erfahrungen, die ich gemacht habe, und Instagram Meme Accounts wie @beam_me_up_softboi stellte er den ›modernen standard jungen Mann‹ dar, so wie ich ihn erlebt habe. Seitdem habe ich meine eigene Männlichkeit entdeckt, was emotional sehr verwirrend war, aber jetzt entwickelt sich Karl weiter: durch Einflüsse wie dem Drag von Wet Mess, einer britischen Drag Figur, versuche ich mich nun an queereren Performances wie der bissigen Vulva.«
Dixi Glow
»Das meiste entsteht aus banalen Impulsen im Alltag: mal verhilft einem irgendein aggravierender Müll aus der Klatschpresse in der Timeline zum kreativen Erguss und ein anderes Mal findet man ein ungeliebtes Oberteil im Kleiderschrank und hat plötzlich ein gesamtes Perfomancekonzept vor Augen. Mit dem Aufbrechen von Binarität hat sich auf einmal die Möglichkeit aufgetan alles sein zu können, was einem so einfällt: ob das jetzt eine laszive Tomate ist oder der Bundeskanzler selbst hängt von meiner Tagesverfassung ab.«
Gaston (Foto: Studio Laboratoria)
Gaston
»Meine Drag-Inspirationen stammen hauptsächlich aus meinen Erfahrungen als trans-masc Person in der binären Gesellschaft, in der wir leben. Ich versuche mit dieser Binarität zu spielen und sie zu dekonstruieren, manchmal durch Humor, politische Aussagen oder Emotionen. Ich bin auch sehr inspiriert von der Arbeit vieler französischer und österreichischer Trans-Kings und Aktivist*innen, die ich getroffen habe und mit denen ich gemeinsame Gefühle und Erfahrungen teile.«
Bro Homo haben kürzlich den Wiener-Regenbogenball-Award 2024 gewonnen. Aktuelle Shows und weitere Infos des Kollektivs finden sich auf ihrer Instagram-Seite.