Ein Album wie ein Afghanischer Windhund – 5K HD mit »High Performer«

Für ihr zweites Album haben 5K HD ein ganz besonderes Wappentier gewählt. Zum musikalischen State of the Art auf »High Performer« haben wir Parallelelen zum Rassestandard des Afghanischen Windhunds gefunden.

© Schorsch Feierfeil

Die erste Vorabsingle »In, Out« hat überrascht, obwohl wir nichts anderes als Überraschendes erwartet haben. Das explizite Jazz-Erbe der Supergroup ist darin etwas gewichen, das Spiel mit anderen Produktionsstilen, wie etwa dem von Sophie, lässt sich hineininterpretieren. Auf dem Rest des Albums tritt diese – im besten Sinne – Brachialität von »In, Out« nirgends mehr so explizit in Erscheinung. Von weit hergeholten Vergleichen bleibt schließlich nur noch die Stimmzwillingschaft von Mira Lu Kovacs mit Caroline Polachek.

Generell haben wir also ein brachialeres Album erwartet. Einen stärkeren Drang, eine wummerndere Sound-Unit. 5K HDs Debüt, das laut Aussagen der Band in einem »Vulkanausbruchverfahren« entstanden sei, hatte bei aller musikalischen Expertise im Vordergrund auch immer ganz zentral eine starke Verletzlichkeit, nahezu Reduziertheit – trotz aller Komplexität. Für das zweite Album ist mehr davon geblieben, als »In, Out« hatte vermuten lassen, auch wenn die fünf BerufsmusikerInnen in der glasigen Zartheit auf eine unheimlichere Zerbrechlichkeit frei nach Smerz umgestiegen sind – im ungeraden Takt, der ohne Diplom unmöglich zu benennen ist.

»High Performer« ist dem illustrierten Afghanischen Windhund von Schorsch Feierfeil sehr ähnlich: majestätisch, alienhaft, weird, etwas für fortgeschrittene HundehalterInnen (respektive MusikkonsumentInnen), und gleichzeitig eine klassische Schönheit.

Außerdem ist das Album auch eine Lehrveranstaltung: Wenn 5K HD zeigen, wie Stimmverzerren nach unten (»Crazy Talk«) und oben (»How Can I Be«) einen subtilen Einsatz findet; wenn sie in »10:15« präsentieren, dass eine Hook in Komplexität nicht kompliziert klingen muss; wie man vergebliches Verlangen unpeinlich musikalisiert (»Boulevard«); und schließlich: Wie bringen wir die ZuhörerInnen dazu, ein paar Minuten lang den Einserschlag des Songs zu suchen und dabei Spaß zu haben (»I Am Emotional«)? 5K HD sind und bleiben eine der besten und professionellsten Bands des Landes. Und vielleicht lernen wir beim nächsten Release, wie schwierig es ist, eine Single zu produzieren, die ein ganzes Album repräsentieren soll. Oder soll sie überhaupt?

5K HD © Ingo Pertramer

5K HD gehen mit »High Performer« (Five K Records, VÖ: 6. September 2019) auch auf Tour. Die Termine: 18. Oktober, Salzburg, Jazz & The City — 24. Oktober, Innsbruck, Treibhaus — 25. Oktober, Dornbirn, Spielboden — 29. Oktober, Wien, Arena — 30. Oktober, St. Pölten, Cinema Paradiso — 31. Oktober, Graz, Orpheum — 1. November, Linz, Posthof.

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