„Ein guter Buchhändler ist nicht ersetzbar“

E-Books – Amazon – Krise des stationären Buchhandels: Der Wandel der Buchbranche ist medial gut beleuchtet. Dabei spielen die Meinungen und Befindlichkeiten der Autoren meistens eine geringe Rolle. Stefan Slupetzky spricht mit uns über das Verdienen, E-Books und Self Publishing.

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Seit 1991 agiert Stefan Slupetzky als freischaffender Autor. Bekannt ist der für seine Bücher mehrfach preisgekrönte Slupetzky vor allem für seine Lemming-Krimi-Reihe, deren Band „Der Fall des Lemming“ mit Fritz Karl und Roland Düringer auch verfilmt wurde. Seit Mai 2010 ist Slupetzky zudem ein Drittel der Wienerlied-Kombo Trio Lepschi, die bis dato drei Alben veröffentlicht hat.

Sie sind oder waren als Musiker, Autor, Schauspieler, Illustrator und

Schriftsteller in renommierten Verlagen tätig. Streicht man die Nebentätigkeiten weg: Könnten Sie von der Schriftstellerei leben?

Schauspieler war ich nie wirklich, und Illustrator bin ich schon lange nicht

mehr. So hängen also alle meine heutigen Tätigkeiten mit der Schriftstellerei zusammen. Von den reinen Tantiemen aus Buchverkäufen könnte ich meine Familie allerdings nicht ernähren.

Womit verdienen Sie im schriftstellerischen Bereich am meisten? Mit

Verkäufen, Ihren zahlreich erhaltenen Preisen oder mit Lesungen?

Die Verkäufe machen ein gutes Drittel aus, Lesungen knapp zwei Drittel. Meine Preise haben vor allem der Arbeitsmoral genützt, waren aber in finanzieller Hinsicht mit einem alle paar Jahre vom Himmel gefallenen dreizehnten oder vierzehnten Monatsgehalt vergleichbar.

Lesungen steuern so viel zu den Einnahmen bei? In den Buchhandlungen findet ja das meiste bei freiem Eintritt statt.

Ja, Lesungen sind auch mit Gagen verbunden. Letztlich dienen sie den Buchhandlungen auch zur so genannten Kundenbindung. Ist der Eintritt frei, müssen die Veranstalter die Kosten tragen. Interessanterweise ist es in Deutschland – anders als in Österreich – üblich, für Lesungen auch Eintritt zu verlangen.

Um bei den Verkäufen in die Tiefe zu gehen: Einige Ihrer Bücher gibt es auch als E-Book. Wie verkaufen sich diese im Verhältnis zur Printausgabe?

Genaue Zahlen habe ich nicht im Kopf, aber die Printausgaben verkaufen sich nach wie vor ungleich besser.

Generell betrachtet: Der Buchhandel ist naturgemäß kein Fan des E-Books. Wie stehen Sie als Autor zum digitalen Buch?

Ich bin es gewohnt, eine sinnliche Beziehung zur Dreidimensionalität eines gedruckten Buchs aufzubauen, während ich es lese. Das heißt, ich bekomme unter anderem ein Gefühl dafür, wo sich Passagen befinden, zu denen ich gerne zurückblättern will. Dieses Gefühl fehlt mir beim E-Book. In dieser Hinsicht ist es wie ein Landschaftsfoto im Vergleich zur realen, greif- und begehbaren Landschaft. Das betrifft mich auch als Schriftsteller: Ich will ja, dass Leser in meine Bücher eintauchen, sich darin niederlassen können.

Ist das E-Book eine Chance, um mehr Leser oder Neuleser zu erreichen und zu gewinnen?

Das kann ich nicht beurteilen.

E-Books lassen sich leicht illegal downloaden – das wird Ihnen auch nicht gut gefallen…

Tut es auch nicht. Schriftsteller haben in der Regel ohnehin schon einen mühseligen, unsicheren und schlecht bezahlten Job. Sie auch noch zu bestehlen, ist ekelhaft.

Bild(er) © julia maetzl
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