E-Books – Amazon – Krise des stationären Buchhandels: Der Wandel der Buchbranche ist medial gut beleuchtet. Dabei spielen die Meinungen und Befindlichkeiten der Autoren meistens eine geringe Rolle. Stefan Slupetzky spricht mit uns über das Verdienen, E-Books und Self Publishing.
Für Autoren ist es heute so leicht wie nie, ein Buch zu veröffentlichen. Jeder Laie kann seines ohne großen Aufwand zum Freien Download ins Netz stellen. Wird es dadurch für seriöse, etablierte Autoren künftig schwieriger am Markt zu bestehen?
Kommt auf den Markt an, den man bedienen will. Falls so etwas wie Qualität in unserer Gesellschaft überhaupt noch durchzusetzen ist, dann doch zuallererst bei literaturaffinen Menschen.
Wozu überhaupt noch Verlage? Denken Sie als Autor manchmal daran, ihre Werke künftig im Eigenverlag oder gleich direkt über Amazon zu veröffentlichen?
Nein, das tue ich nicht. In meinen Augen birgt die Zusammenarbeit zwischen
Schriftsteller und Verlag eine gewisse Garantie für Qualität. Abgesehen
davon würde ich verzweifeln, wenn ich mich auch noch um die Veröffentlichung
und Selbstvermarktung kümmern müsste; meine Texte würden definitiv darunter leiden.
An der Qualität Ihrer Werke besteht kein Zweifel und Ihr Name wäre auch Garant, dass die Vermarktung ohne großes Zutun ihrerseits laufen würde. Provokant gefragt: Ist es nicht verlockend, den Verlag vom Mitverdienst auszuschließen?
Für manche Menschen ist auch die Weltherrschaft verlockend. Im Ernst: Ich habe es immer als moralische Stütze empfunden, dass Verlage an meine Arbeit glauben und daran verdienen wollen. Schriftsteller kehren ihr Inneres nach außen, exponieren sich, machen sich verletzlich und werden auch oft genug verletzt. Da jemanden an seiner Seite zu wissen, tut gut. Alleine könnte ich das nicht tragen.
Wozu noch Buchhandlungen? Genügt nicht für die, die es haptisch wollen, ein ordentlich gemachter Online-Handel und das E-Book für den Rest?
Ein guter Buchhändler ist nicht ersetzbar, und es gibt viele gute Buchhändler. Stellen Sie Ihrem Computer einmal folgende Frage: Mein Nichte wird nächste Woche fünfzehn, und ich suche ein Buch als Geschenk für sie. Sie ist ein bisschen übergewichtig, mathematisch sehr begabt und scheint mir in der Schule eher eine Außenseiterin zu sein. Letzte Woche ist ihr Goldhamster gestorben, das hat sie sehr traurig gemacht. Was empfehlen Sie mir? Ein guter Buchhändler wird Vorschläge machen, nachhaken und eingrenzen, bis Sie das passende Buch gefunden haben.
Welche Entwicklung(en) wird die Buchbranche Ihrer Meinung nach machen?
Schwer zu sagen. Vielleicht wird es auf Dauer eine Art Abspaltung geben: Hier ein mächtiges Angebot an digitalem literarischen Junk-Food, da eine handverlesene Auswahl an liebevoll zubereiteter Haute Cuisine.
Stefan Slupetzkys neuester Krimi „Polivka hat einen Traum“ ist im Herbst 2013 erschienen. Am 13. Februar liest der Autor daraus in der Wiener Buchhandlung Buchaktuell. Das Trio Lepschi kann man am 24. Jänner im Wiener Stadtsaal, am 6. Februar in Innsbruck und am 7. Februar in Feldkirch hören und sehen.