Das in seiner Muttersprache veröffentlichte Debütalbum des Isländers Ásgeir Trausti Einarsson ist von Kritikern und Publikum gefeiert und später – mit Hilfe des amerikanischen Musikers John Grant – auch auf Englisch aufgenommen worden. Im Zuge der Tour zu seinem neuen Album »Afterglow«, das Folk und sanfte elektronische Klänge vereint, gastiert Àsgeir morgen in der Arena Wien.
Du hast erwähnt, dass du für »Afterglow« hauptsächlich allein oder mit deinem gewohnten Team gearbeitet hast. Gab es dennoch Unterschiede in der Arbeitsweise verglichen mit deinem Debütalbum?
Ja, sogar gewaltige Unterschiede. Die Lieder auf »In The Silence« habe ich zuhause geschrieben. Als ich ins Studio ging, hatte ich sogar die Arrangements schon im Kopf. Alles war bereit und wir konnten die Platte in kürzester Zeit aufnehmen. Die Songs für »Afterglow« habe ich hingegen im Studio komponiert. Immer wenn ich eine gute Idee hatte, habe ich sofort aufgenommen und dann weiter dran getüftelt. Auf diese Weise gab es einige Lieder, an denen ich bis zu sechs Monate gearbeitet habe (lacht).
Die Liedtexte deines Debütalbums waren Gedichte deines Vaters, die später von John Grant ins Englische übersetzt wurden. Beim zweiten Album haben mehrere Personen an den Texten geschrieben, trotzdem ist es kohärent geworden. Es gibt viele Hinweise auf die Natur und die Texte beschreiben eher Gefühle und erzählen weniger Geschichten.
Ich bin kein guter Texter und fokussiere mich auf die Musik. Dieses Mal hat neben meinem Vater auch mein Bruder tatkräftig mitgeholfen. Ich habe ihnen meine Gefühle zu den einzelnen Songs beschrieben. Sie haben dann versucht, diese in Worte zu fassen. Ich mag es viel lieber, wenn die Songtexte mystischer oder atmosphärisch klingen. Übrigens: Im Zuge des Erfolgs der ersten Platte hat mein Vater mit 74 Jahren seinen ersten Gedichtband herausgebracht. Auf seinen Wunsch hin habe ich dazu die Illustrationen gemacht, so konnten wir die Sammlung ein bisschen auch mit meinem Namen vermarkten. Wir haben sogar einige Auftritte organisiert, bei denen ich mit meinem Bruder Musik gespielt habe und mein Vater seine Gedichte vorgelesen hat. Wie ein richtiges kleines Familienunternehmen (lacht).
Immer mehr elektronische Elemente haben ihren Weg in deine Lieder gefunden. Wirkt sich das auch auf die Live-Arrangements aus?
Die neuen Lieder sind epischer und tatsächlich auch viel elektronischer. Aber die älteren Lieder spielen wir mit akustischen Instrumenten im gewohnten Arrangement. Am wichtigsten für mich ist es, einen Klavierspieler mit auf der Tour zu haben. So kann ich mich besser auf mein Gitarrenspiel konzentrieren.
Ich mache bald eine längere Reise nach Island. Was ist deiner Meinung nach die beste Art, deine Heimat kennenzulernen?
Lass dich einfach von der Natur leiten. Die Landschaft ändert sich permanent von Kilometer zu Kilometer. Wenn du einfach die Küsten entlangfährst, wirst du bereits ein unnachahmliches Erlebnis haben. Gute Reise, du wirst dich wohlfühlen!
»Afterglow« ist am 5. Mai 2017 bei One Little Indian erschienen. Ásgeir ist am 28. November in der Arena Wien live zu sehen.